Teleportation will gelernt sein. Das musste schon ein gewisser Seth Brundle leidvoll erfahren, und auch die Turtles haben sich das ein wenig anders vorgestellt. Donatello und April basteln im Labor von Harold Ullja nämlich einen Teleporter zusammen, und gerade als sie das Teil testen wollen, fuchtelt der gute Professor wegen einer Fliege wild umher – und anstelle bei ihrem Meister Splinter landen die Kröten mitsamt April und Casey Jones zwar in ihrem Hauptquartier, aber nur leider in einer anderen Dimension. Dort platzen sie mitten in eine Hochzeitsfeier und stellen fest, dass ein ungebetener Gast mit auf die Reise gegangen ist: der unsterbliche Finsterling Chi-You hat sich ebenfalls aus seinem Dimensionsgefängnis befreien können und wittert seine Chance, endlich alle Zeiten und Welten zu beherrschen.
Dazu dringt er in den Geist von Casey ein, der zu seiner willenlosen Marionette wird und den Turtles ein ruppiges Ende vorhersagt. Dagegen haben allerdings die vier Herren etwas, die von den paranormalen Aktivitäten auf den Plan gerufen werden: die Ghostbusters lehren den transdimensionalen Fiesling erst einmal Mores. Nachdem Chi-You in Folge immer wieder auftaucht und sich eine ganze Armee von Menschen als geistlose, zombiehafte Sklaven hält, springen die ungleichen Quartette zusammen in die Bresche. Schließlich steht nichts weniger als das Schicksal aller Welten auf dem Spiel – während die Brainiacs Dr. Venkman und Donatello fieberhaft daran arbeiten, einen Teleporter zu basteln, der die Turtles wieder in ihre Dimension verfrachten soll. Dabei läuft ihnen die Zeit davon, denn das brüchige Portal in die Heimat wird immer schwächer…
Gerade wenn man denkt, man hat alle möglichen Crossovers gesehen, kommt einem die nächste abenteuerliche Packung unter. Eben waren die Turtles – nach durchaus achtsam erfolgreichen Kinoabenteuern auch einer neuen Generation von Fanboys nahegebracht – noch in Gotham City unterwegs, da laufen sie schon den Geisterjägern über den Weg, deren jüngste weibliche Inkarnation im Kino doch eine rechte Bruchlandung hinlegte. Die Basis für dieses Zusammentreffen legen denn auch weniger die Filmfassungen, sondern eher die jeweiligen Comicserien: Erik Burnham fungierte 2011 als Autor der damals neuen Ghostbusters-Serie, deren Redakteur Tom Waltz auch die ebenfalls frisch aufgelegten TMNT-Comics verfasste. Von der ersten Idee eines Crossovers, die 2012 beim Kommerzfest namens Comic Con in San Diego entstand, bis zur endgültigen Realisierung vergingen dann noch zwei Jahre, so dass 2014 rechtzeitig zum dreißigjährigen Jubiläum der beiden „Franchises“, wie man das im Verlagsjargon so nennt (unglaublich, oder? Der erste Ghostbusters-Film lief 1984, im gleichen Jahr, als Kevin Eastman seine wunderbare Ninja-Superhelden-Parodie ersann), die vierteilige Miniserie das Licht der Welt erblicken konnte.
Burnham und Waltz lassen es sich dabei nicht nehmen, ein wahres Gag-Feuerwerk abzubrennen, das geradezu überquillt von Fanboy-Referenzen auf beide Universen, vom Stielaugen-Geist und dem Ersatzteam der Ghostbusters über die verlassene Kirche als Turtles-Hauptquartier bis hin zu abgedrehten Elementen wie Zeitreisen (aus der Turtles in Time-Miniserie) und Seitenhieben auf die Konsolenspielewelt (in der die Turtles in der Tat einen Zeppelin besitzen). Auch charakterlich ziehen Burnham und Waltz Parallelen zwischen den Teams: Dr. Venkman ist heilfroh, dass mit Donatello endlich mal jemand seinen endlosen wissenschaftlichen Ausführungen folgen kann (Reed Richards hätte seine wahre Freude!), und der Ex-Marine Winston findet in Leonardo sein kongeniales Gegenstück. Gleichzeitig kommen Freunde beider Welten mit wunderbaren Set Pieces auf ihre Kosten: die Turtles schlüpfen in die Overalls der Ghostbusters, schwenken die Protonenstrahler (die sich natürlich nie kreuzen dürfen, wie bekannt!) und betätigen fröhlich die Sirene des Ghostbusters-Mobils.
Zeichnerisch lehnt Dan Schoening das Geschehen sichtlich an die Cartoon-Serien an, von denen „The real Ghostbusters“ auch über deutsche Mattscheiben flimmert. Insgesamt also eine mit Gags vollgepackte, aberwitzige Jubiläums-Attacke, die bei dani books als Komplettausgabe mit Skizzenbuch, Cover-Galerie und einem Anhang erscheint (wahlweise auch in einer Limited Edition Hardcover-Variante in einer Mini-Auflage von nur 50 Exemplare für 29,99 € pro Stück), in dem Burnham und Waltz einige der hintergründigsten Späße erklären. Es geht also auch ohne Shredder! (hb)
Ghostbusters/Teenage Mutant Ninja Turtles
Text: Eric Burnham, Tom Waltz
Bilder: Dan Schoening
132 Seiten in Farbe, Softcover
dani books
16,99 Euro
ISBN: 978-3-95956-051-1