Weiter geht die Weltreise der beiden Hunde Atlas und Axis. Doch nach ihrem Abenteuer im Norden bei den berüchtigten Wikötern kehren sie zuerst zurück zur resoluten Bärendame Honey und ihrem gemütlichen Gasthaus zum Turm. Dort finden sich zwei Hunde-Gelehrte ein, die verbissen über den Ursprung der Tiere diskutieren. Während der eine ein glühender Verfechter der Darwin’schen Evolutionstheorie ist, vertritt sein Gegenpart die klassische Schöpfungsgeschichte der Kreationisten. Als der Darwinist dann noch behauptet, alle Hunde würden vom Wolf abstammen, sind die Wirtshausgäste empört und der Disput droht zu eskalieren. Hier kommen Atlas und Axis ins Spiel. Sie erklären sich bereit, nach Osten zu reisen. Dort, in Sabakistan, soll es ein Urvolk geben: die Tarsen, halb Hund, halb Wolf. Das evolutionäre Bindeglied und gleichzeitig der lebende Beweis, dass der Darwinist recht hat. Nicht ohne Hintergedanken machen sich die beiden auf den Weg, denn insgeheim hoffen sie, etwas über die Legende von Khimera zu erfahren. Doch natürlich kommt alles wieder anders als geplant…
Der Mythos von Khimera und damit die Suche nach dem magischen Knochen und dem Futternapf des Überflusses ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album – siehe auch Band 1. Ein weiterer Auslöser der Story ist der leidenschaftliche Disput – Darwin oder Schöpfung – der hier wunderbar ironisch und humorvoll bebildert auf die Hunde projiziert wird (großartig: Michelangelos Erschaffung Adams in Hundeform und der Garten Eden, der von Knochen gesäumt ist). Im verschneiten Sabikistan (a.k.a. Mongolei) dann kommt es zum Clash der Kulturen, wobei Atlas und Axis nicht schlecht staunen, was die vermeintlich unterentwickelten Tarsen so alles auf dem Kasten haben – und umgekehrt. Andere Länder, andere Sitten… Dann, zurück in Honeys Gasthaus, kommt es noch zu einer wunderbaren Überraschung (wollen wir hier nicht verraten), ehe der Spanier Pau (d.i. Rodríguez Jiménez-Bravo) den konventionellen Aufbau eines Comic-Albums über Bord wirft, und die beiden Freunde schon in das nächste Abenteuer ziehen lässt, welches in Band 3 fortgeführt wird.
So beschließt Pau das zweite Buch der Reihe mit allerlei losen Enden. Da ist zum einen natürlich das Fernziel der beiden Hunde, das sich durch die Reihe zieht – die Suche nach dem sagenhaften Khimera und dessen Verheißungen, die den Stories immer wieder Nahrung gibt. Und dann bleibt ja auch noch Mika spurlos verschwunden, Atlas‘ Angebetete. Ihren Verbleib gilt es auch noch zu klären. Und natürlich die Fortsetzung der dritten Reise von Atlas und Axis. Pau beschränkt sich nicht auf die anthropomorphe Darstellung der Hunde – wie das beispielweise in „Blacksad“ der Fall ist – er lässt bei seinen beiden Vierbeiner immer wieder typische Hundeeigenschaften aufblitzen: man schleckt sich ab, wird mit „bei Fuss“ ermahnt und verzehrt natürlich Knochen als Lieblingsspeise. Was für ein brillanter Humor. Dazu gesellt sich immer wieder eine liebevoll wie originell arrangierte Situationskomik, wie der Hase, der nach Oswald ruft, welcher gerade Atlas, Axis und Honey als Abendessen dient – eine gelungene, makabre Hommage an Oswald the Lucky Rabbit, eine frühe Kreation Walt Disneys. Und DER Running Gag des ersten Bandes – die explodierenden Schafe – darf natürlich auch nicht fehlen. Ein Gesamtvergnügen – feinsinnig, humorvoll, mitreißend und äußerst originell – oder kurz zusammengefasst: einfach klasse. (bw)
Die Saga von Atlas und Axis, Buch 2
Text & Bilder: Pau
80 Seiten in Farbe, Hardcover
toonfish/Splitter Verlag
15,95 Euro
ISBN: 978-3-95839-926-6