Jerry Spring, Band 6 (All Verlag)

April 19, 2023
Jerry Spring, Band 6: Die Spur in den hohen Norden (All Verlag)

Unschuldig. Natürlich. Als Jerry Spring gemeinsam mit Kumpel Pancho in einem Straflager auf den lebenslänglich wegen Mordes einsitzenden Hawkins trifft, versichert dieser ihm, einem massiven Justizirrtum aufgesessen zu sein. Der Mann macht auf Jerry einen ehrlichen Eindruck und tatsächlich glaubt er dem Muster-Insassen. Er nimmt sich des Falles an, um Hawkins’ Unschuld zu beweisen. Die Spur des unbekannten, vermeintlichen wahren Mörders führt Jerry und Pancho bis in das verschneite Kanada, wo es schließlich zum Showdown kommt.

Ortswechsel: Eigentlich sind Jerry und Pancho unterwegs nach Kalifornien. Da begegnen sie einem Reiter, der sofort hinterrücks erschossen wird. Der Mörder kann unerkannt entkommen. Vom örtlichen Sheriff erfahren sie, dass der Tote der Partner des alten Lender war, eines verschrobenen Gesellen, und beide gemeinsam nach Gold suchten. Tatsächlich hat Lender eine Goldader entdeckt und fürchtet nun, dass der Mörder ihm ebenfalls nach dem Leben trachtet, worauf Jerry und Pancho es sich zur Aufgabe machen, den Alten zu beschützen und den Mörder zu finden.

Band 6 der klassischen franko-belgischen Western-Reihe beinhaltet zwei abgeschlossene eigenständige Geschichten, die beide 1956 im Spirou-Magazin debütierten. „Die Spur in den hohen Norden“ zeigt auf 24 Seiten eine verbissene, wochenlange Suche nach einem wahren Mörder, stramm und gradlinig erzählt, gewürzt mit glücklich konstruierten Zufällen, wie Panchos unverhoffte Begegnung im Saloon. Ansonsten spielt Jerrys Sidekick hier eine ungewohnte Nebenrolle und wird vor dem großen winterlichen Finale, das erstaunlich unspektakulär verläuft, sogar dezent „abgeschoben“.

Die zweite Story, „Das Gold des alten Lender“ (20 Seiten), überrascht dann mit der Nennung eines Autors, den man heute v.a. mit dem Funny-Sujet verbindet. Das aber massiv. René Goscinny, damals ein noch hartes Brot verdienender Vielschreiber in der Prä-Asterix Ära, arbeitete hier erstmals und letztmals nennenswert mit Jijé zusammen (zwar waren beide Freunde, aber arbeitstechnisch harmonierte es wohl nicht). Die Geschichte ist wie ein Krimi angelegt – Jerry und Pancho finden Hinweise und kombinieren fleißig, bis der Täter überführt ist, wobei Goscinny die ein oder andere falsche Fährte legt. Wer weiß, vielleicht haben sich Charlier und Giraud bei ihrem (sogar verfilmten) Zweiteiler um „Prosit“ Luckner von der Story inspirieren lassen…

Der einmal mehr erfreulich ausführliche Sekundärpart hat natürlich Goscinny zum Thema und berichtet u.a. über dessen Aufenthalt in den USA und seine dortige erste Begegnung mit Jijé (der ja ab 1948 gemeinsam mit Morris und Franquin ebenfalls das Land bereiste und eine Zeit lang dort lebte – ein Trip, der von Yann und Olivier Schwartz im Album „Gringos Locos“ wunderbar adaptiert wurde). Als besonderes Schmankerl kommt das Fragment der nicht beendeten Comic-Adaption von „Mein Name ist Nobody“ von 1973 mit Henry Fonda und Terence Hill zum Abdruck (in beindruckendem Schwarz-Weiß), auf das im letzten Band ausführlich eingegangen wurde. Die auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit Schutzumschlag und nummerierten Exlibris ist ebenfalls noch erhältlich. (bw)

Jerry Spring, Band 6: Die Spur in den hohen Norden
Text & Story: Jijé, René Goscinny
Bilder: Jijé
64 Seiten in Farbe, Hardcover
All Verlag
17,80 Euro

ISBN: 978-3-96804-173-5

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