Samurai Legenden, Band 1 (Splitter)

April 11, 2017

Zwei Mönche finden am Ufer eines Sees eine junge Frau. Leblos, mit einer großen Tätowierung auf dem Rücken. Ihre Wunden heilen blitzschnell. In Rückblenden wird ihre Geschichte erzählt. Denn es handelt sich um Fumiko, später eine der berüchtigten Schwarzen Schwestern, die dem Samurai Takeo nach dem Leben trachten werden. Hier ist Fumiko „noch“ eine geschmeidige wie gnadenlose Killerin, hübsch anzusehen, aber tödlich. Ihr ehemaliger Meister Harumo überträgt ihr einen Auftrag. Lohn der Aktion: sie soll erfahren, was aus ihren beiden verschollenen Schwestern, Reiko und O-Kane wurde, bzw. wo diese sich aufhalten. Die Aufgabe: Harumos Erzfeind Murata töten. Murata ist äußerst menschenscheu und umgibt sich stets mit einer ganzen Armee an Bewachern. Genau der richtige Job für eine lautlose Assassine. Fumiko nutzt Muratas Schwäche – Frauen! – geschickt aus, verschafft sich als Tänzerin Zugang zu dessen Gemächern und beendet ihre Aufgabe. Zurück bei Harumo erwartet sie eine Überraschung: denn der fungierte nur als willfähriger Strohmann und weiß nichts über ihre Schwestern. Und der eigentliche Drahtzieher hinter dem Auftrag ist ein ganz anderer…

Ableger bekannter und erfolgreicher Serien, neudeutsch Spin-Offs genannt, haben auch im franko-belgischen Comic-Raum Konjunktur. Ob „XIII Mystery“, „Carthago Adventures“ oder diverse Thorgal-Nebenserien. Gerne wird diese Idee benutzt, um Charaktere der Hauptserie näher zu beleuchten, die dort zu kurz kommen. Oder um deren Vergangenheit zu erhellen. Oder eben beides. Der dabei entstehende Synergie-Effekt ist natürlich ebenfalls nicht zu verachten. Sind die Spin-Offs doch gerne von Band zu Band abgeschlossen und können neue Leser an die Hauptserie heranführen. Und natürlich im Umkehrschluss Stammleser zu weiteren Album-Käufen animieren. So auch hier: Fumiko ist in der Hauptserie „Samurai“ eine der Schwarzen Schwestern, jene unheimliche Kriegerinnen mit monströsen Masken, die ihrem Herrn Akuma treu ergeben sind, die unseren Samurai Takeo jagen und die scheinbar unbezwingbar sind. Dabei legt Di Giorgio die Story geschickterweise so an, dass man die Hauptserie zwar nicht kennen muss, dass deren Leser aber bei der Lektüre des Ablegers einen echten Mehrwert erhalten, da bekannte Motive verwendet (Verbündete werden mit Gift „gewonnen“) und andere Dinge erklärt werden (der Grund für Furikos schnell heilende Wunden). Außerdem wird die Verbindung zwischen Akuma und den Schwarzen Schwestern klar, was Band 1 der Gesamtausgabe bereits andeutet.

Furiko überrascht nichts: gleich gibt’s Saures

Auch dieser Spin-Off Reihe drückt Di Giorgio seinen inhaltlichen Stempel auf. Wieder wird die Geschichte durch die Suche nach geheimnisvoll verschwundenen Familienmitgliedern vorangetrieben (hier Furikos Schwestern, in der Gesamtausgabe Takeos Bruder). Wieder garniert mit dosiert eingesetzten Fantasy-Elementen. Dabei schafft der Autor eine ausgewogene Mischung aus Handlungs- und Action-Sequenzen, wobei beide Bestandteile zu überzeugen wissen. Die furiosen Kampf- und Action-Abschnitte, die mit Blut nicht geizen, funktionieren dann ohne viele Worte. Hier sprechen Taten, sprich Bilder. Zeichnerisch kommt die Italienerin Cristina Mormile (die übrigens auch Band 10 der regulären Reihe zeichnet) nicht ganz an die Qualität eines Frédéric Genêt heran, der hier immerhin Vorarbeit leistete, indem er die Storyboards skizzierte und das Cover des Bandes zeichnete. Manche Figuren, bzw. deren Gesichter sind etwas „schief“ und unstimmig geraten. Vor allem aber die Action-Sequenzen brillieren, wie auch von Genêt gewohnt. Eine kleine Galerie mit dessen Skizzen und Entwürfen und einigen wenigen Anmerkungen von Di Giorgio beendet das Album. Band 9 der Hauptserie „Samurai“ erscheint gleichzeitig mit diesem Spin-Off Auftakt. Dazu in Kürze mehr. (bw)

Samurai Legenden, Band 1: Furiko
Text: Jean-François Di Giorgio
Bilder: Cristina Mormile, Frédéric Genêt
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-443-8

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