King of Spies (Panini)

Oktober 26, 2022
King of Spies - König der Spione (Panini Comics)

Roland King – bester britischer Geheimagent ever. Ein Mann, der im Alleingang Krisen auslöste oder beendete. Ein James Bond auf Speed. Das war einmal. Jetzt ist King 65 und offiziell im Ruhestand. Wenn auch nicht mehr im aktiven Dienst, mischt er inoffiziell noch immer mit, „beschafft“ aber nur noch „Aufträge“. Seine Familie ist zerrüttet, sein Sohn Atticus, ebenfalls im Agenten-Business tätig und ebenfalls skrupellos, will vom Vater nichts wissen. So verbringt King seine Tage im Club, raucht seine Hausmarke und kippt sich Macallans hinter die Binde. Bis eine niederschmetternde Arzt-Diagnose alles verändert: ein Tumor wird entdeckt, unheilbar und inoperabel. Ihm bleiben noch etwa sechs Monate, davon drei weitestgehend schmerzfrei – wenn er Glück hat. King hat also nichts mehr zu verlieren und beschließt, diese Zeit sinnvoll zu nutzen. Das bedeutet bei ihm: alle killen, die er einst auf Befehl von oben verschonen oder gar schützen musste. Alle, die Leichen im Keller haben, um die Welt damit – seiner Ansicht nach – wieder ein klein wenig besser zu machen…

Eine neue Miniserie von Mark Millar (u.a. „Kick-Ass“, „Jupiter’s Legacy“), die in ihrer Comicform von Netflix produziert wurde (wie auch bereits „The Magic Order“ – wir erinnern uns, dass Netflix vor einigen Jahren Millarworld kaufte). Wie immer unterhaltsam, drastisch, gerne auch makaber, wieder in einem Genre, dessen Grenzen maximal ausgelotet und dessen Gegebenheiten auf die Spitze getrieben werden. Bereits das filmreife, vor Action triefende Intro, das 1990 spielt, stellt Roland King eindrucksvoll vor. Als Ein-Mann-Armee, die Panamas flüchtenden Machthaber Noriega doch noch dingfest macht, dabei wagemutig wie furchtlos agiert, immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen. Später, als der gealterte King in unserer Gegenwart seinen persönlichen Rachefeldzug startet und zum meistgesuchten und gefährlichsten Mann der Welt avanciert, erledigt er trocken und gewitzt, scheinbar unangreifbar, seine stets tödlichen „Missionen“ und macht weder vor korrupten und verbrecherischen Royals, US-Präsidenten, Popstars oder gar Päpsten Halt (inkl. diverser aktueller Bezüge).

Millar präsentiert eine recht gradlinige Story, in der sich dazwischen immer wieder einzelne Panels finden, deren Inhalt und Zweck erst am Schluss aufgelöst wird. Als Hauptfigur präsentiert er einen Senior (das ist ja gerade „In“ – siehe „Die alten Knacker“, „Monsieur Vadim“ oder auch „Antananarivo“), äußerlich ganz ein britischer Gentleman, in seinem dritten oder vierten Frühling. Zwar sind Kings Motive zweifelhaft und seine Selbstjustiz-Variationen gerne drastisch präsentiert, aber auch das kennt man ja von Millar-Stories. Insgesamt ein unterhaltsamer Band, der alle vier US-Hefte beinhaltet, kurzweilig und fulminant übertrieben mit leicht aufgesetztem, apokalyptischem Finale und Schluss. Inzwischen hat man sich eben an die tabulosen Sensationen ein Stück weit gewöhnt. Die Zeichnungen stammen von Matteo Scalera, der in seinem charakteristischen Stil bereits Rick Remenders „Black Science“ prägte und der v.a. in Action-Sequenzen zu beeindrucken weiß. Wie immer runden diverse Variant-Cover den Band ab. Jetzt kann man gespannt sein, ob und wie Netflix den Stoff in bewegte Bilder umsetzt. (bw)

King of Spies – König der Spione
Text: Mark Millar
Bilder: Matteo Scalera
140 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
19 Euro

ISBN: 978-3-7416-3075-0

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