Alles beginnt mit einer kuriosen Begegnung. Was den Ort betrifft. Und die Zeit. Dann startet die eigentliche Handlung mit gleich drei verschiedenen Storyfäden: Ermittler Malcolm Max und seine Partnerin (natürlich nur beruflich), die Halbvampirin Charisma Myskina, werden in ein verlassenes Hospital gelockt. Dort erwartet sie ein außerweltlicher Hinterhalt. Und seltsame Steckbriefe. Später untersucht Malcolm die Überreste eines Opfers des titelgebenden Kannibalen von London. Es ist bereits das sechste und alle waren Damen des horizontalen Gewerbes. Dann gibt es da noch Professor Sinclair, einen äußerst fähigen Wissenschaftler, der auch zum Äußersten greift: Seine Tochter Mylène ist todkrank, aber Sinclair will sie unbedingt retten, was nur möglich ist, wenn er etwas nie Dagewesenes erschafft. Was durch die Hilfe eines Unbekannten sogar gelingen mag.
Später, man kann es sich denken, werden diese Handlungsfäden nach und nach zusammengeführt. Bis dahin tappen wir erfolgreich im Dunklen, wobei uns Autor Peter Mennigen stets bei Laune hält. Zuerst werden Fiona und Solace an die Côte d‘Azur geschickt und spielen somit zumindest in diesem Band keine Rolle. Die anfangs dreigeteilte Story konzentriert sich auf Malcolm, Charisma und die Finch-Schwestern Emmeline und Miranda, wobei starke Fantasy und Science Fiction Elemente zum Tragen kommen. Mit der typisch englischen Gelassenheit – süffisant und distanziert in Dialoge und Textkästchen gefasst, nehmen Malcolm und Charisma die dämonischen Angriffe hin und widmen sich dem vermeintlichen Serienkiller. Die East End Szenen sind dabei einer der Höhepunkte des Bandes – skurril und gleichsam humorvoll inszeniert: Charisma als Lockvogel spielt die heimlich bewachte Prostituierte, inkl. Jack The Ripper Anklängen.
Auch Emmeline und Miranda, wortgewandt und gelassen wie immer, erleben ihre Solo-Auftritte und tragen zur (vorläufigen) Auflösung der Story bei. Und mit der vermeintlichen Verlobung zwischen Charisma und Malcolm, die dieser eigentlich nur als Notlüge zum Besten gibt, wird als Running Gag ein offenbar nicht aufzuhaltendes Gerücht in die Welt gesetzt. Peter Mennigen tischt hier groß auf – schließlich, so erfahren wir, geht es hier schlichtweg und wortwörtlich „um alles“. Und wir sind jetzt schon gespannt, wie der massive Cliffhanger am Ende im nächsten Band aufgelöst wird. Zeichner Ingo Römling, ansonsten viel beschäftigt im Star Wars-Universum und in Frankreich, setzt das Geschehen opulent in Szene. Schöne kräftige und dabei doch stimmige Farben, atmosphärische Effekte und stets fein ausgearbeitete Panels (auch hier seien die Jack the Ripper Anklänge genannt) zeichnen seine Arbeit aus. Am Ende spendiert man noch einige Anmerkungen und Skizzen, wie das 3D-Modell von Malcolms Haus, was zeigt, welche Sorgfalt man hier an den Tag legt. (bw)
Malcolm Max, Band 6: Der Kannibale von London
Text: Peter Mennigen
Bilder: Ingo Römling
64 Seiten in Farbe
Splitter Verlag
17 Euro
ISBN: 978-3-98721-297-0