Kang der Eroberer (Panini)

September 8, 2022
Kang der Eroberer: Am Ende der Zeit (Panini Comics)

„Jener, der bleibt“ – so nennt sich die Schlüsselfigur aus der Marvel TV-Serie „Loki“. Eine Figur, die Marvelisten unschwer als Kang identifizieren. Kang, Herrscher über die Zeit. Kang, der Eroberer. Auch bekannt unter diversen Inkarnationen: Pharao Rama-Tut, Zeitwächter Immortus, Iron Lad – und geboren als Nathaniel Richards. Kang ist ein klassischer Gegenspieler der Marvel Helden, sein Debut feierte er bereits 1964 in Avengers #8, natürlich erdacht von Stan Lee und Jack Kirby. Und jetzt wird er als Boss-Gegner der Mittelpunkt der aktuellen MCU-Phase, bzw. der nächsten geplanten Avengers-Filme. Auch in den Comics ist er daher wieder präsent: In einem One-Shot sind bei Panini alle fünf US-Hefte der US-Miniserie „Kang the Conqueror“ gesammelt erhältlich.

Zeitreisen bedeuten auch immer wieder Zeitparadoxa – für Kang jedoch kein Problem. So schnappt er sich den jungen Nathaniel Richards aus dem 31. Jahrhundert (ein Nachfahre von Mr. Fantastic) und „entführt“ ihn in die Vergangenheit. Dort soll der junge Nathaniel, also der junge ungestüme Kang, von dem älteren gereiften Ich lernen, die Fehler der (kommenden) Vergangenheit zu vermeiden und damit die historischen Niederlagen (gerne gegen die Avengers) ausmerzen. Dazu bildet Kang den zukünftigen Nathaniel-Kang aus und bläut ihm dabei immer wieder ein Credo ein: „Liebe nie“, wohl eingedenk an das Drama um seine Ex-Geliebte Ravonna Renslayer. Woran sich Nathaniel aber natürlich nicht hält, als er erstmals auf eine junge Frau trifft. Dann fasst Nathaniel einen folgenschweren Entschluss…

Kann man das, was bereits geschehen ist, verhindern oder verändern? Oder sind der Lauf der Zeit und die Ereignisse darin in Stein gemeißelt und führen immer wieder zu dem gleichen Ergebnis? Für Nathaniel jedenfalls nicht. Er will alles anders machen und trifft bei seinen munteren Zeitreisen nicht nur auf Inkarnationen von sich selbst, sondern auch desöfteren auf Ravonna (wie die Dame ständig inkarniert, erfahren wir leider nicht) und verliebt sich in sie. So gibt es in der Story immer wieder Überschneidungen und Begegnungen mit früheren Marvel-Stories und deren Charaktere – nicht nur Rama-Tut, auch andere überraschende Auftritte sind darunter. Auch Kangs Flucht in den Zeitstrom aus dem klassischen Avengers #8 wird direkt thematisiert. Per Zeitreise ist eben (fast) alles möglich.

Die Zeichnungen stammen von dem Brasilianer Carlos Magno, der bereits diverse Marvel-Titel illustrierte. Seine Panels sind detailreich, fein und präzise, die Figuren filigran herausgearbeitet. Je nach Auslegung oder Geschmack schwülstig, bedeutungsschwanger oder philosophisch kommen Dialoge und Texte (von Nathaniel in der Ich-Perspektive dargebracht) der beiden Autoren Collin Kelly und Jackson Lanzing daher – die Kangs könnten jederzeit bestens mit Reed Richards fachsimpeln. So entsteht ein interessanter, bedingt durch die Zeitkapriolen auch nicht unanstrengender Ritt durch die Zeit und durch Marvel-Historie, der dann schließlich doch die Kernfrage bzw. den Leitsatz des Bandes eindeutig beantwortet und damit der Figur des Kang trotz all ihrer Macht und Bosheit eine gewisse Tragik verleiht. (bw)

Kang der Eroberer: Am Ende der Zeit
Text: Collin Kelly, Jackson Lanzing
Bilder: Carlos Magno
132 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16 Euro

ISBN: 978-3-7416-2605-0

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