Der Krieg der Knirpse, Band 4 (Panini)

Februar 8, 2018

Nachdem sie die ersten beiden Alben lang versteckt vor den Deutschen im Wald verbracht haben, starteten die Lulus (Ludwig, Lucas, Luigi, Lucien und Luce) im letzten Band eine Odyssee, die sie zuerst in die von den Deutschen besetzte Stadt Guise (im Norden Frankreichs an der Grenze zu Belgien) führte und dann vermeintlich in Sicherheit: Nämlich mit einem Zug in die neutrale Schweiz. Nur fuhr der Zug – es war der falsche – mitten ins Feindesland, nämlich nach Deutschland.

Nun, in Band 4, schreiben wir das Kriegsjahr 1917. Die fünf Freunde haben ihren Fehler erkannt und schmuggeln sich wieder zurück Richtung Heimat. Doch wieder einmal fliegen sie auf und müssen fliehen. Dabei begegnen sie dem umtriebigen Fotografen Criquelion und erfahren, dass sie in Belgien sind, in der Wallonie. Mit Criquelion verbringen die Lulus einige unbeschwerte Tage (inkl. einer kuriosen Begegnung mit einem Elefanten), ehe sie erneut aufbrechen, diesmal ausgestattet mit gefälschten Passierscheinen. Denn Luce stammt aus Belgien, ihr Dorf ist nur einige Tagesmärsche entfernt. Dort angekommen treffen sie in dem vom den Deutschen zerstörten Ort nur noch Luces Großmutter an, die in einem Schuppen unter widrigsten Bedingungen ausharrt und auf die Rückkehr ihrer Liebsten hofft. Luce ist die Erste – sie beschließt hier zu bleiben, was gleichzeitig bedeutet, dass sich die Wege der Freunde nun endgültig trennen. Denn der Rest der Lulus macht sich auf zu einem weiteren Versuch, die sichere Schweiz zu erreichen…

Nach wie vor halten die Autoren Hautière und Hardoc ihre Lulus vom Krieg, von eigentlichen Kampfhandlungen fern. Während an der Front der tödliche Stellungskrieg tobt, lernen die Kinder (un)glücklicherweise nur die Auswirkungen des Krieges kennen: Hunger und Mangel. Selbst im Wald wird die Nahrung knapp, alles ist für die deutschen Soldaten sprichwörtlich abgegrast. Und ständig müssen die Fünf auf der Hut sein, schließlich ist das Land besetzt und bei einer Festnahme müssen die Ältesten inzwischen befürchten, als Zwangsarbeiter rekrutiert zu werden. Überhaupt: die Gruppe wird älter, kindliche Naivität, wie sie in den ersten beiden Bänden noch zu sehen war, ist größtenteils der bitteren Realität des Krieges gewichen. Kind zu sein schützt nicht mehr bedingungslos. Und nach wie vor ist Verstecken an der Tagesordnung, das Essen ist stets knapp, man friert im Winter und hat mit unzureichender Kleidung zu kämpfen. Dazu kommt: Luce wird immer fraulicher und sowohl Luigi als auch Lucien haben schon lange ein Auge auf sie geworfen, zu Luces Leidwesen…

Im Gegensatz zu den Vorbänden wird dieser Teil rückblickend erzählt, er beginnt und endet einmal mehr mit einer Flucht. Nur ist Luce nicht mehr dabei, erstmalig sind die Lulus getrennt. Immer wieder begegnen die Kinder, bzw. Jugendlichen Menschen, die ihnen helfen –wobei es auch hier schwarze Schafe gibt, die andere Absichten hegen. Hautière und Hardoc erzählen dabei spannend und episodisch und müssen immer wieder schlüssige Gründe konstruieren, die die Fortführung der Kinder-Odyssee erklären. Der semi-realistische Zeichenstil Hardocs (d.i. Vincent Lemaire) passt dabei bestens zu einer ungewöhnlichen Serie, die die Geschichte von fünf Kindern (vier davon Waise) im Ersten Weltkrieg zum Thema hat. Der fünfte (und finale?) Band ist in Vorbereitung und behandelt die Geschichte der Lulus im letzten Kriegsjahr 1918. Dann erfahren wir vielleicht auch, wer sich hinter dem Erzähler verbirgt, der hier rückblickend die Ereignisse im Jahre 1987 (was wir an einem Kalender, den ein bekannter Comic-Hund ziert, erkennen) präsentiert. (bw)

Der Krieg der Knirpse, Band 4: 1917: Der Bruch
Text: Régis Hautière
Bilder: Hardoc
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
15,99 Euro

ISBN: 978-3-7416-0459-1

Tags: , , , , , , , ,

Comments are closed.