Trinity, Band 1 (Panini)

Dezember 7, 2017

Eigentlich sollte es doch eine hübsche Stippvisite nebst Abendessen werden. Batman und Wonder Woman besuchen auf Einladung von Lois Lane die Farm, auf der die Star-Reporterin mit ihrem Mann Superman und dem gemeinsam Sohn Jonathan lebt, seit der vorige Superman das Zeitliche segnete und diese neue Superfamilie aus einer parallelen Realität seinen Platz einnahm. Immerhin kann jeder Held seit der Wiedergeburt des halben DC-Universums jede Hilfe brauchen, die er bekommen kann – nicht nur Diana, die ihre Heimat Themyscira vergeblich gesucht hat, sondern gerade auch das alte Spitzohr. Der Empfang ist aber alles andere als elegant: erst einmal jagt Jonathan, der seine Kräfte nicht kontrollieren kann, den Ankömmlingen eine ordentliche Prise Hitzeblick um die Ohren. Man lässt sich schließlich doch noch nieder und philosophiert über Freundschaft und vieles mehr, als plötzlich eine Stimme ertönt, die aus der Scheune zu kommen scheint.

Dort betritt man urplötzlich ein Portal, das unsere drei Helden durch Raum und Zeit schleudert: Superman steht unvermittelt seinem doch eigentlich längst verstorbenen irdischen Vater gegenüber, eine Begegnung, für die der Stählerne alles geben würde. Batman fühlt sich zurückversetzt ins Gotham seiner Kindheit, wo er sich den schicksalhaften Kinobesuch wünscht, der seinen Eltern zum Verhängnis wird. Und Wonder Woman findet mit ihren Gefährten plötzlich doch noch den Weg zurück auf die Paradiesinsel, wo sie allerdings nicht mit offenen Armen empfangen, sondern für ihr Paktieren mit den verhassten Menschen gleich mit in die Unterwelt geschickt wird – begleitet von ihrem jüngeren Ich. Spätestens jetzt wird klar: hier stimmt etwas ganz gewaltig nicht, zumal „back on the farm“ Lois Verdacht schöpft, in die Scheune eindringt und dort in einer wild wuchernde Pflanzenwelt, die unsere Helden umschließt, eine alte Bekannte trifft, die dieses perfide Spiel allerdings keinesfalls alleine eingefädelt hat…

In diesem Serien-Neustart, in dem wunderbar passend zum (überraschend gelungenen) Kinoabenteuer die drei Protagonisten der Gerechtigkeitsliga als Dreieinigkeit agieren, führt Autor und Zeichner Francis Manapul Superman, Batman und Wonder Woman jeweils zu einem neuralgischen Punkt ihrer Persönlichkeit. Superman, der den Tod seiner Pflege-Eltern nicht verwunden hat und immer ein Wanderer zwischen Erde und Krypton blieb, darf ein letztes Mal mit seinem irdischen Vater sprechen und erfahren, dass er seine Adoptiv-Eltern glücklich machte. Batman, der sich innerlich stets die Schuld am Tod seiner Eltern gab (immerhin wollte er seinerzeit unbedingt „The Mark Of Zorro“ sehen), erkennt unter Anleitung einer gewissen Dr. Quinzel und durch den Zuspruch seiner Freunde, dass er doch eigentlich nicht verantwortlich für die Ermordung von Thomas und Martha Wayne ist. Und Wonder Woman darf endlich nach Hause auf die Paradiesinsel, wo ihre Schwestern auf sie warten, ihr aber ihre neuen Gefährten näher sind.

All das ist natürlich inszeniert, um eine höchstmögliche emotionale Reaktion zu erzeugen, die die finsteren Widersacher – neben einer sattsam bekannten Chlorophyll-Lady zählt auch Supermans alter Erzfeind Mongul dazu – für ihre Zwecke missbrauchen wollen. Dafür greift Manapul in den Historienkanon bis hin zur wunderbaren Superman-Story „For The Man Who Has Everything“ (zu Deutsch „Das Geschenk“) aus dem Superman Annual 11 von 1985 aus der Feder von Alan Moore und Dave Gibbons. Dort überreicht Mongul Clark als Geburtstagsgeschenk eine Pflanze namens Black Mercy, die sich als übler Alien-Parasit herausstellt: das Kroppzeug ernährt sich von der Bio-Aura eines umklammerten Wirtes, den sie durch einen Trancezustand ruhig stellt, in dem das Opfer die innigsten Wünsche in einer perfekten Traumwelt durchlebt (auch die Episode „For The Girl Who Has Everything“, in der sich Supergirl in der gleichnamigen TV-Serie mit diesem Gestrüpp herumschlagen musste, das sie in eine Traumwelt zurück auf Krypton versetzte, liefert eine Hommage an diese klassische Story).

Dieser Rückgriff erlaubt Manapul eine Neuordnung der Beziehungen innerhalb des Rebirth-Universums: Superman lernt, dass er gerne auch auf andere Personen zugehen darf, Batman legt seine Schuldgefühle ab, und Wonder Woman akzeptiert ihre Rolle, ohne unter ihrem Exil zu leiden – wenn man sich unter den Helden nur als vertraute Gemeinschaft versteht. So zusammengeschweißt, kann der Dreieinigkeit doch nichts mehr passieren, oder? Das Geschehen ist von Manapul selbst herausragend inszeniert, mit wunderbar malerischem Duktus, der sich der Traumhaftigkeit des Geschehens treffend annähert. Der vorliegende Band bringt die US-Hefte „Trinity“ 1-6 mit der Storyline „Better Together“, die von November 2016 bis April 2017 erschienen. Neben der Normalausgabe erscheint für Fans und Sammler eine auf 444 Stück limitierte Variant-Cover-Edition. (hb)

Trinity, Band 1: Gemeinsam stark
Text: Francis Manapul
Bilder: Francis Manapul, Clay Mann, Emanuela Lupacchino
148 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16,99 Euro

ISBN: 978-3-74160-516-1

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