Spider-Man: In den Fängen des Oktopus (Panini)

Februar 5, 2015

Spider-Man: In den Fängen des Oktopus (Panini)

Jetzt sind sie also da, im heutigen New York: die ursprünglichen, jungen X-Menschen – Cyclops, Iceman, Marvel Girl und Beast (Angel hat die Gruppe verlassen). Geplättet von der doch fremden Gegenwart und auch eher zufällig führt Hank McCoy der Weg zu seinem alten Professor, Dr. Jude. Doch die Begrüßung währt kurz, denn ohne Vorwarnung drischt Doktor Octopus, in den Raum und verlangt lautstark und mit Nachdruck nach Dr. Jude. Was nicht sein kann: es handelt sich um ein jüngeres, früheres Ich von Otto Octavius, das die älteren Leser noch aus den seligen Williams-Heften kennen. Auftritt Spider-Man, der ja inzwischen selbst Doc Ock ist (ja, die Welt ist kompliziert). Zusammen macht man den Doktor, der aus noch ungeklärten Gründen Gamma-Strahlen ausdünstet, unschädlich. Und vermutet: der Schurke ist gemeinsam mit dem jungen X-Team in die Gegenwart geschlüpft. Zur genaueren Untersuchung und Analyse holt man sich den Super-Wissenschaftler von SHIELD: Bruce Banner, alias der unverwüstliche Hulk. Doch die Lösung des Falls lässt nicht lange auf sich warten, kommt aber aus einer ganz anderen, unerwarteten Richtung. Und plötzlich müssen sich die Superhelden einem völlig neuen Gegner rumschlagen. Mit der Faust, aber auch mit Köpfchen.

Um das Fundament der Story zu kapieren muss man sich einiger Prämissen gewahr sein, die das aktuelle Marvel Now Universum betreffen und die auch im Vorwort genannt werden. In Kürze: Spidey ist nicht Peter Parker, sondern Doc Ock. Dann: die ursprünglichen sechziger Jahre X-Men, also die von Stan Lee und Jack Kirby, sind in die Gegenwart geholt worden, um eine Katastrophe zu verhindern, die Cyclops verursachen wird (siehe auch X-Men: Der letzte Mensch). Und – was wir schon an anderer Stelle erwähnt haben – Bruce Banner arbeitet nun exklusiv für SHIELD.

Im US-Original ist die Story auf drei Hefte unterschiedlicher Serien verteilt: X-Men, Hulk, Spider-Man. Die Gewichtung auf die Helden ist dabei angenehm ausgeglichen – keiner wird bevorzugt. Dass die deutsche Veröffentlichung als ein Spidey Titel erfolgt, liegt wohl an der Zugkraft und Popularität des Netzschwingers bei den Lesern. So lässt sich also mitnichten von einer Mogelpackung reden. Was Panini präsentiert, ist ein frisches, munteres, geradliniges, fast klassisches Abenteuer (was durch die klaren, teils reduzierten Zeichnungen und dem frühen X-Team samt alter retro-Kostüme geschuldet ist), in dem der Bösewicht und damit die Aufklärung von überraschender Seite kommen. Spider-Man lässt seine frechen Sprüche und glänzt mit der Arroganz, aber auch mit dem Wissen von Doc Ock. Und die junge Gruppe X (oder wahlweise X-Team/X-Men/X-Menschen) ist nicht nur recht hilflos und unerfahren in ihrer neuen, zukünftigen Umgebung, sondern auch, was den Einsatz ihrer Kräfte betrifft. Schüler halt. Wer keine Lust auf Kontinuität und epische Events hat, die sich über zahlreiche Veröffentlichungen ziehen, und doch mal in die neue Marvel Now-Welt reinschnuppern will, der kann hier getrost zugreifen. In der Spider-Man Heftserie besitzt inzwischen übrigens wieder Peter Parker seinen angestammten Körper. Und damit sind auch die frechen Sprüche zurück. (bw)

Spider-Man: In den Fängen des Oktopus
Text: Mike Costa
Bilder: Kris Anka, Jake Wyatt, Michael Dialynas
100 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
12,99 Euro

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