Batman: Was wurde aus dem Dunklen Ritter? (Panini)

Dezember 18, 2019
Batman: Was wurde aus dem Dunklen Ritter? (Panini Verlag)

Batman ist tot. Aufgebahrt in einem offenen Sarg, mit voller Montur, in einem schäbigen Raum in der nicht minder schäbigen Crime Alley. Dort erweisen ihm seine Freunde, seine Weggefährten und v.a. seine Feinde und Gegner die letzte Ehre. Aber etwas scheint faul. Nicht nur bei den Erzählungen der Trauergäste, die ihre letzte Begegnung mit dem Dunklen Ritter schildern, bei der ebendieser jedes Mal auf eine andere Art stirbt. Und Butler Alfred kann doch auch nicht ernsthaft der Joker sein, wie er behauptet und damit die Batman Historie komplett auf dem Kopf stellen. Nein, irgendwas kann hier in dieser morbiden, alptraumhaften Umgebung nicht stimmen. Und was hat es mit den Dialogen aus dem Off auf sich – es ist doch Bruce Wayne, der sich da mit einer Unbekannten unterhält?

Man muss kein Genie sein, um zu merken, dass Batman hier weder tot ist, noch dass wir tatsächlich seiner skurrilen Trauerfeier beiwohnen. Die zweiteilige Geschichte, die Neil Gaiman hier schrieb, markierte 2009 das Ende von zwei ikonischen Batman-Reihen (mit Batman Nr. 686 und Detective Comics Nr. 853), die freilich inzwischen im Rahmen der Rebirth Aktion längst wieder weitergeführt werden. Wie er im Vorwort verrät, wurde Gaiman gebeten, zum Abschluss eine besondere Story zu schreiben, ein Angebot, dass er sofort annahm. Der Titel („Was wurde aus dem Dunklen Ritter?“) lehnt sich an Alan Moores berühmte Superman-Story „Whatever happened to the Man of Tomorrow?“ an, die auch bei Panini bereits 2001 veröffentlicht wurde. Was die Messlatte natürlich hoch setzt. Zum Abschluss also ein Kracher, eine Story, die man nicht vergisst. Ist Gaiman das gelungen? Zumindest teilweise. Natürlich ist klar, dass etwas hinter der Story steckt, ein Clou, eine Pointe. Die ist dann zwar elegant und bedeutungsschwanger, aber eben nur halbgar, denn ein Dunkler Ritter stirbt eben nicht.

Zeichner Andy Kubert setzt den Zweiteiler gelungen in Szene. Einerseits realistisch und detailreich, andererseits schafft er mit seinen Motiven und seiner Stilvariation immer wieder Reminiszenzen an berühmte, vergangene Batman-Episoden und wichtige Ereignisse (u.a. Killing Joke und Arkham Asylum) in der Historie der Figur. Nach der Hauptstory enthält der Band noch vier Kurzgeschichten, die ebenfalls aus der Feder Neil Gaimans stammen und die noch einiges älter sind: Aus „Batman: Black and White“ (1996) stammen die folgenden acht wilden Seiten von Zeichner Simon Bisley, in denen sich Bats und der Joker bewusst sind, dass sie wie Filmschauspieler als Comicfiguren agieren. Mega-Meta, kurios und komisch zugleich.

Bereits 1889 entstand „Pavane“, die – (fast) ganz ohne Batman – Poison Ivy im Mittelpunkt zeigt, die einen Gefängnis-Inspektor bezirzt, ohne dass ihm selbiges bewusst ist. Gefolgt vom abschließenden Zweiteiler „Erbsünden“/„Wann ist ‘ne Tür“ (ebenfalls von 1989) – auch hier hat Batman nur eine kleine Nebenrolle. Ein TV-Team will mit investigativen Mitteln zeigen, dass die Superschurken arme Opfer der Gesellschaft sind. Man interviewt dazu den Riddler, bis die Sache erwartungsgemäß gehörig in die Hose geht. Den letzten Geschichten merkt man optisch das Alter an, während die Story jeweils knackig und treffend genauso gut von heute stammen könnte. Gaiman macht Batman: eben zeitlos und immer lesenswert. Der Band wurde bereits 2010 von Panini herausgebracht. Die Neuauflage ist diesmal nur in der Softcover-Version erhältlich. (bw)

Batman: Was wurde aus dem Dunklen Ritter?
Text: Neil Gaiman
Bilder: Andy Kubert, Mark Buckingham, Simon Bisley,
Mike Hoffman, Bernie Mireault
132 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Verlag
15,99 Euro

ISBN: 978-3-7416-1554-2

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