April 1972: Im Hamburger Koralle Verlag erscheint ein neues Comic-Magazin namens Zack. Sein Schwerpunkt sind franko-belgische Serien: Andy Morgan, Luc Orient, Umpah-Pah von Goscinny und Uderzo und die Rennfahrer-Reihe Michel Vaillant zieren das Debut. Acht Jahre später endet diese prägende deutsche Comic-Ära mit der Ausgabe vom Juli/August 1980 und der Einstellung des Magazins (in dem Zusammenhang sei die jüngst im All Verlag erschienene Zack-Chronik wärmstens empfohlen). Geschlagene 19 Jahre später wagt der Steinchen für Steinchen Verlag, in dem auch die Comic-Ikone „Mosaik“ erscheint, einen Neuanfang. Zack erscheint wieder. Mit dabei: Michel Vaillant – somit ein Zack-Held von gleich zwei ersten Stunden.
Inzwischen sind vom „neuen“ Zack 300 Ausgaben erschienen. In 25 Jahren – somit wurde das „alte“ Koralle-Zack hinsichtlich Laufzeit schon längst und Anzahl der Ausgaben gerade überholt (das Koralle-Zack erschien wöchentlich und 14-tägig). Für die Jubiläumsaugabe hat sich der jetzige Herausgeber und Verlagschef (das Magazin erscheint inzwischen im Verlag der Blattgold GmbH) Georg F.W. Tempel ein besonderes Schmankerl ausgedacht: alle Fortsetzungsreihen pausieren. Stattdessen bringt die Ausgabe auf 100 Seiten gleich 14 abgeschlossene Geschichten berühmter Zack-Serien, darunter Bob Morane, Comanche, Rick Master, Dan Cooper und natürlich Michel Vaillant. Sie alle stammen aus einer anderen Jubiläumsausgabe: 77 Jahre Tintin, einer 400 Seiten Hommage an das legendäre Magazin, die im letzten Jahr in Frankreich erschien.
So tummeln sich nun Teile des bereits erwähnten Zack-Stammpersonals auf den Seiten, aber auch der Ligne Claire-Klassiker „Blake und Mortimer“ ist mit von der Partie, wie auch eine Western-Kurzgeschichte von Martin Frei, dessen „Frau mit dem Silberstern“ aufgrund rechtlicher Probleme eingestampft werden musste und der nun einen Neuanfang wagt. Der Clou bei den Kurzgeschichten: es sind Hommagen oder Interpretationen, die nicht von den ursprünglichen Zeichnern und Autoren gestaltet wurden, sondern von deren Nachfolgern oder serienfremden Künstlern – damit also neues Material, neu interpretiert. So zeichnet Dany eine augenzwinkernde Rick Master Story, Philippe Xavier trifft Hermanns klassischen Andy Morgan-Stil sehr genau und Dimitri Armand präsentiert eine Action reiche und am Ende selbstreferenzielle Bob Morane-Story, während der Luc Orient, u.a. von Turk und Zidrou, als Funny völlig stilfremd daherkommt.
Wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel: Hermann, inzwischen bald 86 Jahre alt, zeichnet nach einem Script seinen Sohnes Yves die Comanche Episode selbst – ein absolutes Highlight der Ausgabe, eine Art Prequel zur Serie, die mit dem letzten Panel direkt an das erste des ersten Bandes anschließt. Wunderbar. Und natürlich ist auch Michel Vaillant am Start, der einmal mehr eine Aufholjagd erfolgreich beendet. Eingeleitet wird das Jubiläums-Zack mit einem Artikel Volker Hamanns über die Geschichte des Tintin-Magazins, in dem er auch den Umgang der Hergé-Erben mit Tintin/Tim und Struppi kritisch beleuchtet. Uns bleibt noch zu sagen: Herzlichen Glückwunsch – und auf die nächsten 300 Hefte! (bw)
Zack Magazin, Nr. 300
Text & Story: Yves H., Zidrou, Denis Lapière, Yann, Dany u.v.a.
Bilder: Hermann, Dimitri Armand, Vincent Dutreuil, Yves Swolfs u.v.a.
100 Seiten in Farbe, Magazin
Blattgold GmbH / Zack Edition
9,70 Euro