Justice League / Black Hammer (Panini)

November 25, 2021

Grauer Alltagstrott auf der Farm: Abe Slam, Barbalien der Marsianer, die Zauberin Madame Dragonfly und die biestige Gail, in deren Kinderkörper eine ältere Dame gefangen ist, fristen ihr Dasein im Exil, in das sie nach dem finalen Endkampf mit dem Antigott geraten sind. Da tritt plötzlich ein mysteriöser Fremder auf, der angeblich Land kaufen möchte, aber eigentlich etwas gänzlich anderes im Schilde führt. Der Herr erscheint nämlich gleichzeitig in Metropolis, wo sich die Gerechtigkeitsliga in Form von Superman, Wonder Woman, Batman, Flash und Cyborg wieder mal mit Starro dem Eroberer herumschlagen darf.

Das Dimensionskarussell dreht sich einmal heftig, und schon findet sich die Justice League auf der ominösen Farm wieder – im Bewusstsein, dort schon 10 Jahre festzusitzen und beim ersten Ausbruchsversuch Flash als Todesopfer beklagt zu haben. Die verschwundenen Helden von Spiral City hingegen finden sich einstweilen in Metropolis wieder und werden dort alsbald von der restlichen Liga in Person Hawkgirl, Martian Manhunter und Aquaman festgesetzt – immerhin muss ja irgendjemand wissen, wo denn die restlichen Mitglieder abgeblieben sind. Colonel Weird trifft indessen im All auf das Lantern Corps, worauf ihm John Stewart, die Green Lantern der Erde, auf eine Dimensionsreise folgt, auf der man zunächst auf der Bizarro World landet und sich dann aufmacht Richtung Parazone, um zu beobachten, was denn wirklich vorgefallen ist, als der Fremde auftauchte.

Flash, der in diesem Zeitabschnitt wieder zu fliehen versucht, wird dieses Mal von der Green Lantern gerettet, was die unfreiwilligen drei Dimensionsreisenden in eine völlig fremdartige Zwischenwelt zieht, in der selbst Colonel Weird keinerlei Peilung mehr hat. In Metropolis macht sich Gail einstweilen aus dem Staub und trifft auf Zatanna, die ihr hilft, ihr Zaubersprüchlein richtig aufzusagen und sich so endlich wieder in ihr eigentliches Ich zurückzukehren. Als die Chose langsam überkocht und auch Spectre ins Geschehen eingreift, wird klar, wer hinter der Sache steckt: Flash, Lantern und Weird treffen in der fünften Dimension auf einen alten Feind der Liga, der sich aus allem einen bösen Spaß macht, aus dem bitterer Ernst zu werden droht…

Dass Jeff Lemire (u.a. „Ascender“, „Gideon Falls“, „Family Tree“) mit seinem wunderlichen Hammerverse eine fulminante Hommage an zahleiche Helden des Golden und Silver Age der Comics abliefert, ist seit jeher die Grundlage der Faszination für diese Reihe. Die Helden von Spiral City und ihre mittlerweile zahlreichen Ableger stehen so eindeutig im Gefolge klassischer Figuren wie Alan Moores Watchmen – aber dass Lemire nun auf den Kunstgriff verfällt, Inspiration und Schöpfung direkt aufeinandertreffen zu lassen, das fügt nochmals eine weitere Ebene hinzu und liefert zahllose Gelegenheiten zu Spiegelungen, Parallelitäten und teilweise urkomischen Spitzen.

Die Anfangssequenzen dieser Storyline, die als Flashback oder als alternative „What If?“-Geschichte zu lesen ist – im regulären Hammerverse hat sich ja das Schicksal der Helden von Spiral City längst geklärt – ähneln den Ereignissen des wunderbaren ersten Bandes „Vergessene Helden“ aufs Haar: die Helden wissen nicht, wie sie auf die Farm gekommen sind, einer hat sich geopfert (was ursprünglich Black Hammers Job war, erledigt hier Flash), und man geht durchaus unterschiedlich mit der Situation um: Bruce Wayne patrouilliert auf den Straßen und versucht einen Sender zu basteln, um einen Notruf abzusetzen, während Clark Kent sich scheinbar zufrieden ins Schicksal einfügt. In Metropolis stellt Gail entsetzt fest, dass sie nicht mehr fluchen kann (anstelle ihrer Schimpfkanonade erscheinen nur Sonderzeichen, ganz wie das in den Silver Age Comics zu sein hat), während der sonst brave Flash plötzlich vom Leder zieht.

Barbalien verwahrt sich dagegen, dass der Manhunter vom Mars sein soll – als ob Marsianer grün seien – und wiederholt als Running Gag: „Nicht Marsianer“. Gail neckt Aquaman mit ihrer Aufmerksamkeit und paktiert nur allzu gerne mit Wonder Woman („Bist Du ne Amazone? Cool, wollen wir ein paar Ärsche versohlen?“), während sich Lady Dragonfly anhören darf, Zatannah sei „wie eine nettere Version von Dir. Mit besserem Modegeschmack.“

So treten Elemente des urigen DC-Kanons (inklusive Spectre!) in ein schillerndes Vexierspiel, in dem sich – ACHTUNG Spoiler! – der Gnom aus der fünften Dimension Mr Mxyzptlk, der Trickster, den 1944 noch Jerry Siegel und Joe Shuster selbst für die Superman-Serie ersannen, als eigentlicher, dimensionsverzerrender Missetäter herausstellt. Ein weiterer, mehr als origineller Beitrag zum Hammerverse, der von Michael Walsh standesgemäß inszeniert zwischen Tradition und Moderne changiert. Zur Abwechslung erscheint dieser Band der Reihe in der Superhelden-Heimat von Panini, steht aber dankenswerterweise im gleichen Format wie die restlichen Ausgaben, die der Splitter-Verlag besorgt, schön im Regal. (hb)

Justice League/Black Hammer: Hammer der Gerechtigkeit
Text: Jeff Lemire
Bilder: Michael Walsh
172 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
20 Euro

ISBN: 978-3-7416-2464-3

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