Knapp verpasst habe ich sie damals, die Mondlandung am 21. Juli 1969, die in geisterhaften Schemen über die heimischen Bildschirme flimmerte (mancher Zuschauer wusste natürlich schon damals, dass das alles Unfug und nur inszeniert war – angeblich). Gut vier Wochen später hätte ich mir das Spektakel live ansehen können, aber wie dem auch sei – 50 Jahre ist das Ganze nun her, wurde in Medien aller Art gebührend abgefeiert und kommt nun natürlich auch mit einer Themenausgabe eines LTB (in der regulären Zählung die Nummer 522) zu Ehren. In einer Art Crossover zwischen den üblichen Ferieneditionen und dem speziellen Anlass begibt sich gleich in der ersten Geschichte „Sommerferien auf dem Mond“ der ganze Duck-Clan auf Urlaubsreise. Natürlich nicht ohne Hintergedanken, denn der alte Geizkragen Dagobert ist mächtig gefrustet, weil seine Mondmissionen, die doch eigentlich wertvolle Bodenschätze entdecken sollten, mit leeren Händen zurückkommen. Da hat ausgerechnet Donald die zündende Idee: warum die Mondstation nicht zu einem de luxe-Ferienlager umfunktionieren? Gequakt, getan, bald öffnet das „Luna Luxus Resort“ die Pforten für gelangweilte Erdlinge.
Die staunen nicht schlecht über eine gewaltige Achterbahn, bemängeln aber alsbald, dass es im Meer der Ruhe (in dem seinerzeit bekanntlich der Adler aufsetzte) gar kein Wasser gibt. Diverse seltsamen Artefakte, bei denen man sich anfangs nicht viel denkt, findet man dabei allerdings keinesfalls ohne Grund: bald stellen sich auch Aliens als Besucher ein und reklamieren alte Besitzrechte am Trabanten – aber diese Streitigkeiten stellt man dann angesichts eines massiven Meteoritenschauers erst einmal zurück… Im Zweiteiler „Mysterien des Mondes“ macht sich dann Micky mitsamt Kumpel Goofy auf in Richtung Mond: Goofys weitläufiger Verwandter Luna Goof ist seit einer Mondmission besessen davon, dort oben eine geheimnisvolle Burg entdeckt zu haben. Nachdem auch die Geheimpolizei durchaus Interesse hat zu erfahren, was da abläuft, nutzt Goof die Chance zu einem weiteren Ausflug, wobei Micky und Goofy einfach mit an Bord springen. Oben angekommen findet man in der Tat die Reste der alten Expedition mitsamt diverser Seleniten, die inklusive Prinzessin einen seltsamen Hofstaat halten… Geschäftsmodell Donald, die zweite: in „Wettrennen ins Weltall“ bringt der hier gar nicht mal so schusslige Neffe seinen Onkel auf die geniale Idee, den Mond doch als gewaltige Werbefläche zu nutzen. Das kann auch nur schiefgehen und zu jeder Menge Verwicklungen führen…
Seleniten, die Jagd nach Bodenschätzen, Meteoritenhagel, kommerzielle Nutzung des Trabanten: die Autorenteams bedienen sich in dieser Geschichtensammlung bei so ziemlich allen klassischen Quellen, von H.G. Wells „First Men In The Moon“ über Fritz Langs „Frau im Mond“ (wo man sich auch um angebliche Goldvorkommen zankt) bis hin zu George Pals klassischen Space Operas und natürlich der seligen „Mondbasis Alpha 1“ ist alles geboten, vermischt mit den realen Phantasien des Elektromobilbauers Elon Musk, der mit seinem Projekt SpaceX ja den Raumflug als Touristenattraktion zu etablieren versucht (wir werden sehen, ob er damit so viel Geld versemmelt wie mit Tesla). Teilweise recht amüsant, teilweise fast ein wenig psychedelisch-absurd (die Prinzessin auf der Erbse, äh Mond aus der Feder von Casty wirkt inklusive Burg/Raumschiff doch arg von der Rocky Horror Picture Show inspiriert) kommen die insgesamt neun Geschichten daher, wobei das reine Mondthema ergänzt wird von einem ganzen Reigen anderer Erzählungen, so dass die Sonderausgabe durchaus ihren Platz in jedem Reisekoffer finden sollte (auch wenn die Schulferien für einige schon wieder vorbei sind). (hb)
Lustiges Taschenbuch, Band 522: Sommerferien auf dem Mond
Texter & Zeichner: Peter Snejbjerg, Andrea Ferraris, Casty, Marco Bosco u.a.
256 Seiten in Farbe, Softcover
Egmont Ehapa Verlag
6,50 Euro