Unverhofft kommt bekanntlich oft – so erhält der Joker eine Einladung samt Flugticket nach London. Dort erwartet ihn Dr. Xabaras, um über gemeinsame „Forschungen“ zu sprechen. Nichts Gutes also. Man kennt sich von früher, weshalb der Joker dankend annimmt, bedeutet London doch gleichzeitig eine vermeintlich Batman-freie Zone („Batexit“) und damit eine ungefährliche neue Spielwiese für den Clownprinz des Verbrechens. Ein Irrtum, denn Batman nimmt Jokers Fährte auf und landet ebenfalls in Englands Hauptstadt – als Milliardär Bruce Wayne, samt Butler Alfred und umfassendem Equipment, wie Batmobil und Batwing. Um Xabaras Aufenthalt zu erfahren, tut sich Batman nolens volens mit Dylan Dog, zusammen, dem VW Käfer fahrenden, Klarinette spielenden „Jäger des Grauens“, der notorisch klamm ist – gegensätzlicher können Charaktere kaum sein. Bald kommt es zum ersten Showdown in Londons Kanalisation, was erst der Anfang ist…
Auch die italienischen Fumetti haben ihre traditionellen Helden, wenn sie auch bei uns weniger prominent vertreten waren und sind. Batman, Superman & Co. kennt man hierzulande doch eher als Diabolik, Tex oder eben Dylan Dog, 1986 von Tiziano Sclavi erdacht. Ausgewählte Geschichten um den ehemaligen Polizisten Dylan Dog, der sich nun mit Übernatürlichem und Monströsem herumschlagen muss, erschienen ab 2001 im Carlsen Verlag. Danach übernahmen Schwarzer Klecks und der Libellus Verlag die Reihe, ehe 2017 endgültig Schluss war. Seitdem ist Dylan Dog vom Deutschen Comicmarkt verschwunden. Umso interessanter und erfreulicher nun dieses voluminöse Crossover, das ursprünglich von Mai bis Juli diesen Jahres in drei Teilen erschien und nun als Sammelband in größerem Format und als Hardcover bei Panini vorliegt (wahlweise auch in einer auf nur 100 Exemplare limitierten Variant-Fassung… – siehe Cover links).
Im ersten Teil sind die Nebenrollen prominent besetzt. Der Joker bringt einen weiteren gestandenen DC-Schurken mit nach London, während Dylan eine Dame hofiert, die Batman auch bestens vertraut ist. Selbst eine Nebenrolle spielt der Dunkle Ritter dann im zweiten Teil. Hier tut sich Dylan Dog aus Gründen – die Story nimmt inzwischen einen ganz anderen Verlauf, inklusive einem spektakulären, neuen Schauplatz – mit einem meist schlecht gelaunten, magischen Ex-Vertigo Recken zusammen, der einst von Alan Moore erfunden wurde. Und mit einem reimenden Dämon, dessen Dialoge den Übersetzern stets viel Freude bereiten dürften. Zum Finale finden sich dann wieder alle in Gotham ein. Leider bis auf Dylans Assistent Groucho, der nicht nur namentlich dem berühmtesten der Marx Brothers nachempfunden ist. Im Mittelpunkt steht hier die Jagd auf einem Schurken, der diesmal als Ausgleich aus dem Dylan Dog Universum stammt.
Tatsächlich haben wir hier kein zwanghaft aufgesetzt wirkendes Crossover vor uns, das aus Marketing-Gründen gebildet wird. Der Band lebt von den Gegensätzen der Hauptcharaktere, die sich zuerst ganz und gar nicht grün sind. Neben den fulminant inszenierten Kloppereien sind deren Zwiegespräche, erdacht von Autor Roberto Recchioni, immer wieder das Salz in der Suppe. Hier Batman, gewohnt wortkarg, humorlos und immun gegen jede Ironie. Dort Dylan, gerne schnippisch, mit losem, frechem Mundwerk – auch in seinen Methoden das völlige Gegenteil zum Mitternachtsdetektiv. Auch die Zeichnungen bieten ein stimmiges Bild. Gigi Cavenago, der u.a. Mark Millars dritten „The Magic Order“ Band gestaltet hat und Werther Dell’Edera, bestens bekannt als Stammzeichner von „Something is killing the Children“, liefern ihre Bilder in einem schwungvollen, modernen Stil und großzügigen Panels ab, garniert mit knalligen Farben. Und eine Reminiszenz an den modernen Klassiker „The Killing Joke“ ist ebenfalls dabei. (bw)
Batman / Dylan Dog
Text & Story: Roberto Recchioni
Bilder: Werther Dell’Edera, Gigi Cavenago
216 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
39 Euro
ISBN: 978-3-7416-4021-6