Die Meister der Inquisition, Band 6 (Splitter)

November 3, 2017

Finstere Geschehnisse erschüttern das Reich Oszitanien: eine geheimnisvolle Macht ermordet reihenweise Mitglieder der Gilde der Inquisiteure, jener Ordnungshüter, die mit Magie und zugeordnetem Elf für Recht und Ordnung sorgen sollen. Schon acht Inquisiteure sind den Tätern zum Opfer gefallen, als weiteres Ungemach seinen Lauf nimmt. Unter Führung eines Meistermörders greift ein Trupp Mannlander das Gefängnis Tredd an, in dem auch der in Ungnade gefallene Inquisitor Aronn einsitzt. Aronn kann zwar dank seiner Teleportationskräfte fliehen, aber den Angreifern gelingt es dennoch, ihr Ziel zu erreichen und alle Gefangenen zu befreien, darunter auch den Zauberer und Gestaltwandler Corwyn. Zutiefst beunruhigt von all diesen Vorgängen ruft Richter Adrael in Ares, der Stadt der Justiz, alle verbleibenden Inquisitoren zusammen.

Aus den bisherigen Aufträgen der verschiedenen Teams aus Inquisitor und Elf reimt man sich die Hintergründe zusammen: die Meistermörder agieren offenkundig in fremdem Auftrag, um die Gilde zu zerstören. Obeyron, das erste Ziel, überlebte den Mordversuch und kämpfte dabei gegen einen geheimnisvollen schwarzen Hexer; Sasmael enttarnte ein Komplott zur Herstellung magischer Waffen, die spurlos verschwanden. Nikolai machte bereits Bekanntschaft mit dem üblen Corwyn, Mihael fügt als Puzzleteil einen mit Drachenblut verdorbenen Inquisitor hinzu, den die Magier als Geheimwaffe züchten, während Aronn selbst den schwarzen Hexer gerade noch davon abhalten konnte, sich der Drachen von Anderion zu bemächtigen.

Eine gewaltige Verschwörung scheint das Ziel zu verfolgen, die Tage des Chaos, also des jahrhundertelangen Krieges, wieder aufleben zu lassen, die die Magie erst in die Welt brachten, die nur noch den Inquisiteuren vorbehalten ist und selbst bei dieser Gilde mehr und mehr an Kraft verliert. Die Gelegenheit für einen finalen Großangriff kommt, als zur Feier des Jubiläums der Inquisiteure die Herrscher von Oszitanien, Kaiser Aquilon und dessen Schwester Assinya, der Justizhauptstadt einen Besuch abstatten. Und tatsächlich fallen feindliche Heere über Ares her, während die Inquisteure feststellen müssen, dass der Feind schon längst mitten unter ihnen ist…

Im abschließenden Band dieser High-Concept-Fantasy-Saga – pro Band erlebten wir ein Ermittlerduo aus Inquisitor und Elf, pro Band wurde ein mysteriöser Fall zumindest weitgehend gelöst, Spurensuche à la Sherlock Holmes und CSI inklusive – gelingt es Jean-Luc Istin tatsächlich wie angekündigt, alle Handlungsfäden zusammen laufen zu lassen. Jeder bislang in der Serie aufgetretene Inquisitor von Obeyron bis Aronn tritt wieder auf den Plan und darf seine besondere Begabung (Teleportation, Eiseskälte, Feuer, übermenschliche Kraft, das Ganze klingt in dieser Konzentration ein wenig nach Justice League in Mittelerde) zum Einsatz bringen. Dabei stellt sich die gesamte Vorgeschichte wie ein Kaleidoskop von Hinweisen dar, das auf einen großen, apokalyptischen Konflikt hinausläuft, der immer mehr wirkt wie eine Variante der Tolkien-Welt (insbesondere die großformatigen Ansichten der marschierenden Heere scheinen aus einer Schlacht Orks gegen Menschen entsprungen).

Die Motivation jedoch bietet eine zeitlos-menschliche Komponente: die Verlockung und Bereitschaft, für unbegrenzte Macht unbegrenzte Verbrechen zu begehen. Auch die Inquisiteure selbst spüren, dass ihre Magie durch das Herannahen eines Krieges wieder erstarkt, und nicht wenige fühlen sich durchaus hingezogen zu dieser Rückkehr zur alten Stärke – eine Verführung, die auch weit jenseits des Fantasy-Rahmens ihre Gültigkeit hat. In einer Mischung aus Superhelden- und Fantasy-Welt, mit vielen großformatigen Panoramen, liefert Stefano Martino den gebührenden Rahmen für dieses ausladende, packende Werk, das den Reigen der sechs Bände beschließt und die Tür dennoch einen kleinen Spalt offen lässt. Wer weiß, vielleicht hört man ja doch noch einmal mehr von der Gilde und ihren höchst eigenwilligen Mitstreitern. (hb)

Die Meister der Inquisition, Band 6: Im Angesicht des Chaos
Text: Jean-Luc Istin
Bilder: Stefano Martino
76 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-214-4

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