Nicht gerade die Hellsten, aber unermüdlich – und dennoch stets am Ende die Verlierer. Die Panzerknacker, jene gleich ausschauende Herren mit Augenmaske und gut lesbarer Sträflingsnummer auf der Brust, die vornehmlich nach den Talern in Onkel Dagoberts Geldspeicher trachten, feierten gerade ihren 70. Geburtstag. Was angesichts anderer Jubiläen bei Egmont/Ehapa (Lucky Luke wurde immerhin 75) zwar etwas in den Hintergrund geriet und dennoch mit einem dicken Sammelband gefeiert wird. 1951 vom großen Carl Barks erdacht, fanden die Beagle Boys, wie sie in Anlehnung an die Hunderasse im Original heißen, schnell den Einstieg in die Welt Entenhausens. Später spendierte man ihnen eine eigene Heftserie (in den USA) und eine eigene Taschenbuchreihe (in Deutschland). Auch in diversen Zeichentrick-Episoden hinterließen sie ihren Spuren und praktisch jeder namhafte Disney Zeichner nahm sich ihrer an.
So beginnt der Band, der insgesamt elf Panzerknacker-Geschichten beinhaltet, zwar nicht mit dem Debut, dennoch aber mit einer klassischen Barks Story von 1959, von Übersetzerin Dr. Erika Fuchs „Hans Hackebeil“ getauft. Mit Hilfe einer riesigen Maschine wollen die Herren Dagoberts Geldspeicher knacken. Was dieser ahnt und mit Hilfe von Donald und den Neffen zu vereiteln versucht. Auch die zweite, im Vergleich zu Barks‘ Stil verhältnismäßig grob gezeichnete Geschichte, in der sich die Panzerknacker die Hilfe von Daniel Düsentrieb erschleichen wollen, wurde in den USA erstveröffentlicht, nämlich 1966 in der eigenen Heftserie. Die folgenden Episoden, einige davon neueren Datums, stammen dann von internationalen Disney-Zeichenstudios, viele davon aus Italien. In der folgenden Story, soll u.a. Achtmalacht, der Panzerknacker-Hund, Dagoberts Taler erschnüffeln, die jener einmal mehr „ausgelagert“ hat.
In „Die mathemagische Brille“schwingt Giorgio Cavazzano (zuletzt „Micky Maltese“ als Corto Hommage) den Zeichenstift, der auch abseits von Disney durch „Peter O’Pencil“ (im alten Koralle-Zack) oder „Spider-Man in Venedig“ bekannt ist. In seinem typischen modernen Stil inszeniert er hier eine Story um besondere Brillen, die den Verstand ihres Trägers schärfen, wovon die Panzerknacker natürlich Wind bekommen. Ein weiteres zeichnerisches Highlight, diesmal mit Science Fiction Hintergrund, ist „Angriff der Klonknacker“: ein zwielichtiger Mad Scientist (Dr. Eisenberg), sät unter den Panzerknackern erst Zwietracht und erschafft dann eine Klonarmee, die auf Raubzug geht. Zum Nachsehen der „echten“ Truppe. In „Flucht in Ketten“, vom Chilenen Vicar gezeichnet, kommen die Panzerknacker in ein Straflager, da ihr angestammter Komfort-Knast gerade renoviert wird. Mit dem strengen und korrupten Direktor Triezner ganz und gar nicht einverstanden, brechen sie aus und werden zu unfreiwilligen Helden.
Auch Romano Scarpa, klassischer Disney-Zeichner, dem Giorgio Cavazzano in jungen Jahren assistierte, steuert eine Story bei – übrigens als eine der drei deutschen Erstveröffentlichungen in diesem Band. In der „Goldtopf des Kobolds“ greift er irische Folklore auf und lässt einen Leprechaun namens Paddy (wie auch sonst) auftreten, hinter dessen Taten natürlich eine gewisse Gangsterbande steckt… Ein hochwertiger Hardcover-Sammelband – ob das jetzt die besten Panzerknacker Geschichten sind, sei dahingestellt – der gerne ein wenig mehr Sekundärmaterial vertragen hätte (wie beispielsweise Infos zu den Machern). Aber nachdem zum 50. nur ein schmales Softcover-Album erschien und der 60. Geburtstag komplett ausgelassen wurde, können wir hier dennoch rundum zufrieden sein. (bw)
70 Jahre Panzerknacker
Text: Carl Barks, Vic Lockman, Rodolfo Cimino, Lars Jensen u.a.
Bilder: Carl Barks, Tony Strobl, Marco Rota, Giorgio Cavazzano,
Romano Scarpa, Vicar u.a.
176 Seiten in Farbe, Hardcover
Egmont Comic Collection
25 Euro
ISBN: 978-3-7704-0195-6