Conan der Cimmerier, Band 12 (Splitter)

Januar 25, 2023
Conan der Cimmerier, Band 12: Die Stunde des Drachen (Splitter Verlag)

Schlafende aufwecken ist immer so eine Sache. Das gilt nicht nur für Kleinkinder, sondern auch für Meister der schwarzen Künste. Das hält drei Lumpensöhne allerdings nicht davon ab, den scheintoten Magier Xaltotun von Python, vormals König des finsteren Reichs Acheron, aus seiner Trance zu erwecken, indem sie ihm das Herz von Ahriman wieder einsetzen und so seine Lebensgeister wieder in Gang bringen. Der wieder erstarkte Düsterling soll dabei helfen, den scheinbar unbesiegbaren König Conan vom Thron Aquiloniens zu stoßen. Dank Ränkespiele und Zauberei funktioniert das sogar: in der Schlacht vor Valkia gelingt es Xaltotun, Conans tiefe Verbindung zu seinem Volk zu lösen. Auch wenn der grimme Cimmerier nicht im Kampf umkommt, unterliegt sein Heer, das Land fällt an den Lumpensohn Tarascus aus Nemedien und gleitet in eine trostlose Ödnis ab.

Indessen zeigt sich, dass Xaltotun ganz eigene Pläne hat: der mächtige Conan scheint eine Schlüsselfigur in seinem Plan zu sein, das alte Reich Acheron wieder zu erwecken, weshalb er ihn nicht tötet, sondern in Nemedien gefangen hält. Von dort gelingt Conan allerdings mit Hilfe der jungen Zenobia die Flucht vorbei an diversem Monsterkroppzeug, und auch die ihn hetzenden Raben des Xaltotun kann er dank der Unterstützung einer alten Hexe abschütteln. Zu Hause in Aquilonien ist er gerade im Begriff, den eisernen Turm anzugreifen, in dem die drei Umstürzler mit Xaltotun residieren, als ihn ein Geheimbund namens „Die Hand Asuras“ einkassiert, deren Anführer Hadrathus dem Cimmerier eröffnet, dass er das Werkzeug ist, das Xaltotun für seine Pläne braucht. Während Conan seine Kräfte sammelt, um das zu verhindern, sammelt der Mitverschwörer Valrius die finsteren Verdammten von Khitai um sich, um sich das Herz Ahrimans und damit die Kontrolle unter den Nagel zu reißen…

1934 schwante Robert E. Howard nichts Gutes: die Pulp-Magazine, die seine Stories veröffentlichten, gingen reihenweise pleite, weshalb er seine Fühler in andere Gefilde ausstreckte. Konkret nahm er den englischen Markt ins Visier und bot einem dortigen Verleger diverse Kurzgeschichten an, der diese zwar ablehnte, aber in Aussicht stellte, einen Roman mit ähnlichem Inhalt gerne veröffentlichen zu wollen. So machte sich Howard frisch ans Werk und verfasste mit der „Hour Of The Dragon“ den ersten ausgewachsenen Conan-Roman, in dem er ganz bewusst Elemente einbaute, die aus seiner Sicht die englische Leserschaft ansprechen sollten. Ganz offen schimmern in der Erzählung Leitmotive aus der Artus-Legende nebst Gralsmythos durch: die enge emotionale Verbindung des Königs mit seinem Land, die durchtrennt wird, was zu einer Verelendung und buchstäblichem Ausdorren führt, kennen wir bestens aus der Geschichte um den Fischerkönig, die kurz zuvor auch T.S. Eliot in seinem „Waste Land“ verarbeitet hatte.

Auch die Damenwelt kommt nicht zu kurz: die drei Frauengestalten, die Conans Weg kreuzen, tragen jeweils Züge von Artus‘ Holder Genevieve. Dazu mischte Howard noch eine Prise Shakespeare (wörtlich kommt der berühmte „Wahnsinn mit Methode“ zum Tragen, den man Hamlet nachsagt) und hoffte so auf einen durchschlagenden Erfolg, der leider durchkreuzt wurde, als ausgerechnet auch der englische Verlag, zu dem er sich retten wollte, in die Pleite schlitterte. So erschien „The Hour Of The Dragon“ dann doch als Fortsetzungsroman von Dezember 1934 bis April 1935 in Howards Haus- und Hofmagazin „Weird Tales“ und erblickte in den 50ern erstmals als Taschenbuch als Licht der Welt, allerdings unter dem nicht ganz treffenden Titel „Conan the Conqueror“.

Die hier vorliegende Adaption gestaltet sich wie stets in dieser Reihe als fulminante Kooperation eines Schreiberling-Zeichner-Gespanns: Julien Blondel, der auch schon Michael Moorcocks „Elric“ in Szene setzte, greift sich die zentralen Handlungselemente heraus und baut aus der Vorlage, die nicht unbedingt zu Howards Glanzlichtern zählt (allzu viele Versatzstücke finden sich da, vom Monsterheuler bis zur Gruselgeschichte ist alles geboten), eine schmissige Fantasy/Horror-Story. Valentin Sécher („Khaal“, „Meta-Baron“, beides auch bei Splitter) inszeniert die Chose großflächig, oft aquarellhaft-gemäldeartig und damit der Gravitas der Vorlage angemessen. Erneut ein mehr als gelungener Beitrag, der schon Lust auf den nächsten Band macht: der steht nämlich mit „Der wandelnde Schatten“ schon in den Regalen. Dazu in Kürze hier mehr. (hb)

Conan der Cimmerier, Band 12: Die Stunde des Drachen
Text & Story: Julien Blondel, nach Robert E. Howard
Bilder: Valentin Sécher
88 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
19,80 Euro

ISBN: 978-3-96219-213-6

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