Agent Alpha Gesamtausgabe, Band 4 (Comicplus)

Juli 29, 2020

Däumchen drehen. Mehr können die Special Agents Sheena Fergusson und Dwight Tyler alias Alpha gerade nicht tun. Denn seitdem sie die den Präsidenten höchstpersönlich gerettet haben (siehe Band 3) gibt man ihnen keine neue Aufgabe mehr. Was sich erst ändert, nachdem sie auf Geheiß des Präsidenten der Abteilung von Harve Lawrence zugewiesen werden, einem hohen Tier in der CIA. Und einem verdorbenen. Denn Lawrence, so korrupt wie machtbesessen, lässt diverse Einsätze, Attentate und Anschläge zu seinen Gunsten fingieren, um so störende Mitarbeiter und Konkurrenten in der „Firma“ kaltzustellen. Dabei scheut er nicht davor, mit Drogenbaronen oder Präsidenten von Bananenrepubliken zu paktieren. Seine „ausführende Hand“ ist dabei immer wieder eine eiskalte Killerin namens Scala (!) aus Mailand (!), die unabhängig agiert und stets unter dem Radar bleibt. Für Lawrence sind Sheena und Alpha lästige Störenfriede, die anfangs mit einem sinnlosen Papierberg an Arbeit gefüttert werden, dann aber den Machenschaften doch auf die Schliche kommen…

In dem Zweiteiler (bestehend aus den Einzel-Alben Nr. 8 und 9 – „Machtgeil“ und „Scala“) sitzt der Schurke im eigenen Nest. CIA-Mann Lawrence ist machtbesessen und agiert wie intrigiert über Mittelsmänner und Handlanger, um stets offiziell eine saubere Weste vorweisen zu können. Auch mit Hilfe eines vor Jahren übergelaufenen kubanischen Colonels, der nun unter anderer Identität lebt, stoßen Alpha und Sheena auf Ungereimtheiten und beginnen eigene Nachforschungen, wobei sie Lawrence immer mehr auf die Pelle rücken – und damit auch der Killerin Scala. Der Einstieg der beiden in die Story ist dabei etwas hölzern und konstruiert – aber der Zufall (und der US-Präsident) will es so. Die Story – insgesamt etwas schwächer als die Vorbände – schreitet nach bewährtem Rezept voran, indem sie ständig zwischen diversen Örtlichkeiten wechselt, wobei die einzelnen Episoden erst nach und nach ein Bild ergeben, was die Spannung aufrechterhält. Opfer gibt es dabei massenweise und das Ausschalten von potenziellen Mitwissern ist permanent Trumpf – Alpha und Sheena bewahren hierbei als Einzige eine weiße Weste. Überhaupt stimmt die Chemie zwischen den beiden, was Sheena inzwischen längst bewusst ist, Alpha dagegen vehement (und absichtlich?) ignoriert. Ein amüsanter Running Gag.

Dieser vorletzte Band der Gesamtausgabe von „Agent Alpha“ beinhaltet noch ein weiteres Album, einen Sonderband, der hier als Deutsche Erstveröffentlichung daher kommt („Alles Lüge“). Dieses „Dossier“ ist eine Dreingabe, eine Ergänzung zur Serie, wenngleich auch keine notwendige: Mehr durch Zufall erfährt Alpha, dass sein Vater nicht sein Vater ist, sondern ein Ex-Soldat, der starb, ehe Alpha geboren wurde. Die Geschichte, die im halb-dokumentarischen Stil mit Comic-Einsprengseln angelegt ist, spannt dann einen weiten Bogen in die Vergangenheit von Alphas tatsächlichem Erzeuger als KGB-Agent in den USA und beleuchtet damit seine Herkunft und Familiengeschichte. Zeichner Juri Schigunow glänzt hier einmal mehr mit seinem äußerst realistischen, wie detaillierten, akzentuierten Stil – kein Wunder, dass er als Nachfolger von William Vance später die Hitserie „XIII“ übernommen hat. Einen Band wird es noch bei Comicplus geben, der diesen ersten Zyklus der Serie abschließt. Danach übernahm ein neues Kreativteam die Reihe. Diese Ausgaben werden nicht mehr veröffentlicht – das muss dann ein anderer Verlag übernehmen, zumal Comicplus in absehbarer Zeit seine Pforten schließt. (bw)

Agent Alpha Gesamtausgabe, Band 4
Text: Mythic
Zeichnungen: Juri Schigunow
152 Seiten in Farbe, Hardcover
Verlag Sackmann & Hörndl
34 Euro

ISBN: 978-3-89474-315-4

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