Sláine, Band 3 (Dantes Verlag)

Mai 7, 2018

Heimwärts geht es weiter für unseren Lieblingsrabauken Slaine, der mit seinem Zwerg Ukko (bezieht permanent Prügel), der Priesterin in Ausbildung Nest und dem treulichen Flugdrachen Knucker unterwegs ist. Zwar ist der grimme und stinkende verworfene Lord Feg besiegt, aber Slaines Stamm steht immer noch unter akuter Bedrohung. Irgendwie klappt das allerdings auch dieses Mal wieder nicht: als man sich der Festung der Ewigen nähert, löst sich der Berg in flüssiges Gestein auf, und Slaine muss feststellen, dass man mitten in einer epischen Schlacht gelandet ist. Die Druiden, die die Festung der Ewigen beherrschen, werden von Diluvials angegriffen, ekelhaften Viechern, die nur die Vorhut ganz anderer Lumpensöhne sind: die Cythrons stecken hinter der Attacke, jene Wesen, die in grauer Vorzeit einen intergalaktischen Krieg verloren und in die Zukunft verbannt wurden.

Von dort aus versuchen sie in allerlei Inkarnationen zurückzukehren, aber dagegen hat Oberdruide Myrddin, ein Magus, der das Land der ewigen Jugend verteidigt, gewaltig etwas einzuwenden. Beeindruckt von Slaines Kampfeskünsten, wittert er seine Chance und schickt den fröhlichen Schlagetot ins Jahr 1042, wo der hinterhältige Elfric eine gewaltige Schlacht gegen die Kelten führt, deren Ausgang Slaine entscheidend beeinflussen könnte. Das gelingt dem Wüterich dank Verwindungskraft zwar, aber gemeinsam mit Elfrics Sohn wird Slaine ins Elfenreich geworfen, wo Eng-EL und Teuf-EL sich einen lebhaften Kampf liefern. Auf einem widerlichen Viech, das man kurzerhand Pustel nennt, reiten Slaine und sein widerwilliger Kampfgefährte durch den Zeitenstrom in Richtung Festung der Ewigen, wo man sich einer Übermacht der Cythrons gegenübersieht, die mit niemand anderem als dem eigentlich längst erledigten verworfenen Feg paktieren, um die Menschheit ein für alle Mal zu unterwerfen…

In den hier vorgelegten Abenteuern Slaines, die im Original 1984 und 1985 in den Ausgaben 411-428 und 431-434 von 2000 AD erschienen, eröffnet Autor Pat Mills einen neuen Handlungszyklus, der die Geschehnisse um den schlagkräftigen Rabauken in einen zeitenüberspannenden Kontext stellt. Verortete die keltische Mythologie in Form von Namen, sagenhaften Orten und Bauwerken die fiktive Welt Slaines schon immer zu einem gewissen Grade in einer nicht näher definierten britischen Vergangenheit, baut Mills nun zusätzlich ein komplettes existentielles Gebäude, das einem H.P. Lovecraft in nichts nachsteht, dessen „Uralte“ auch explizit zur Sprache kommen. In Mills‘ Variante halten sich die außerirdischen Cythrons die ahnungslose Menschheit lediglich als Vieh, von dessen Angst und Schrecken sie sich ernähren. Zu diesem Zweck zetteln sie über die Jahrhunderte immer wieder Kriege an, da in diesen Phasen universeller Vernichtung die reichste „Ernte“ zu halten ist. Dabei rekrutieren sie auch gerne leicht korrumpierbare Menschen als Helfershelfer, denen sie unermessliche Macht versprechen, nur um ihre Spießgesellen dann ebenso in den Abgrund zu reißen.

So entwickelt Mills eine beklemmende Erklärung dafür, dass sich die Menschheit in regelmäßigen Abständen selbst dezimiert – die kurzen Friedensphasen dienen lediglich zur „Aufzucht“ der Nachkommenschaft. Sattsam bekannte Szenarien und Persönlichkeiten (die Schützengräben des ersten Weltkriegs; ein gewisser österreichischer Obergefreiter mit Schnurrbart, der sich enttäuscht über „sein Volk“ erschießt; die Gräuel des Vietnam-Kriegs) erscheinen direkt im Bild und in einem vollständig anderen, fremd dirigierten Licht (auch das Zeichen der Cythrons, eine Triskele, mutiert im Geschichtsverlauf zu immer weiteren unheilsdräuenden Zeichen). Dieser weltenumspannende Kontext verleiht dem Geschehen bei aller Ruppigkeit eine bemerkenswerte gravitas und nimmt auf frappierende Art die Grundidee der „Matrix“ vorweg, in der die Menschheit ja ebenso ahnungslos vor sich hin dämmert und nur als Nahrung für finstere Herren dient – und die Idee, dass sich düstere Wesen von der Angst der Menschen nähren, wabert ebenso als Motiv durch die Horror- und Fantasy-Welt, angefangen vom berühmten „Nachtmahr“-Bild von Johann Heinrich Füssli bis hin zu Stephen Kings „Shining“-Fortsetzung „Doctor Sleep“.

Slaine selbst ließe sich von diesen mythologischen Ausführungen allerdings kaum beirren: respektlos, dank Erdkraft nahezu unbesiegbar und vor allem mit makabrem Humor gesegnet, haut und sticht er sich weiter durch die Landschaft, was in der Kombination aus Barbaren-Action und überspannendem Kontext wunderbar funktioniert, zumal auch die Zeichnungen zunehmend episch und ausladender werden (u.a. von „Preacher“ Cover-Zeichner Glenn Fabry und „Grandville“ Mastermind Bryan Talbot). Nach Band 1 und 2, die als Soft- und Hardcover zu haben waren, erscheint diese Ausgabe, die die komplette Storyline „Der Zeitenkiller“ als deutsche Erstveröffentlichung bringt, beim Dantes Verlag ausschließlich als hochwertige Hardcover-Edition. Band 4 kommt in Kürze. (hb)

Sláine, Band 3: Der Zeitenkiller
Text: Pat Mills
Bilder: Glenn Fabry, David Pugh, Bryan Talbot
128 Seiten in Schwarz-Weiß, Hardcover
Dantes Verlag
25 Euro

ISBN: 978-3-946952-04-6

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