Gotham, kurz nach den ersten Auftritten des geheimnisvollen neuen Vigilanten: Captain Gordon liegt im Dauerclinch mit seinem Chef Commissioner Grogan. Umso schwieriger wird da die Lage, als man ein ganzes Lagerhaus voller übel zugerichteter Leichen findet, die alle durch eine Art Nervengift umgekommen zu sein scheinen, das ihnen ein bizarres Lächeln ins Gesicht gebracht hat. Gordon und Batman machen sich daran, den Fall zu klären, als plötzlich eine erschreckende Gestalt auf allen Fernsehkanälen auftaucht. Genau um Mitternacht, so die Botschaft des Gruselclowns mit grünen Haaren und leichenblassem Gesicht, werde er Henry Claridge umbringen – um seine Macht zu demonstrieren. Trotz Polizeischutz und engster Bewachung des Gebäudes können Gordon und Batman nicht verhindern, dass Claridge um Schlag 12 vom Tod in Form des fiesen Grinsens ereilt wird.
Zu allem Überfluss wiederholt der von den Medien mittlerweile Joker genannte Irre sein Kunststück wenig später mit einem weiteren Opfer aus illustren Kreisen. Spätestens jetzt bricht der offene Krieg aus: in der Stadt beginnt sich das Chaos auszubreiten, während Batman und Gordon verzweifelt versuchen, hinter das Geheimnis des psychopathischen Mörders zu kommen. Gerade als Batman erste Hinweise zusammenfügt, dass die Ermordeten in Verbindung zu Ace Chemicals standen, jener Chemiedreckschleuder, in der Batman vor kurzem einen gewissen Red Hood bekämpfte, setzt der Joker zum nächsten Schlag an und holt eine ganze Horde gewalttätiger Irrer aus dem kurz der Neueröffnung stehenden Arkham Asylum…
Szenenwechsel, aber wieder Gotham: vor der Statue der ersten Green Lantern Alan Scott findet man eine Leiche, auf der man die Wörter „Made Of Wood“ eingeritzt hat. Batman muss nicht lange überlegen: Holz ist die geheime Schwäche des Rings von Herrn Scott – und offenbar versucht hier jemand an eine Mordserie aus den 40er Jahren anzuknüpfen, die nach gleichen Muster abliefen und plötzlich abrissen. Batman und Gordon beginnen mit den Ermittlungen und werden dabei alsbald von niemand anders als der grünen Laterne selbst unterstützt, die ein mindestens ebenso großes Interesse daran hat, die geheimnisvollen Morde endlich aufzuklären. Bald steht Batman direkt im Lager des alten Mörders, und Gordon blickt dem Fiesling ins Auge…
Rechtzeitig zum durch und durch düsteren Leinwand-Opus um den Clownprinzen des Verbrechens serviert uns Panini eine Neuauflage von zwei klassischen Joker-Storylines aus der Feder von Superhelden/Krimi-Meister Ed Brubaker. In „The Man Who Laughs“ (auch schon vertreten in der wunderbaren Joker Anthologie) verweist schon der Titel auf eine der Inspirationen, aus denen sich Bob Kane und Bill Finger für die erste Ausgabe der eigenen Batman-Reihe 1940 bedienten: im gleichnamigen Stummfilmdrama von 1928 lieferte Conrad Veidt unter der Regie von Paul Leni eine optische Vorlage für den Widersacher des dunklen Ritters. Gleich in der ersten, sinnigerweise „The Joker“ betitelten Geschichte präsentierte man den Antihelden als finsteren Psychopathen, der Freude daran hat, durch angekündigte Morde seine Umwelt zu terrorisieren – ein Konzept, das Steve Englehart und Marshall Rogers in ihrer Story „The Laughing Fish“ aus Detective Comics 475 von 1978 wieder aufnahmen und auch eines der Grundelemente der Brubaker-Interpretation liefert.
Übermächtig im Hintergrund stehen zusätzlich noch die klassische Alan Moore-Story „The Killing Joke“ (mit der Origin des Jokers als Red Hood) und Frank Millers meisterhaftes „Batman: Year One“, wo die Figur des Polizisten Gordon erzählerisch in inneren Monologen in den Vordergrund tritt, in denen sich die ganze Verderbtheit von Gotham City überdeutlich abzeichnet. Auch die optische Inszenierung durch Doug Mahnke verweist stilistisch kongenial auf David Mazzuchellis leicht stilisierte Interpretation in „Year One“, komplett mit einem anachronistischen Batmobil und groben Stiefeln.
Auch das Batman/Lantern-Team Up „Made of Wood“ liefert dann eine typische Brubaker-Kriminalstory, in dem sich der finstere Mitternachtsdetektiv mit dem strahlenden Helden Green Lantern verbünden muss, auch wenn die Herrschaften doch deutlich unterschiedliche Arbeitsweisen an den Tag legen. Diese Story lebt neben dem Nostalgie-Faktor der Golden Age-Green Lantern (die ja nach ihrem Leben auf Erde 2 nach den Crisis on Infinite Earths-Ereignissen alterlos Teil der DC-Heldenlandschaft wurde) ebenso von den Innensichten des Polizisten Gordon, der irgendwie versucht, dem offenbar wieder aktiven Massenmörder auf die Spur zu kommen. Somit ein wunderbarer Band für alle Kenner, die sich an den Referenzen auf einige Klassiker freuen dürfen, aber auch für Neueinsteiger, die wissen wollen, ob der Joker denn wirklich so vollkommen abgründig ist wie in der neuen Kinofassung. Kleiner Tipp: ist er. (hb)
Batman/Joker: Der Mann, der lacht
Text: Ed Brubaker
Bilder: Doug Mahnke, Patrick Zircher
148 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16,99 Euro
ISBN: 978-3-7416-1502-3