Aufruhr in Dallas: ein exotisch aussehendes Viech taucht urplötzlich auf und scheint mausetot. Das muss vermarktet werden, und so strömen tausende Neugierige zur Ausstellung des seltsamen Wesens, das aussieht wie ein Koboldmaki. Auch unsere Helden werden von der Neugierde gepackt: Mike Ross, Priscilla Conway und Bobby Crabb müssen grade mal nicht die Welt retten und schleichen sich in ihrer Form als mikroskopische Kämpfer Mikros, Saltarella und Big Crab an Bord eines Fliegers in Richtung Dallas. Dort allerdings bricht alsbald die Hölle los, der gewaltige Unhold erwacht zum Leben, legt die Stadt in Schutt und Asche und hüpft geradewegs auf die Tragfläche der 747, mit der die Mikros unterwegs sind.
Dort schnappt sich das Viech eine geheimnisvolle, mit ihm in Verbindung zu stehen scheinende Holde und macht sich auf in Richtung Las Vegas. Die Dame, so stellt sich heraus, hört auf den Namen Illitha und beherrscht das Wesen, das die klingende Bezeichnung Malariax trägt – durchaus vielsagend, kann das Viech doch riesige Schwärme von Moskitos ausstoßen, die sich über die in Panik fliehende Bevölkerung hermachen. Zu allem Überfluss gelingt es der gerissenen Dame auch noch, den guten Crabby zu hypnotisieren und so dazu zu bringen, im Death Valley auf seine Freunde Mikros und Saltarella loszugehen – aber irgendwann kommt die durchaus tragische Geschichte des ungleichen Duos ans Licht…
Finstere Zusammentreffen, nächstes Kapitel: eigentlich wollen sich die Mikros mal entspannen, aber dann trudelt eine mysteriöse Einladung ein. Unter dem vielsagenden Motto „Venedig sehen – und sterben“ erbittet niemand anders als ein gewisser Graf Cagliostro die Anwesenheit bei einem Ball in der Lagunenstadt, wo er sich mit anderen, von der Gesellschaft nicht gut gelittenen parapsychologischen Größen versammeln will. Das stellt sich als perfide Falle heraus, aber im All schwebt mit dem „Dunklen Gondoliere“ schon längst ein neuer, übermächtiger Widersacher…
Langsam aber sicher neigt sich der Anteil der Mikros-Serie, der Anfang der 80er schon einmal in beklagenswert gekürzter Form im seligen Bastei-Verlag erschien und vom rührigen Hause Zauberstern fulminant ungekürzt und neu übersetzt neu aufgelegt wird, dem Ende zu: spätestens ab Heft 6 dürfen wir uns auf Material freuen, das bislang noch nie das Licht der deutschen Comicwelt erblickte. Die beiden hier versammelten Storylines um die Aliens Illitha und Malariax und den grimmen Cagliostro erschienen ursprünglich als Episoden 15-19 in den Jahren 1981 und 1982. Die Geschichte um die Bestie aus dem Weltenraum (na? Erkennt jemand den Filmtitel? Leute!) greift auf die alte Prämisse zurück, dass Dämonen, Hexen und sonstige Schreckgespenster der Menschheit nichts anderes als intellektuell und technisch überlegene Aliens sind, die vor Jahrtausenden über die Erde wandelten – „Quatermass and the Pit“ lässt grüßen.
Die Cagliostro-Figur – ein Mystiker vom Schlage eines Alastair Crowley – fand ihren Weg ebenfalls bereits in zahllose literarische und auch filmische Umsetzungen. Die internen Spannungen der Mikros spielen sich dieses Mal in erster Linie in den Momenten, wenn der in Liebe und Schicksal frustrierte, ewig kalauernde Crabby sich gegen seine Freunde wendet – das kennen wir bestens vom ewig hin- und hergerissenen Hulk und auch dem Ding Ben Grimm, eben jenen Vorlagen, auf die Texter Malcolm Naughton (Marcel Navarra ) ja bewusst abzielt. Zeichnerisch fährt John Milton (das ist Jean-Yves Mitton, daher mit dem Paradise Lost-Autor weder verwandt noch verschwägert) das Geschehen flott-actionreich im US-Superheldenduktus der 70er und 80er ab, der eindeutig beim Mikros-Projekt Pate stand – zumal mit dem Dunklen Gondoliere eine mehr als eindeutige Referenz auf einen gewissen galaktischen Herold mit seinem Surfbrett eingebaut ist.
Übersetzungstechnisch verstecken die Zauberstern-Meister wieder jede Menge Gags und Referenzen – so etwa beschwört ein entsetzter Bewohner von Las Vegas die Werbewelt aus den wohlig erinnerten Marvel-Ausgaben aus dem Williams-Verlag: „Ich geb euch alles! Mein Haus, mein Auto, meine Sea Monkeys!“ Auch ein wenig Eigenwerbung sei erlaubt, so etwa als Saltarella feststellt, das Viech sehe ja auch wie der Rattenkönig aus der neuesten Hörspiel-Episode um den Zauberstern-Helden Jan Tenner. Garniert mit einer kleinen Cover-Galerie der Originalausgaben und vor allem einem hübschen Poster des Titelblatts der Nummer 1 aus dem Bastei-Verlag, liefern auch diese 100 Seiten wunderbar sorgfältig hergerichtete Helden-Action im Geiste der frühen 80er. Heft 5 erscheint im März – in jedem Fall holen, um auch die frühen Episoden in würdiger Form genießen zu können. (hb)
Mikros Magazin, Heft 4: Kampf gegen das Slizz-Imperium
Text: Marcel Navarra als Malcolm Naughton
Bilder: Jean-Yves Mitton als John Milton
100 Seiten in Farbe, Magazinformat
Zauberstern Comics
9,99 Euro