Wie sag ich’s meinem Sohne? Nämlich dass er mein Sohn ist?! Bald naht das Ende des Monats, in dem der Junge Jotaro mit Usagi auf Wanderschaft ging, langsam steht die Rückkehr zu Katsuichi-Sensei an, dann werden sich die Wege der beiden wieder trennen. Was also tun? Jotaro die Wahrheit enthüllen und so riskieren, dass dessen Verhältnis zu seinem fürsorgenden Ziehvater dauerhaft getrübt wird? Oder nichts sagen und weiter der „Onkel“ bleiben, mit dem man spannende Abenteuer erlebt? Eine wichtige Thematik, ein Gewissenskonflikt, der auch in diesem Band – noch mehr als im letzten – bei (fast) jeder Geschichte mitschwingt.
Nach dem Fantasy-Dreiteiler („Sumi-e“), der den letzten Band beschloss, sind Usagi und Jotaro noch immer getrennt. Jotaro trifft auf ein weiteres Vater und Sohn Duo, das wir bereits aus Band 5 kennen. Denn der „Einsame Bock“ Yagi und sein Sohn Gorogoro sind wieder als Hommage an den Manga Klassiker „Lone Wolf & Cub“ (von Kazuo Koike und Goseki Kojima) unterwegs und dringend auf Hilfe angewiesen. Die folgende Story namens „Glöckchen“ ist eine Besonderheit, kommt sie doch ganz ohne Usagi aus. Hier steht Katsuichi-Sensei im Mittelpunkt, der unvermittelt an ein einschneidendes Ereignis in seinem Leben erinnert wird.
Die beiden folgenden Storys beinhalten Anspielungen an zwei bekannte Kino-Filme. Als Usagi und Jotaro in einem seltsamen Dorf überraschend Fürst Noriyuki und dessen Leibwächterin Tomoe Ame begegnen, borgt sich Stan Sakai ein Motiv aus Akira Kurosawas „Kagemusha“ von 1980 (unbedingt schauen, wer ihn noch nicht kennt). Und als man auf einen völlig verarmten aber sturen und stolzen Samurai trifft (wegen der aktuellen Friedensperiode wurden zahlreiche Samurai von ihren Herren freigestellt), wird nicht nur einmal mehr der Ehrenkodex jener Kämpfer thematisiert, sondern auch auf den Hollywood Streifen „Last Samurai“ (2003) mit Tom Cruise Bezug genommen.
Den Abschluss des Bandes bildet dann der Zweiteiler „Hokashi“, der ein wenig wie eine Superhelden-Variante wirkt – Superheldentruppe gegen Superschurkenbande – samt höchst origineller Action-Sequenz. Tja. Dann ist die gemeinsame Wanderschaft von Usagi und Jotaro vorbei. Mit welchem Ende wird nicht verraten. Nur eines: Stan Sakai findet auch hier einen würdigen Abschluss seines Story-Zyklus‘. Der Band kommt diesmal wieder ohne Fantasy-Elemente aus. Natürlich gibt es wieder die dazugehörigen Kampfszenen und manche Motive kennen wir schon (einsame Dörfer, in denen etwas faul ist). Aber Sakai schafft es wieder einmal, überraschende Auflösungen seiner Geschichten zu kredenzen und meidet dabei jeglichen Anflug von Langeweile. Wie immer ein Fest. (bw)
Usagi Yojimbo, Band 19: Väter und Söhne
Text & Bilder: Stan Sakai
184 Seiten in schwarz-weiß, Softcover
Dantes Verlag
18,95 Euro
ISBN: 978-3-946952-72-5