Die alten Knacker, Band 6 (Splitter)

Dezember 22, 2020

Nachdem Band 5 zuletzt komplett in Paris spielte, schicken Wilfrid Lupano und Paul Cauuet ihre Senioren nun auf große Reise. Denn Mimile lädt seine Mitstreiter Pierrot und Antoine zu einem mysteriösen Treffen nach Guyana ein, dem französischen Überseedépartement, heute bekannt durch seinen Weltraumbahnhof, früher durch seine Strafkolonie (Stichwort Papillon). Während Antoine hellauf begeistert ist, findet der miesepetrige Pierrot naturgemäß ständig Anlass zum Meckern. Nach einer beschwerlichen Anreise und diversen Exkursen in die örtliche Flora und Fauna (Pierrot fängt sich einen Affen ein, der fortan als Running Gag dient) begleiten die beiden Senioren Mimile zu einer Theateraufführung (deren Hauptakteure sie selbst sind), ehe es dann ernster wird. Denn Mimile führt seine beiden Freunde zu einer der zahlreichen illegalen Goldminen im Land, wo mitten im geschützten Dschungel das Edelmetall mit Hilfe von Quecksilber und Zyankali gewonnen wird, was die Umwelt nachhaltig schädigt…

Natürlich bietet die Handlung wieder diverse Nebenschauplätze und ist damit nicht so gradlinig wie es die obige Zusammenfassung vermuten lässt. Denn zuerst dauert es schon mal eine ganze Weile bis die Herren nach Guyana aufbrechen. Anfangs steht Pierrot im Mittelpunkt, der mit seiner linken Senioren-Anarcho-Truppe „Augenlos und frei“ einen unverhältnismäßigen Polizeieinsatz „rächt“ (ein auch in Frankreich durchaus aktuelles Thema). Später begegnet er ausgerechnet in Guyana einer vermeintlichen Jugendliebe, an die er sich beim besten Willen und zu seinem Leidwesen nicht mehr erinnern kann. Kumpel Antoine fällt in der Geschichte eher eine Nebenrolle zu, wobei Mimile – so viel dürfen wir verraten – wie schon im letzten Band allen die Schau stehlen wird, wenn auch diesmal ganz anders. Vorher wirkt die Begegnung mit Sophie, die im Département eine Theatertour macht, seltsam deplatziert, wenn auch die resultierende Aufführung sich als wichtig für den Ausgang der Geschichte erweisen wird.

Insgesamt ist der Verlauf der Story nicht ganz so griffig wie bei den Vorgängern der Bestseller-Serie. Inzwischen folgt man einem Muster und bringt Dinge, die man vermeintlich in einem Alten Knacker Album bringen muss (wie der konstruierte Auftritt Sophies), womit sich die Macher selbst in ihrer Erzählung einzuschränken drohen. Aber: andere hätten aus den diversen Nebenhandlungen wahrscheinlich ganze Alben gemacht. Und Zeichner Paul Cauuet trifft mit den Mimiken seiner Personen, sei es der stets missmutige Pierrot, der begeisterungsfähige Antoine oder der stoische Mimile, und diversen Gag-Situationen (wie gleich zu Beginn) immer auf den Punkt. Der Ableger der Serie, Der „Wolf im Slip“, in dem das Puppentheater Sophies in seiner eigenen Welt spielt, geht auch schon in seine vierte Runde. Der Realverfilmung der Alten Knacker, in der Pierre Richard den Pierrot spielt, war dagegen nicht unbedingt der Erfolg beschieden. Eine Deutsche Veröffentlichung steht noch aus. Auch deshalb bleiben wir gerne den Comics treu. (bw)

Die alten Knacker, Band 6: Der Guyana-Fetisch
Text: Wilfrid Lupano
Bilder: Paul Cauuet
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
15 Euro

ISBN: 978-3-96219-217-4

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