The Ambassadors (Panini)

März 11, 2024
The Ambassadors (Panini Comics)

Willkommen im Superkräfte-Verteilungszentrum. Das befindet sich an einem geheimen Ort in der Antarktis und wird von der Südkoreanerin Choon-He Chung geleitet, einer brillanten Wissenschaftlerin, die obendrein noch über schier endlose Geldquellen zu verfügen scheint. Ihr gewagter Plan, den sie nun der Öffentlichkeit vorstellt: Nach und nach sollen die Länder der Welt eigene Superhelden bekommen, die sogenannten Ambassadors, also Botschafter. Deshalb initiieren Choon-He und ihre Firma ein gigantisches Auswahlverfahren – bereits nach nur vier Tagen stehen über 200 Millionen Bewerberinnen und Bewerber zu buche, die gerne mit Superkräften Gutes tun wollen. Die Bestückung mit eben jenen Superkräften läuft dabei erstaunlich einfach: Die jeweilige Person kann aus über 50 Kräften auswählen und mittels eines Armbandes, Smartband genannt, maximal drei davon gleichzeitig herabladen und diese dann nutzen. Sozusagen als eine Art Superkraft-Streaming.

Nun verfolgen wir beispielhaft, wie einige Anwärter zu Helden transformiert werden. Etwa Binnu Bhatia, der in Indien beinahe einem Terroranschlag zum Opfer fällt und der fortan als Codename India sein Land beschützen darf. Oder Yasmine Gauvin, die in einem Hotel arbeitet und die samt voll ausgestatteter „Bathöhle“ zu Codename France wird, übrigens mit ihrem Sohn als Sidekick, der als Robin-Figur die Batman-Parallelen verdeutlicht. In Rio de Janeiro soll Pater Vitor Pereira zu Codename Brazil werden. Der zeigt jedoch nur wenig Interesse an dem verlockenden Angebot, begibt sich damit in Gefahr und sorgt dann für einen gelungen Storytwist. Und mit Bob Taylor aus Australien wird ein Senior in seinen Siebzigern zum Superhelden befördert, der in der Vergangenheit zwar zweifelhafte Eigenschaften an den Tag legte, der sich nun aber als geläutert erklärt. Chefin der Truppe ist natürlich Choon-He Chung, die nun ausschließlich als Codename Korea auftritt.

Der Band, der alle sechs US-Hefte der Miniserie beinhaltet, ist dabei klar gegliedert. Im ersten Kapitel wird das Superhelden-Programm Choon-Hes vorgestellt. Wir erfahren, dass sie einen Ex-Mann hat, der nicht minder brillant ist, zumindest wissenschaftlich gesehen. Und schon früher gab es tatsächlich Bestrebungen, Supermenschen zu schaffen, vor allem durch die USA. Sie alle scheiterten jedoch oder wurden eingestellt. Jetzt ist durch die Südkoreanerin der Durchbruch geschafft – und nicht durch die Amis wie üblich in Sachen Superhelden. Die Absenz der Amerikaner zieht sich dabei schon fast wie ein Running Gag durch den ganzen Band… Teil zwei bis fünf widmen sich dann den einzelnen Figuren, wobei am Ende der Kapitel schon klar wird, wer als Gegenspieler in Frage kommt. Und das abschließende sechste Kapitel bringt dann wie erwartet das große Action-Finale.

Nach seinen magischen Ausflügen variiert Star-Autor Mark Millar unter dem Netflix Label erneut das Superhelden-Genre. Dabei wurde jedes US-Heft, also jedes der sechs Kapitel in diesem Sammelband, von einem anderen Zeichner gestaltet, beginnend mit dem Schotten Frank Quitely, mit dem Millar bereits zusammenarbeitete und der neuerdings auch gerne Etiketten für Whisky-Flaschen designt. Es folgen Karl Kerschl und Travis Charest, letzterer beeindruckt einmal mehr mit seinem aufwändigen, kräftigen realistischen Zeichenstil. Dann sind Olivier Coipel und Matteo Buffagni an der Zeichen-Reihe, ehe „Black Science“ Zeichner Matteo Scalera den spektakulären, ganz im Superhelden Duktus gehaltenen Abschluss des Bandes inszeniert. Mark Millar präsentiert hier eine kurzweilige episodische Story, in der die Vorstellung und Historie der einzelnen Heldinnen und Helden fast interessanter ist als das große Ganze. Aktuelle Bezüge und Seitenhiebe, gerne auf Marvel, Disney und Superheldenfilme inklusive. (bw)

The Ambassadors
Text & Story: Mark Millar
Bilder: Frank Quitely, Karl Kerschl, Travis Charest,
Olivier Coipel, Matteo Buffagni, Matteo Scalera
188 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
24 Euro

ISBN: 978-3-7416-3605-9

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