Tango, Band 5 (Splitter)

August 31, 2021

Nach den einschneidenden Ereignissen in Ecuador im letzten Band versuchen sich Tango und sein Kumpel Mario einmal mehr in dem, was in der Vergangenheit stets scheiterte: ein ruhiges, normales Leben führen und damit unter dem Radar bleiben. Am Geld soll es ja bekanntlich nicht scheitern. Inzwischen ist einige Zeit vergangen, man hat sich in Buenos Aires niedergelassen, dort eine stattliche Wohnanlage erworben und kann sich auch durch die Mieteinnahmen einen unauffälligen Alltag gönnen. Während Mario gerne Zeit mit seinem Neffen Diego verbringt, versucht sich Tango in der Pampa als Gaucho. Bis Mario entführt wird, scheinbar spurlos. Aber als Unbekannte in Marios Wohnung auftauchen, die direkt neben der von Tango liegt, ändert sich das. Die Spur führt Tango zu Carlos Cabrera, Offizier und Folterknecht während der chilenischen Militärdiktatur, den Mario später während seiner Zeit als Polizist festnehmen konnte. Nun, nach 30 Jahren Knast, will Cabrera von Mario wissen, wer ihn damals verraten hat, notfalls mit Gewalt und Folter…

Wurde im letzten Band („Alles oder nichts in Quito“) mit John Tangos jüngerer Vergangenheit und mit dem Tod von Reyes und Carmen gehörig aufgeräumt und damit ein Schlussstrich gezogen, werfen wir nun einen Blick auf Marios Polizeikarriere, die durch diesen einen Fall geprägt war, nämlich der spektakulären Festnahme Cabreras. Dass es um den entführten Mario nicht gut steht, wird gleich auf den ersten Seiten klar: wir sehen ihn, Cabrera und seinen Schergen gnadenlos ausgeliefert. Dann springt die Handlung zeitlich einen Tag zurück und die Story baut sich langsam auf. Später geht Tango effektiv und gründlich vor. Er beseitigt seine Gegner, womit immer wieder fulminante Action in Form von Schießereien eingestreut wird. Doch die Story gerät weder zur Ballerorgie, noch zu einem simplen Ein-Mann-Feldzug, da immer wieder kleine Überraschungen und Wendungen eingebaut werden, beispielsweise durch Tangos DEA-Quelle Shannon, die Interessantes über Cabreras Vergangenheit in Erfahrung bringen kann.

Das Finale und der Schluss werden dann mit einem schönen Kniff serviert: Nach einer Woche taucht Tango wieder auf, ruhig und gelassen. Mario – inzwischen gerettet (das sollte keine Überraschung sein) und in Sicherheit, löchert ihn, was passiert ist und was aus Cabrera wurde. Und während uns Lesern der Showdown minutiös und wieder mit einem Twist serviert wird, bleibt Tango gegenüber Mario äußerst vage und wortkarg. Autor Matz (u.a. „Der Killer“, „Querschläger“) versteht es, bei seiner Thriller-Serie jegliche Abnutzungserscheinungen zu vermeiden und sorgt mit seinen Plots und den wechselnden Locations – bisher alle in und um Südamerika – in jedem Band für Abwechslung. Hier thematisiert er in Person seines Bösewichtes Cabrera, der an Colonel Amos aus „XIII“ und an „Junior“ Soprano gleichermaßen erinnert, auch die Zeit der Militärdiktaturen und die Willkür gegenüber Andersdenkenden. Und Tango stellt dabei eindrucksvoll seine „Skills“ unter Beweis. Zeichnerisch ist die Reihe geprägt durch den unterkühlt-eleganten und klaren Stil von Philippe Xavier (u.a „Winter 1709“, „Conquistador“), der schnelle Action-Sequenzen ebenso beherrscht wie feuchte Keller oder stimmungsvolle Landschaften. Fortsetzung folgt. Garantiert. (bw)

Tango, Band 5: Der letzte Kondor
Text: Matz
Bilder: Philippe Xavier
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96219-546-5

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