
September 2019: Darla Clemenceau ist in gewissen Kreisen eine Berühmtheit, wurde sie doch (angeblich, versteht sich) als Kind von Aliens entführt und schrieb später darüber diverse Bücher. Doch neuerdings zweifelt sie selbst an ihren Erlebnissen, wie auch an ihren apokalyptischen Visionen. Dennoch wird sie von einer Art militanten und offenbar reichlich betuchten UFO-Sekte entführt, die in ihr die Auserwählte sehen, für das, was kommen mag (was dann auch in insgesamt 24 Bänden passiert). Szenenwechsel: wir begleiten die Crew des Space Shuttle Atlantis unter Kommandant Colin Kramer bei den Vorbereitungen einer heiklen Mission, die später gänzlich nicht nur aus ihrem Kurs, sondern auch aus dem Ruder laufen wird – bis zur dunklen Seite des Mondes…
Band 0 als Vorbote dessen, was noch kommen mag. Die Vorgeschichte der Alien-Invasions-Serie. Überraschenderweise nicht von Christophe Bec geschrieben, sondern vom Engländer Andy Diggle (u.a. James Bond 007, The Losers) und gezeichnet von Shawn Martinbrough (u.a. Batman, Dieb der Diebe). Der Band erschien als Vierteiler („Promethee 13:13“) ursprünglich beim US-Publisher Ablaze (der auch franko-belgische Titel im Programm führt), was Autor und Zeichner erklärt. Wie auch den völlig anderen Zeichenstil, der sich durch einen kräftigen Strich auszeichnet, der bisweilen an den Stil von Walking Dead-Zeichner Charlie Adlard erinnert und so ganz anders daherkommt als der filigrane Strich des Serien-Stammzeichners Stefano Raffaele.
Die Story greift natürlich die Geschehnisse auf, die wir aus der Maxi-Serie kennen, bzw. deren Anfänge, die diesen voranstehen. So bringt der Band Licht in die Ereignisse während der fatalen Shuttle Mission – Astronaut Colin Kramer ist ja eine der Hauptfiguren der Reihe. Dabei streift die Geschichte auch noch einmal das Schicksal von Apollo 20, jener Mission, die es angeblich nicht gab. Das zweite Standbein der Handlung befasst sich mit Darla Clemenceau, die für die Weltuntergangs-Sekte die Auserwählte und damit den Schlüssel darstellt – freilich nicht für die Rettung der Welt, sondern für sich selbst. Dazu führt uns die Story wieder auf eine weitgehend unbekannte Vulkaninsel, die wir auch bereits schon kennen.
Shawn Martinbrough besticht hier zeichnerisch vor allem mit filmischen Sequenzen, die er in breiten Panel-Folgen präsentiert, etwa bei wenn sich das Space Shuttle langsam und lautlos auf der Rückseite des Mondes dem riesigen, unbekannten Komplex nähert – und natürlich wird die fatale Uhrzeit 13:13 wieder thematisiert. Eine beeindruckende Cover-Galerie, u.a. von Jock und Andrea Sorrentino gestaltet, die auch an bekannte Science Fiction Klassiker angelehnt ist, beschließt den Band. Für Fans der Reihe ist das Prequel natürlich ein Muss, als Ergänzung, präsentiert in einer abgeschlossenen Story. (bw)
Prometheus, Band 0: Am Anfang
Text & Story: Andy Diggle
Bilder: Shawn Martinbrough, Dave Stewart (Farben)
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
24 Euro
ISBN: 978-3-98721-013-6