Irgendwo in den unendlichen Weiten des Alls. Und irgendwann. Denn nachdem die Crew der Thukydides nach der Bergung der drei mysteriösen Schriftrollen von dem eigentlich bereits (aus)gestorbenen Volk des Planeten zurück in All befördert wurde, weiß man weder, wo man ist, geschweige denn, wann. Die Verwirrung wird noch größer als man auf einen havarierten Raumfahrer trifft, der sich als Botschafter der Erde entpuppt. Er soll dem Volk der Tlaxcalteken auf deren Planeten die Kapitulation der Erde übermitteln, einen Job, bei dem ihm nun die Studenten und Studentinnen der Thukydides, samt deren Dekan, unterstützen. Doch auf dem Planeten enthüllt der Botschafter überraschend, dass er den Tlaxcalteken nicht traut und schlägt einen neuen Plan vor, während der noch immer mysteriöse und undurchsichtige Pearl mal wieder sein eigenes Süppchen zu kochen scheint…
Band 2 des Weltraumabenteuers von Autor Richard Marazano (u.a. „Die drei Geister von Tesla“) und „Malcolm Max“ Zeichner Ingo Römling lässt die vermeintlich wichtige Entdeckung der drei Schriftrollen aus dem Erstling, den titelgebenden Chroniken des Universums, vorerst beiseite. Denn die Crew des Raumschiffes muss sich erst einmal mit der neuen Situation zurechtfinden, weiß man doch weder, wo man genau im All sich befindet, noch in welcher Zeit. Da erscheint es ganz angenehm, in dem Botschafter auf einen Menschen von der Erde zu stoßen, natürlich verbunden mit der Hoffnung auf Rückkehr in die richtige Zeit und den richtigen Raum. Was eine weitere Frage aufwirft: Warum ist ein Volk wie die Tlaxcalteken, das nicht nur vom Namen an alte Mittel- und Südamerikanische Kulturen erinnert, so gefährlich für die Menschen und die Erde, dass man sich ihm unterwerfen muss? Zumal auf dem Planeten weder moderne Technik, geschweige denn Raumschiffe auszumachen sind.
Die Antwort ist überraschend und gleichzeitig abstrakt, hat sie doch mit einem klassischen Science Fiction Motiv zu tun: der Zeit. Und Römling versteht es, dieses abstrakte Thema in beeindruckende Bilder zu packen – Stichwort „Kristallhöhle“. Zwei Romanzen durchziehen als Nebenschauplätze den Band. Eine bittersüß und die andere eher frech witzig, fast als Running Gag funktionierend. Überhaupt legt der Band hinsichtlich des Erstlings noch eine Schippe drauf: inzwischen kennt man die Crew der Thukydides – obwohl es auch hier Überraschungen gibt und der Grund der Anwesenheit von Pearl noch immer nicht bekannt ist. Man ist mit den Figuren vertraut, weshalb sich die Story ganz auf den neuen Planeten und deren Bewohner konzentrieren kann. Und gegen Ende, das sei verraten, wird doch noch eine Verbindung zum Titel der Reihe hergestellt.
Ingo Römling ist schwer beschäftigt. Gerade als Gast auf dem Comic-Salon in Erlangen, erschien jüngst auch der fünfte Malcolm Max Band – diese Reihe, von Peter Mennigen geschrieben, wird ebenfalls fortgesetzt werden (und Star Wars Comics zeichnet er ja auch noch). Sein eleganter Semi-Funny Stil ist unverkennbar und während beim viktorianischen Malcolm Max eher gediegene Brauntöne zum Einsatz kommen, geht es bei den „Chroniken“, Römlings franko-belgischem Projekt, farblich nicht weniger geschmackvoll, aber bunter zu. Dazu kommen passende Lichteffekte, wie Blitze, die wir schon aus Band 1 kennen. Da das Geheimnis um die Chroniken hier weitestgehend pausierte, folgt die Fortsetzung ganz sicher, nur werden wir uns noch etwas gedulden müssen… (bw)
Die Chroniken des Universums, Band 2: Die Zeitesser
Text: Richard Marazano
Bilder: Ingo Römling
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro
ISBN: 978-3-96219-593-9