Nevada, Band 5 (Splitter)

Januar 7, 2025
Nevada, Band 5: Viva Las Vegas (Splitter Verlag)

Alles könnte doch gut sein. Carlsen, der langjährige Erzfeind von Stuntman Nevada Marquez und Filmproduzentin Louise Hathaway, wartet im Knast auf sein Urteil. Und mit Butch, einem Schlachthaus-Mogul aus Chicago, konnte Louise einen neuen potenten Teilhaber gewinnen. Doch genau der bereitet Nevada jetzt massive Kopfschmerzen, denn er zwingt ihn, ausgerechnet Carlsen zu befreien, damit er mit ihm ein ganz eigenes, privates Hühnchen rupfen kann. Ansonsten würde sich Butch – und damit auch sein Geld – wieder aus der Produktionsfirma zurückziehen. Daher willigt Nevada in den Kuhhandel ein und rettet tatsächlich mit einem spektakulären Motorrad-Stunt den Schurken vor dem Knast. Treffpunkt mit Butch ist in einem Luxushotel in der Nähe eines unbedeutenden Kaffs namens Las Vegas. Dort wartet Butch mit einem Überraschungsgast auf, nämlich Douglas Fairbanks himself…

Im Abschlussband der durchweg empfehlenswerten Reihe, die mit der herausragenden Jack London Episode im letzten Teil einen vorläufigen Höhepunkt fand, geht es drunter und drüber. Die Ereignisse überschlagen sich, manchmal auch auf Kosten einer klaren Linie, v.a. die Figur des Butch betreffend. Zuerst die Befreiung Carlsens: spektakulär, kinoreif inszeniert, ganz ohne Worte. Hier kommt erstmals der Name Douglas Fairbanks ins Spiel, denn Nevada trägt bei dem Stunt eine Zorro-Maske und sieht damit dem weltberühmten Hollywood Haudegen zum Verwechseln ähnlich. Später wandelt sich Butch vom ehrgeizigen aber ahnungslosen Filmproduzenten zum blanken Irren, der Nevada gegenüber abstruse Forderungen stellt und der plötzlich in Las Vegas, damals noch ein verschlafenes Nest, das Sagen hat und damit über dem Gesetz steht.

In gewisser Weise schließt sich hier dennoch ein Kreis. Feierte der erste Band noch den aussterbenden Wilden Westen und dessen verzerrte Wiedergeburt auf der Leinwand, befindet sich nun die Traumfabrik selbst im Mittelpunkt, bzw. ist allgegenwärtig. Nicht nur in der Person von Douglas Fairbanks, einen der größten Stummfilmstars, hier als ungleiches Team-Up mit Nevada. Das stumme Hollywood steht – wir schreiben das Jahr 1929 – an der Schwelle zum Ton, womit sich große Veränderungen einstellen werden. Fairbanks plant deshalb mit Hilfe des Stuntmans Nevada einen spektakulären tönernen Gangsterstreifen zu drehen (ein Genre, das Anfang der 1930er Jahre Dank James Cagney & Co. tatsächlich aufblühte).

Passend dazu garnieren die Autoren Fred Duval und Jean-Pierre Pécau den Band mit diversen Film-Zitaten und Anspielungen – offensichtliche, wie das Motel eines gewissen Herrn Bates samt Mutter und weniger offensichtliche wie der Hinweis auf einen Zug nach Yuma. Auch das Verdienst von Dorothy Johnson, die die Serie als Nebenfigur begleitete, wird gewürdigt (sie schrieb die Vorlagen für diverse Western-Klassiker). Und die letzte Seite bietet noch einmal ein Schmankerl für Filmfans (und Leser von „Hoka Hey!“). Für das passende Zeitkolorit sorgen nicht nur die stets kräftigen, aber stimmigen Farben, sondern einmal mehr die Kunst des neuseeländische Zeichners Colin Wilson, dessen Liebe für den Wilden Westen – er zeichnete bekanntlich auch Blueberry – beständig durchscheint, der sich jedoch auch auf See (siehe letzter Band) oder im Los Angeles der ausgehenden 1920er Jahre ebenso wohlfühlt. Wie wir beim Lesen der kompletten Reihe. (bw)

Nevada, Band 5: Viva Las Vegas
Text & Story: Fred Duval, Jean-Pierre Pécau
Bilder: Colin Wilson, Jean-Paul Fernandez (Farben)
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
17 Euro

ISBN: 978-3-98721-233-8

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