Gestrandet im All: seit sie in den Sternenstrudel geriet, findet sich die Thukydides samt ihrer bunten Besatzung auf fremden Terrain wieder. Irgendwo im unbekannten Raum und vor allem irgendwann. Möglicherweise in der Zukunft, aber vielleicht auch in der Vergangenheit. Also wendet man sich der Entschlüsselung der gefundenen Chroniken des Universums zu. Dies führt Schiff und Mannschaft nach Cordelia 7, dem siebten Planet des Systems Ypsilon Ceti – ein Planet, der eigentlich gar nicht da sein sollte, aber das nur nebenbei. Um an das erste Kapitel der Chroniken zu gelangen, muss ein Artefakt auf der Oberfläche aufgespürt und geborgen werden. Dazu ist es notwendig, dass der Geist von Adya und Qsi jeweils mit einen riesigen, spinnenartigen Monster verschmolzen wird. Ein Job, den wieder einmal Pearl übernimmt. Als jedoch der Kontakt mit den beiden unvermittelt abbricht, machen sich Polly und Mark auf die gefährliche Suche…
Die Geschichte ist stellenweise sperrig. Das muss man konstatieren. Vieles, was hier passiert und relevant ist, geschieht einfach, und das ohne große Erklärung. Beispiele: Wie verwies der Schlüssel der Tlaxcalteken (siehe Band 2) auf den neuen Zielplaneten? Warum ausgerechnet die Spinnenmonster? Was hat es mit Chroniken an sich auf sich – und mit dem Artefakt, das man sucht (und auch findet)? Wieso kennt man das Planetensystem, findet aber nicht den Weg zurück zur Erde? Und warum der Abschlussband? Die Story scheint noch lange nicht zu Ende zu sein. Obwohl Leserinnen und Leser hier etwas im Regen stehen gelassen werden, wartet Autor Richard Marazano andererseits mit originellen Ideen auf. Die Story erinnert an klassische Star Trek Plots (fremder Planet, fremde Vegetation die Gefahren und Geheimnisse birgt), eine Quest um ein wichtiges Ziel zu erreichen.
Manche Motive wiederholen sich (was Polly und Mark auch treffend bemerken): Der Dekan, sozusagen die graue Eminenz der Besatzung, weiß wieder einmal mehr als er preisgibt. Und auch Pearl, die geheimnisvolle, schillernde Figur der Reihe, scheint dem Rest stets wieder einen Schritt voraus zu sein. Für scharfen Humor sorgen erneut die Dialoge zwischen Polly und Mark, die sich eigentlich mögen, sich aber stets kabbeln. Und dann birgt die Beschaffenheit des gesuchten Artefakts für die größte Überraschung des Bandes. Die fremdartige, bedrohliche Flora und Fauna der Schauplätze (als Gegenentwurf zum kargen, felsigen Planeten der Tlaxcalteken im letzten Band) ist von Zeichner Ingo Römling opulent und fantasievoll detailliert gestaltet: dornig, stachelig und v.a. nicht grün. Mit „Metropolia“, geschrieben von Fred Duval und gerade bei Splitter erschienen, hat der Frankfurter bereits das nächste franko-belgische Eisen im Feuer. (bw)
Die Chroniken des Universums, Band 3: Fragmente einer ewigen Kindheit
Text: Richard Marazano
Bilder: Ingo Römling
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
17 Euro
ISBN: 978-3-96219-594-6
