Die Viper, Band 4 (Splitter)

September 19, 2022
Die Viper, Band 4: Höhenangst (Splitter Verlag)

November 1900 in New York. Zwei sind noch übrig. Zwei der Männer, die Emily für den Tod ihrer Mutter verantwortlich macht, zwei der Männer, an denen sie – inzwischen schon längst als „Viper“ berühmt berüchtigt und überall gesucht – noch Rache üben will. Doch plötzlich ist alles anders. Denn seit kurzem weiß Emily, dass ihre Mutter noch lebt. Und mehr noch: sie verliebt sich in ihr nächstes „Opfer“, den Architekten Stanley Whitman. Derweil sind auch die beiden Pinkerton Agenten nicht untätig, recherchieren ebenfalls die Namen der beiden noch „übrigen“ Männer und hoffen, Emily vor ihrer nächsten Tat zu erwischen. Und dann ist da ja noch der Indianer, der Emily seit geraumer Zeit auf Schritt und Tritt folgt. Schließlich kommt es in dem noch im Bau befindlichen Fuller Building, heute als Flatiron Building eines der Wahrzeichen Manhattans, zu einem ersten Showdown.

Und der stellt nicht das Finale des Bandes da. Hierfür hat sich Autor und Zeichner Laurent Astier noch ein besonderes Schmankerl ausgedacht, das seine Schatten voraus wirft und das die Neugier auf den finalen fünften Band massiv ansteigen lässt. Damit treibt Astier gleichzeitig die Einbindung der Handlung in historische Geschehnisse und den Auftritt historischer Persönlichkeiten auf die Spitze. So treffen wir Charles Dana Gibson, einen bekannten Illustrator und Cartoonisten oder die später skandalträchtige Tänzerin Evelyn Nesbit. Und auch zwei Herren namens Butch Cassidy und Sundance Kid spielen in einer Episode wieder eine kleine aber feine Nebenrolle. Im Mittelpunkt bleibt aber Emily, die ihr Gefühlschaos hinsichtlich Whitman erst einmal ordnen muss und die von einer alten Freundin zumindest moralische Unterstützung bekommt. Zwischen dem aktuellen Geschehen blendet Astier immer gut zehn Jahre zurück nach Arizona, als Emily von ihrem Onkel Michael, der sich seine Brötchen als Kopfgeldjäger verdient, die Tagebücher ihrer Mutter bekommt, reiten lernt und später den Umgang mit allen möglichen Waffen perfektioniert.

Der Band toppt den Vorgänger nochmals, die Reihe ist damit schon lange ein echter Geheimtipp: Als eine dichte, abwechslungsreiche Spät-Western Story mit vielen Wendungen, Überraschungen und Neuausrichtungen. Mit einer Heldin, die trotz aller Beharrlichkeit und Coolness auch mal strauchelt und Gefühle zeigt. Und mit einem inzwischen beachtlichen, widerkehrenden Figuren-Ensemble, ob Freunde, Verbündete oder die Verfolger Emilys. Laurent Astier glänzt auch stilistisch und visuell: originelle Übergänge, bei denen die Handlung elegant fließend auf andere Personen oder Perspektiven wechselt, fein inszenierte Doppelseiten wie beim Revue-Auftritt Emilys und aufwändige Ansichten des historischen und bereits fortschrittlichen New Yorks bilden einen Kontrast zu dem klassischen Western-Setting, das in den Rückblicken gezeigt wird. Was folgt ist das große Finale, auf das wir uns leider noch etwas gedulden müssen. Denn das ist noch in Arbeit und auch in Frankreich noch nicht erschienen. (bw)

Die Viper, Band 4: Höhenangst
Text & Bilder: Laurent Astier
72 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
18 Euro

ISBN: 978-3-96219-566-3

Tags: , , , , ,

Comments are closed.