Fulgur, Band 2 (Splitter)

Februar 19, 2019
Fulgur, Band 2 (Splitter)

Ungemütlich wird es für die Besatzung des Tiefseetauchbootes Fulgur: da landet man im unterirdischen See in den Fängen eines prähistorischen Echsenviechs, das drauf und dran ist, die Tauchkapsel zu zermalmen. Nur ein waghalsiges Manöver, bei dem man rasend schnell auftaucht und dem Ungetüm die eingebaute Harpune in die Flanke stößt, rettet die Besatzung vor dem endgültigen Aus ihrer waghalsigen Mission, die doch eigentlich ein versunkenes Schiff voller Gold bergen sollte. Aber die Lage bleibt trübe bis aussichtslos: man schippert weiter auf dem unterirdischen Gewässer und kommt alsbald zu einer Art Insel, die der Abenteurer Prosper Maraval erst einmal auf eigene Faust erkundet.

Außer ein paar seltsamen Pflanzen findet man auf dem Brocken Land doch tatsächlich auch etwas Interessantes: nämlich einen kleinen Süßwasser-Teich, aus dem Expeditionschef Professor Claudian messerscharf schließt, dass man sich hier in der Nähe der Oberfläche befinden müsse. Durch einige gezielte Sprengungen schaffen es die Fulguriten tatsächlich, entlang des Wasserlaufs zu fahren, und finden ein noch höher gelegenes Sammelbecken – und machen dabei eine noch viel erstaunlichere Entdeckung: hoch oben an den Felsen klammert sich eine Mestizin fest, die von Feuer, Tod und ihrem Vater phantasiert…

Waren wir in Christophe Becs („Eternum“, „Olympus Mons“, „Die schwarzen Moore“ u.v.a.) fescher Hommage an die viktorianische Abenteuerliteratur bislang noch in einer fulminanten Mischung aus Jules Vernes Unterwassersaga „20.000 Meilen unter dem Meeren“ und H.G. Wells‘ „Die ersten Menschen auf dem Mond“ unterwegs, übernehmen nun die Verneigungen vor zwei anderen Klassikern: die von allerlei Kroppzeug bewohnten unterirdischen Seen kennen wir bestens aus der „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, wie auch Conan Doyles „Lost World“ („Die vergessene Welt“) – die Bec ja ohnehin schon direkt adaptierte – in mysteriösen Plateaus um die Ecke schielt.

Auch Doyles „Kapitän der Polarstern“ steht für diese Kapitel Pate, jene Kurzgeschichte, die unter dem Titel „The Captain Of The Pole Star“ 1883 erschien und mit jeder Menge „Rime Of The Ancient Mariner“-Atmosphäre beweist, dass Doyle auch ein Meister der Gruselgeschichte war. Aus diesen Zutaten mixt Bec einen bunten Abenteuerplot, der uns an viele selige Fernsehnachmittage erinnert und der von Dejan Nenadov im besten Sinne altmodisch, viktorianisch, großflächig inszeniert wird, mit vielen filmisch-ausladenden Panels und Kapitelunterteilungen, die direkt einem alten Band aus der British Library entsprungen scheinen. Ein wohliges Lesevergnügen für alle Freunde klassischer Abenteuergeschichten, das mit Band 3, „Verbrannte Erden“, im Juli seinen vermutlich feurigen Abschluss finden wird. (hb)

Fulgur, Band 2: Die Überlebenden der Finsternis
Text: Christophe Bec
Bilder: Dejan Nenadov
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
15,80 Euro

ISBN: 978-3-96219-139-9

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