Moon Knight, Band 3 (Panini)

Februar 8, 2016

Moon Knight, Band 3 (Panini)

Geister im Hotel, Monster unter dem Bett, mörderische Sozialdienste? Gibt es nicht? Oh doch, und Marc Spector nimmt es mit allen auf. Denn nachdem Moon Knight sich mit seinem Spiritus Rector Khonshu überworfen hat, schlägt er sich als maskierter Detektiv Mr. Knight durch und fällt dabei von einem mysteriösen Fall in den nächsten. In „Fußspuren“ etwa geht er gegen eine Truppe zwielichtiger Geschäftsleute vor, die in ihren Hexenkugeln Geister einfangen und an den meist bietenden verkaufen, was ein ganzes Heer von Erscheinungen plötzlich zu Schutzbefohlenen von Moon Knight macht, der sich ja laut Auftrag um die Reisenden der Nacht kümmern muss. In „Ein Gefallen für die Götter“ scheint eine Werwolfplage über New York hereinzubrechen, aber Mr Spector findet bald heraus, dass ein höchst menschlicher Übeltäter dahinter steckt, der auf eine verdrehte Art Rache an den Reichen und Schönen nehmen will. Der „Schwarze Mann“, im Original der Bogeyman, lauert im Anschluss mehr als real unter den Betten der lieben Kleinen und verleibt sich diese äußerst rabiat ein. Das kann Moon Knight natürlich nicht zulassen, aber am Ende harrt seiner dann doch ein Schockmoment: der Bogeyman, den er gerade ordentlich plattgemacht hat, ruft nach seinem Herrn namens Khonshu… die perfide benannten „Engel“ entführen wahllos Menschen, um sie der Göttin der Raubvögel zu widmen, was Herr Spector zu verhindern weiß, und in „Dualität“ entpuppt sich ein Wohltätigkeitsverein für Obdachlose als Front für einen Kult, der einer durchgeknallten Dame, die sich Moon Knights Schöpfer Khonshu verschrieben hat, Menschenopfer darbringt, was der gar nicht gut findet…

Vorhang auf für die dritte und letzte Runde im Reigen der Moon Knight-Abenteuer, in denen sich stets ein neues Autor/Zeichner-Team an der neu gestarteten, klassischen Figur versuchen darf. Nach dem Duo Warren Ellis/Declan Shalvey, die den Auftakt des Reboots in Band 1 in abgeschlossenen Gruselstories meisterhaft gestalteten, erforschten Brian Wood und Greg Smallwood in einer durchgängigen Storyline in Band 2 eher Fragen der Psychologie und der Moral (darf der Vigilant eigentlich so einfach Selbstjustiz üben?). Für den dritten und vorerst letzten Band übernimmt nun Cullen Bunn das erzählerische Ruder, der nicht zuletzt für seine satirischen Abenteuer um den großmäuligen Söldner Deadpool, in denen er gerne narrative Konventionen durchbricht, allenthalben Bewunderung einheimsen konnte. Für seine insgesamt fünf Moon Knight-Ausritte wendet Bunn wieder die Formel der abgeschlossenen Einzelepisoden an, wobei die Elemente aus den Vorgängerfolgen keine Rolle mehr spielen – bis auf die Tatsache, dass Spector es mit seinem Schöpfer Khonshu alles andere als einfach hat. Wie in den Folgen der X-Files, die sich nicht um die Verschwörungs-Theorie drehen, trifft Moon Knight in jeder Episode auf ein neues Phänomen, das entweder tatsächlich übernatürlichen Ursprungs ist („Bogeyman“, „Footprints“) oder zumindest anfangs so scheint („Old God‘s Favors“).

Der grimmige, gehetzte Spector wirkt dabei in erster Linie als getriebener Antiheld, dessen verdrehte Psychologie und massive Persönlichkeitsstörung allerdings weitgehend in den Hintergrund treten und einer finsteren Grundstimmung Platz machen, mit der er seine Bestimmung – die Reisenden der Nacht zu schützen – in teilweise selbstquälerischer Weise verfolgt. Gab es in Band 2 noch jede Menge narrative und zeichnerische Farbkleckse, verzichtet der bei Deadpool doch so hintersinnig-postmoderne Bunn fast schon ein wenig überraschend auf alle Illusionsbrüche oder erzählerischen Kniffe, sondern liefert eine straighte Horror-Action, die von Ron Ackins, Steven Sanders und German Peralta kompetent inszeniert wird, aber nicht mehr ganz so aufregend wie in den Vorgänger-Bänden von Shalvey und Smallwood daherkommt. Für sich genommen bieten die fünf Episoden allerdings stets packenden Mystery-Grusel, in denen unser finsterer Freund teilweise deutlich an seine Grenzen kommt und ihn auch seine technischen Gadgets nur knapp den Allerwertesten retten. Der vorliegende Band bringt die US-Hefte Moon Knight 13-17 von 2014, auf die sich die Ereignisse von Secret Wars anschließen, wonach Mr. Spector dann in die Hände von Jeff Lemire übergeht, dessen düstere Phantasie sicherlich einige Schrecken für Moon Knight bereit hält – die dann wieder von Greg Smallwood zeichnerisch veredelt sein werden. Wir sind schon gespannt! (hb)

Moon Knight, Band 3: Wer den Göttern trotzt
Text: Cullen Bunn
Bilder: Ron Ackins, Steven Sanders, German Peralta
116 Seiten in Farbe
Panini Comics
14,99 Euro

ISBN: 978-3-95798-589-7

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