Nachdem Marvel Urgestein Jack Kirby Anfang der 1970er Jahre zu DC wechselte, entwickelte er dort Serien um seine neu geschaffenen New Gods, inklusive dazugehöriger Mythologie. Seine Figuren sind zwar inzwischen erfolgreich in das DC-Universum integriert, dennoch währten die Reihen damals nicht lange. Bald holte Marvel Kirby zurück, woraufhin er dort eine Art Pendant der New Gods schuf, die Eternals, eine fast göttergleiche, unsterbliche Truppe, wie auch die New Gods bestehend aus zwei verfeindeten Rassen (die Eternals als die Guten und die Deviants als deren Antagonisten). Das erste Heft erschien im Juli 1976. Aber auch hier war nach 19 Ausgaben schon Schluss. In den folgenden Jahrzehnten tauchten die Eternals immer mal wieder auf, auch in eigenen, kürzeren Serien, blieben aber insgesamt nur Nebendarsteller im Marvel Universum. Was sich jetzt ändert, denn nun spendiert man den Eternals einen Kinofilm, der Teil des MCU (Marvel Cinematic Universe) werden wird. Kinostart ist Anfang November und in diesem Zug veröffentlicht Panini natürlich diverse Eternals-Titel.
Darunter eine Eternals Anthologie, u.a. mit Ur-Storys von Jack Kirby, die Miniserie von Neil Gaiman und John Romita jr., aber auch die neugestartete Monatsreihe, die von Kieron Gillen (u.a. „Avengers“ vs. X-Men“, „Über“) geschrieben und von Esad Ribic (u.a. „Loki“, „Thor: Gott des Donners“) gezeichnet wird und die den Charakteren und deren Umfeld einen neuen, zeitgemäßen Anstrich verpasst: Nach ihrem Tod werde die Eternals wie immer wiedergeboren, einer nach dem anderen. Ikaris, ein mächtiger Krieger, erwacht als letztes. Überraschenderweise wird er bald in einen Kampf mit dem Titanen Thanos verwickelt. Und erfährt, dass Zuras, seines Zeichens Eternal Prime, ermordet wurde. Und nicht nur das: Zuras wird nicht mehr auferstehen können. Denn die Maschine, eine Art weltumspannende künstliche Intelligenz mit Bewusstsein, einst von den Eternals erschaffen, scheint eine massive, die ganze Welt bedrohende Fehlfunktion zu haben. Zwei Fragen stellen sich den Eternals um Ikaris, Sersi und Thena: Wie kann Thanos als Nicht-Eternal das interne Transsportsystem nutzen und wer hat die Maschine sabotiert? Es muss also einen Verräter in den eigenen Reihen geben…
Der Zugang zur Story und damit zur „Welt“ der Eternals gestaltet sich für Neuleser nicht gerade einfach. Denn die Charaktere werden in eine eigene Mythologie gekleidet, es gibt spezielle Bezeichnungen und Namen, die verdeutlichen sollen, wie überlegen die Eternals den Menschen sind, eben dass sie in einer ganz eigenen Liga ihre Spiele spielen. Aber nach und nach beginnt die Story sich zu festigen und man bekommt als Leser einen immer festeren Tritt in diesem Sammelband, der die ersten sechs US-Hefte und damit den ersten Story-Zyklus der aktuellen, fortlaufenden Serie umfasst. Um dies zu erreichen, bedient sich Autor Kieron Gillen eines originellen Kniffs: er gibt uns einen Erzähler, nämlich die ominöse, mächtige „Maschine“ – eine Art Universalwerkzeug für die Eternals, das sich mit der Erde gleichstellt. Die Maschine berichtet nicht nur, sie moderiert auch die Handlung, indem sie beispielweise in Rückblenden die Beziehungen einzelner Eternals untereinander zeigt und das aktuelle Geschehen dazu noch ironisch und süffisant kommentiert, inklusive der eigenen Fehlfunktionen. Dazwischen gibt es ganz- oder doppelseitige Übersichten und Schaubilder zur Erklärung der Historie der Eternals, jener Beschützer der Erde, die lieber im Hintergrund agieren und intrigieren. Und bei denen Zeit so gar keine Rolle spielt.
Natürlich klappert man im Laufe der Story diverse Verdächtige ab, die auch gerne ihr eigenes Süppchen kochen. Und so viel sei gesagt: der Verräter wird zwar enttarnt, aber das Offensichtliche erscheint dann doch in einem ganz anderen Licht, wobei Kieron Gillen der Story, die er weiterführen wird, noch einen ordentlichen Twist verpasst. Band 2 ist erst für nächstes Jahr geplant, da in den USA erst die entsprechenden Hefte erscheinen müssen. Bis dahin wissen wir auch längst, ob der Film etwas taugt. Zeichner Esad Ribic, in Kroatien geboren, kleidet das Geschehen in feine, klare Linien, die u.a. ausdrucksstarke Gesichter formen und das mitunter monumentale Geschehen angemessen transportieren. Auch die Farben von dem Eisner-Preisträger Matthew Wilson sind stimmig in Pastelltönen gehalten, immer leicht körnig, ein eigener Stil eben, der konsequent angewandt durchgezogen wird. Für Sammler bietet Panini wieder eine Variant-Cover-Edition an, leider ebenfalls nur als Softcover (aber immerhin von Alex Ross gestaltet), die auf 333 Exemplare limitiert ist. (bw)
Eternals, Band 1: Die himmlischen Beschützer
Text: Kieron Gillen
Bilder: Esad Ribic, Matthew Wilson (Farben)
156 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
18 Euro
ISBN: 978-3-7416-2370-7