Odyssee im Weltraum: das gigantische Raumschiff Sol kreuzt irgendwo in den Tiefen des Alls. Das Kommando schwingt niemand anders als ein Unsterblicher namens Perry Rhodan, der versucht, seine Mannschaft wieder nach Hause zu führen. Mit von der Partie ist natürlich der telepathisch, telekinetisch und auch anderweitig begabte, ebenfalls 1500 Lenze zählende Mausbiber Gucky. Als man von einem gigantischen Hindernis gestoppt wird, stellt man fest, dass man sich einem riesigen Raum-Teleskop gegenübersieht, das offenbar gerade von diversen Lumpensöhnen angegriffen wird. Weil er sich wertvolle Hinweise auf Position und mögliche Heimwege erhofft, schnappt sich Perry die Pilotin Belayn, die sexy nurse Irmina und eben Gucky und greift beherzt ins Geschehen ein. Auf der Station findet man einen Überlebenden, der sich aber partout nicht retten lassen will, weil auskunftsgemäß nur Frauen zählen, weshalb er sich lieber selbst aus dem Weg räumt. Durch Geisteserforschung kann Gucky herausfinden, dass die Sterngucker zur Rasse der Skrabji gehören, die von den anrennenden Heravan bedroht werden.
Die „Mutter“ T’rfel fällt der Attacke zum Opfer, aber Perry flieht mit seinem Trupp und der schwer Verletzten in der Hoffnung, doch noch an wertvolle Sternkarten zu kommen. Gucky dringt in ihren Geist ein und findet sich in einem alptraumhaften Szenario wieder, in dem er eine tief zerstrittene Kultur erlebt, wobei sein Körper kurzzeitig stirbt. Nachdem die kranke Schwester Irmina sowohl den Mausbiber als auch die Skrabji-Anführerin wiederbelebt hat, macht man sich auf den Weg zur Heimatstation Akrul. Dort angelangt, wird auch noch der voluminöse und dickbauchige Dalaimoc Rorvic rekrutiert, der in der Lage ist, die Gestalt der ehemaligen Herrscher jeder Welt anzunehmen. Akrul scheint verlassen, und auf der verzweifelten Suche nach einem Blutspender für T’rfel stößt man auf eine Szene, die Gucky aus seiner Geistverschmelzung nur allzu gut kennt: Heravan erschießen harmlose Skrabji in einem Käfig. Prompt gerät man auch selbst unter Beschuss, aber just in diesem Moment verwandelt sich Dalaimoc in einen Ur-Skrabji, der mit einer geschickt eingefädelten Finte ins Allerheiligste der Stadt eindringt, wo auch des Rätsels Lösung verborgen scheint…
Perry Rhodan gehört neben Jerry Cotton zweifelsohne zu den wenigen Ikonen, die der deutsche Groschenroman hervorgebracht hat. Seit 1961 durcheilt der Mann, der laut seiner Storyline mit dem „Unternehmen Stardust“ (so der Titel der Nr. 1) 1971 als erster auf dem Mond landete, dort die havarierten außerirdischen Arkoniden vorfand und von ihnen Technik, Vision und nicht zuletzt Unsterblichkeit erbte, Woche für Woche die Seiten der Romanhefte. In mittlerweile gefühlt 35 Neuauflagen, Taschenbuch-Ausgaben und Hardcover-Sammlungen kann man seine Abenteuer, die sich üblicherweise über so genannte Zyklen über 50 oder mehr Hefte entfalten, erleben. Damit gebührt Perry der Ruhm, die längste zusammenhängende Erzählung zu liefern, die die Menschheit je hervorbrachte – ob es die beste ist, darüber scheiden sich die Geister. Fakt ist: Rhodan ist ein unkaputtbares Phänomen mit treuer Fangemeinde (komplett mit Conventions, Fanclubs und allem, was dazugehört), und schon bald verstand es der Pabel-Moewig-Verlag, sein Goldschätzchen auch medienübergreifend zu nutzen.
Erstes Resultat war 1967 der Streifen „Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall“, eine weitgehend unsägliche Kino-Verwurstung der ersten drei Romanhefte, die mit Pappmaché-Bauten, unsinniger Handlung und auch sonst allfälliger Stümperei für Kopfschütteln sorgte. Deutlich erfolgreicher geriet da schon die Comic-Fassung, die ab 1968 zunächst unter dem Titel „Perry Rhodan im Bild“ Ausgaben der Romane nacherzählte und dann von 1969 bis 1975 unter der Flagge „Perry – Unser Mann im All“ immerhin 129 Ausgaben erreichte, die bei Freunden der Serie gut gelitten waren. Nach diversen Neuausgaben wagte dann der Verlag Alligator Farm 2006 den Neustart der Serie, wobei man sich nicht zuletzt durch explizite Handlungselemente (sagen wir‘s doch einfach: dralle Weiber) auszeichnete. 2015 schließlich ging Cross Cult in Zusammenarbeit mit dem Redaktionsteam bei Moewig erneut an den Serien-Relaunch, wobei man mit Autor Kai Hirdt einen altgedienten Recken an Bord hat, der schon bei den Alligatoren als Texter und Verleger der Perry-Reihe fungierte. Hirdt entfaltet dabei eine typische Rhodan-Handlung, die den Fokus zwar auf den Unsterblichen als uneingeschränkten Kommandanten legt, dabei aber die aus der Romanserie populären Sidekicks wie Gucky oder auch die mit Heilungskräften gesegnete Irmina Kotschistowa nicht vernachlässigt.
Einzig den ewigen zweiten Mann Reginald Bull sucht man vergeblich, aber das tut dem bunten intergalaktischen Spaß keinerlei Abbruch. Von Kugelraumern (naja weitgehend) über fremde Rassen bis hin zum souveränen Anführer Perry wirft Hirdt alles in den Ring, was der erprobte Fahrensmann schätzt, wobei auch Neueinsteiger mit ein wenig Hintergrundlektüre durchsteigen dürften. Ohnehin wirkt das Ganze bisweilen wie eine Episode aus dem Superhelden-Universum, wozu vielleicht die Inszenierung beiträgt, die Marco Castiello (u.a. Star Wars, Halo) routiniert umsetzt – ist das Gucky, oder vielleicht ein schießwütiger Waschbär mit Schnodderschnauze names Rocket, fragt man sich bisweilen. Insgesamt ein flotter, schmissiger Lesespaß, der im vorliegenden Band die ersten drei Ausgaben der halbjährlichen Heftserie versammelt. (hb)
Perry Rhodan, Band 1: Die Kartografen der Unendlichkeit
Text: Kai Hirdt
Bilder: Marco Castiello
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Cross Cult
20 Euro
ISBN: 978-3-86425-835-0