Ganz plötzlich war er da, dieser seltsame Schlumpf, den keiner seiner Artgenossen kennt. Vom Dach eines Schlumpfhauses gefallen. Er spricht weder die Schlumpfsprache, noch kann er sich an sein Schlumpf-Leben vor dem Sturz erinnern. Auch Papa Schlumpf ist ratlos. Nachdem sicher ist, dass es sich bei dem Neuling nicht um einen Trick Gargamels handelt, beginnt Papa Schlumpf mittels seiner Zauberbücher nach einem Heilmittel für die Schlumpf-Amnesie zu suchen. Aber auch Schlumpfine will nicht tatenlos bleiben und startet gemeinsam mit dem Neuen, den man provisorisch Inkognitoschlumpf tauft, sowie Hefty (Muskelschlumpf) und Schlaubi (Brillenschlumpf) eine Expedition nach oben in den tausendjährigen Baum, um der Spur des unbekannten Schlumpfs zu folgen. Woraus sich ein turbulentes Abenteuer entwickelt…
Jetzt springen auch die Schlümpfe auf den Hommage-Zug auf, der schon seit geraumer Zeit Fahrt aufgenommen hat. Ob Spirou und Fantasio, Disney, Valerian & Veronique, Blueberry oder Lucky Luke – Hommage- oder Spezial-Bände von „Fremdzeichnern und -autoren“ haben allseits Konjunktur, erfreuen sich Beliebtheit und sind in den allermeisten Fällen auch rundum gelungen. Für das erste Schlumpf-Album dieser Art hat sich französische Zeichner und Autor Tebo (d.i. Frédéric Thébault) qualifiziert, der bei uns durch seine respektlos-freche Märchen/Fantasy-Parodie Raowl (bisher drei Bände, erscheint im Carlsen Verlag) bekannt wurde. Warum die Wahl passt, zeigt Tebo v.a. im zweiten Teil der Story, als die Schlumpf-Expedition sich langsam dem Geheimnis um den Inkognitoschlumpf nähert.
Tebos Schlumpf-Figuren wirken anarchischer in ihrem Aussehen. Die Köpfe sind größer, die Figuren unkonventioneller, als im klassischen Peyo-Stil, der auch von dessen Nachfolgern gepflegt wird. Dadurch wirkt dieser Band auch optisch frischer, komischer und bietet für Jung und Alt ein erzählerisches Vergnügen. Denn ähnlich wie Raowl begibt sich die Truppe um Schlumpfine auf eine Quest, um mehr über die Herkunft des Inkognitoschlumpfs zu erfahren. Man begegnet dabei gefräßigen Fischen, einer räuberischen Fledermaus und einem vegetarischen Zauberdrachen, meistert all diese Gefahren, nur um dann Richtung Finale ganz tief in die Schlumpf-Historie mit ihren altbekannten, traditionellen Figuren einzutauchen.
Tebo erzählt all das wie auch bei „Raowl“ mit selbstparodistischen Zügen, natürlich ohne das Wesen der Serie zu verraten (die Anspielung auf Asterix und den Zaubertrank, die Kritik an der eigenen Geschichte), in bisweilen ausladenden oder stilistisch originell angeordneten Panels. Immer mit viel dynamischer Schlumpf-Action und Wortwitz, wobei der zweite Teil der Story an Originalität und Einfallsreichtum noch eine Schippe drauflegt. Das Geschehen kommt sehr unbekümmert daher, Tebo hat sichtlich Spaß an seinen Einfällen. Und das Ende ist offen für eine Fortsetzung. Bisher ist bei Lombard nur dieser eine Band erschienen (im Original „Qui est ce Schtroumpf?“ – „Wer ist dieser Schlumpf?“). Dass es weiter geht – ob mit Tebo oder einem anderen Autor -, ist wahrscheinlich. Der Auftakt ist auf jeden Fall äußerst unterhaltsam geschlumpft. (bw)
Die Schlümpfe Spezial: Der Schlumpf, der vom Himmel fiel
Text & Bilder: Tebo
56 Seiten in Farbe, Hardcover
toonfish/Splitter Verlag
15,95 Euro
ISBN: 978-3-96792-785-6