Monroe – Ein Hollywoodmärchen! (Panini)

Oktober 5, 2021

Legenden haben oft etwas Tragisches. Und Hollywoods Schauspiel-Legenden erst recht. Wie Marilyn Monroe, die einer der wenigen vergangenen Stars sein dürfte, den auch heute noch jeder aus allen Altersklassen kennt. Zumindest Fotos von ihr. Ikonische Bilder, entstanden aus Foto-Sessions, wie das berühmte Nacktfoto aus der ersten Ausgabe des Playboy oder aus Filmen, wie jenes mit dem weißen Kleid, das vom Winde eines Lüftungsschachtes verweht wird (in „Das verflixte siebte Jahr“, 1955). Marilyn Monroe wurde nur 36 Jahre alt. Ihr früher Tod 1962, der nie zu aller Zufriedenheit geklärt werden konnte, schlachtete die Sensationspresse genauso aus wie ihr kurzes Leben als Filmstar. Der Mensch wie auch die Tragik hinter der Fassade, hinter dem offensichtlichen Sex-Symbol, kam dabei wie so oft zu kurz.

Die Comic-Biografie, die zweite von Autor Bernard Swysen, diesmal mit Christian Paty (u.a. „Die Legende der Drachenritter“) am Zeichenstift, legt ähnlich wie beim Erstling, der Charlie Chaplin zum Thema hatte, großen Wert auf die Herkunft Monroes, die Kindheit und die Jugendjahre. Die als turbulent zu bezeichnen ist nämlich noch reichlich untertrieben. 1926 als Norma Jeane Baker als uneheliches Kind geboren, wird sie von ihrer Mutter früh zu einer Pflegefamilie gegeben – was sich nur als erste Station einer schier endlosen Reihe von Pflegeeltern, Verwandten, Bekannten und Vormundschaften entpuppen sollte, unter denen sie aufwächst. Die Mutter, psychisch immer mehr labil, ist kaum in der Lage, sich um das Mädchen zu kümmern. Die vielen Stationen werden im Band ausführlich geschildert – ständig tauchen neue Personen auf, die sich um das Kind bzw. später um die junge Dame kümmern. Als sie bei Grace unterkommt, einer Freundin der Mutter, lernt sie die Welt des Kinos kennen und dort mit Jean Harlow die erste Wasserstoff-Blondine Hollywoods, die die Kinosäle verzückte.

Um nicht ins Waisenhaus zu müssen, heiratet sie mit gerade mal 16 Jahren zum ersten Mal. Bald darauf wird sie von einem Fotografen „entdeckt“, der sogleich ihre besondere Ausstrahlung bemerkt. Inzwischen erblondet, folgt nun die ausführliche Schilderung ihres steinigen auch von Selbstzweifeln geprägten Weges in das Filmgeschäft. Von der berüchtigten Casting-Couch bis zum ersten Vertrag bei der 20th Century Fox als Teil des „Vorratskellers für Filmsternchen“. Erste Jobs bestehen aus einer Szene und einem Satz in unbedeutenden Produktionen. Vom Agenten Johnny Hyde, den sie verehrt, aber nie ehelicht, vertreten, macht Norma, die nun den Künstlernamen Marilyn Monroe trägt (geborgt von der Schauspielerin Marilyn Miller und dem Mädchennamen ihrer Mutter), beharrlich weiter. Nimmt Schauspielunterricht, bildet sich, wird ambitionierter. Doch die Menschen sind mehr an der „Kunstfigur“ Marilyn interessiert als an ihren Filmen. Nach kleinen Rollen wie in „The Asphalt Jungle“ (1950) von John Huston und größeren wie in Fritz Langs „Clash by Night“ (1952) geht ihr Stern langsam aber unaufhaltsam auf, der gut zehn Jahre später so abrupt wieder vergehen sollte.

Neben der zweifelsohne prägenden Kindheit und Jugend thematisieren Swysen und Paty natürlich auch immer wieder die Kehrseite des Erfolges. Ihr Pech bei den Männern, die ihr immer nur zeitweise Rückhalt boten – allen voran Baseballstar Joe DiMaggio und Autor Arthur Miller. Dann der exponentielle Rummel auf sie. Fast immer auf Klischeerollen der blonden Sex-Bombe beschränkt (Rollen, die sie vertraglich annehmen muss), sehnt sie sich nach ernsten, anspruchsvollen Parts, nimmt immerwährend Schauspielunterricht, sogar bei Lee Strasberg, dem Leiter des berühmten Actors Studios. Dabei konzentrieren sich – auch hier ähnlich wie beim Chaplin Band – die episodischen, teilweise kurzen Szenen auf das Privatleben und weniger auf die Dreharbeiten in den Filmstudios. Nur das legendäre Zuspätkommen am Set wird gerne thematisiert und auch erklärt. Später nimmt Marilyn immer öfter Schlaftabletten in Verbindung mit Alkohol, was ihre Tragödie begründen wird. Patys Bilder sind nahe am Funnystil – Marilyns Augenaufschlag entspricht mehr dem Klischee, als ihren Ambitionen. Die Panels sind recht einfach und bunt gehalten. Dennoch ist der (mit Sicherheit) gut recherchierte Band mehr als nur die Comic-Adaption von Marilyn Monroes Wikipedia-Eintrag. Ein Hollywoodmärchen, so der Untertitel, das zum Alptraum wird. Bei Dupuis erscheint bereits ein weiterer Band, der die französische National-Ikone Brigitte Bardot zum Thema hat. (bw)

Monroe – Ein Hollywoodmärchen!
Text: Bernard Swysen
Bilder: Christian Paty
104 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
22 Euro

ISBN: 978-3-7416-2174-1

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