Undertaker, Band 5 (Splitter)

Februar 11, 2020
Undertaker, Band 5 (Splitter Verlag)

Irgendwo in den unzugänglichen, verschneiten Bergen Arizonas wird eine Postkutsche von Apachen überfallen. Alle Passagiere werden dabei getötet. Jonas Crow, unser Undertaker, erhält den Auftrag, die Leichen an Ort und Stelle zu beerdigen. Wieder zurück trifft er überraschend einen alten Freund aus Jugendzeiten: Sid Beauchamp. Sid hat inzwischen Karriere gemacht, er ist die rechte Hand von Josephine Barclay, der reichsten und mächtigsten Frau Arizonas. Die sandte Sid mit einem Spezialauftrag aus, der diesen nun wiederum an Jonas vergibt: Vor Jahren haben Apachen Caleb, den Sohn der Barclay, entführt und einer Gehirnwäsche unterzogen. Als „weißer Indianer“ in der Horde des berüchtigten Apachen Salvaje tötete er etliche Weisse. Aus Rache, denn Josephine Barclay wollte eine Eisenbahnlinie durch Apachenland bauen, gegen den Willen von Salvaje & Co. Nun soll Caleb bei dem besagten Postkutschen-Überfall erschossen worden sein und die Barclay möchte ihren Sohn wiederhaben und ordentlich beerdigen. Sid überredet Jonas zu dem Auftrag und gemeinsam bergen sie tatsächlich die Leiche des weißen Indianers. Doch die weist keine Schusswunden auf…

Mit Band 5 der Reihe beginnen Autor Xavier Dorison und Zeichner Ralph Meyer, unterstützt von Koloristin Caroline Delabie, einen neuen Zweiteiler, erstmals ohne das Damengespann Rose Prairie und Lin, das sich im letzten Band verabschiedete. Gleich zu Beginn, nach optisch grandioser Einführung mit einem majestätischen, verschneiten Bergpanorama und dem Überfall, kredenzt uns Dorison ganz viel Handlung. Die Beziehungen der Personen untereinander werden erklärt und die Story rund um Caleb mag zu Beginn an John Fords Westernklassiker „The Searchers“ erinnern. Aber dann wird ruckzuck alles anders, als die wahren Umstände des Todes des weißen Indianers ans Licht kommen. Doch dies ist nur der Anfang. Gleich danach begegnet Jonas erstmals Salvaje und es folgt ein weiterer, früher Twist, der – nur so viel wollen wir verraten – Jonas die Seiten wechseln lässt. Erst notgedrungen, dann aus Überzeugung. Stellt er sich nun gegen seinen Kumpel Sid? Auch hier ist reichlich Konfliktpotenzial vorhanden, zu unterschiedlich haben sich die beiden alten Freunde entwickelt und verändert.

Dorison strickt damit erneut eine spannende und v.a. überraschende Geschichte, die im kommenden zweiten Teil auf ihren Höhepunkt zusteuert. Die Begegnungen mit den Apachen erinnern einmal mehr an die klassischen Blueberry-Abenteuer von Charlier und Giraud. Auch hier haben wir einen innerlich zerrissenen Titelhelden mit einer abenteuerlichen Vergangenheit, die nur wohl dosiert ans Licht kommt. Crow – mit Haustier-Geier Jed – versteht es, sich zwischen den Fronten zu platzieren und doch immer wieder einen Ausweg zu finden, um vordergründig seine Haut zu retten. Neben der gelungenen Story, die Genre-Klischees gerne umschifft oder variiert, punktet natürlich die Optik. Auch hier nahe verwandt am Stile Girauds präsentiert Zeichner Ralph Meyer (der bereits bei „Asgard“ und „XIII Mystery“ mit Dorison zusammenarbeitete) eindrucksvoll das zerklüftete, verschneite John Ford Country oder den engen, elegant gewundenen Antelope Canyon, der hier in einer Indianer-Begräbnisstätte mündet. So entsteht ein weiteres Highlight der Reihe, meisterlich inszeniert und gezeichnet. Ein echter Edelwestern eben. (bw)

Undertaker, Band 5: Der weiße Indianer
Text: Xavier Dorison
Bilder: Ralph Meyer, Caroline Delabie (Farben)
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96219-441-3

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