Eine grundlegende Frage ist noch immer ungeklärt: Warum existiert Eden, jene Stadt in Wyoming, die auf keiner Landkarte verzeichnet ist und die von ehemaligen Verbrechern bevölkert wird? Warum wird sie vom FBI beschützt oder zumindest gedeckt? Eine Frage, deren Antwort wir uns nun gegen Ende der Serie langsam aber sicher nähern. Und das hat mit Isaac Shiffron zu tun, dem ursprünglichen Gründer von Eden, der nun endlich und endgültig ins Rampenlicht tritt. Und mit Agent Bremble, der Isaac und dessen neue Gemeinschaft aufspürt – eine Begegnung, die für Bremble so ganz anders verläuft als geplant und auch erhofft.
Derweil ziehen auch in Eden dunkle Wolken auf. Laura Shiffron, absolutistisch regierende Bürgermeisterin der Stadt und Isaacs Ex, stellt sich die Frage, ob ihr Sohn Mark, der eigentlich „nur“ der Postbote der Stadt ist und das Asperger Syndrom hat, ihre Nachfolge antreten kann. Dazu übergibt sie Mark probeweise ihr Amt – gewohnt nüchtern und kühl, innig war die Mutter-Sohn Beziehung ja nie. Mark nimmt seinen Probe-Job widerwillig an. Nach außen hin erscheint er souverän, löst auch heikle Probleme und Situationen wortgewandt und selbstbewusst. Doch eigentlich will er nur wieder der Postbote sein…
Der vorletzte Band der Reihe erzählt seine Geschichte in zwei parallel laufenden Handlungen. Einmal verfolgen wir die Begegnung zwischen Agent Bremble und Isaac und was daraus wird – Stichwort Rachegelüste. Zum anderen die Geschehnisse in Eden. Dort rumort es, denn dort sind die Bürger ganz und gar nicht erfreut über die – wenn auch nur vorübergehende – Amtsübergabe. Autor Bryan Hill treibt das parallele Geschehen dabei auf die Spitze, so dass in beiden Handlungssträngen ähnliche Szenen und gleiche Dialoge nebeneinander entstehen – ein feiner Kniff. Das Ergebnis ist jedoch das Gleiche: Eden ist in Gefahr, eine Gefahr die sowohl von innen als auch von außen entsteht.
Mit dabei sind diesmal nur bekannte und bereits etablierte Charaktere. Die eingesperrte Molly, die noch immer versucht, Mark zu manipulieren. Marks Mutter Laura, die ihren Job wie immer über alles stellt. Maggie, eigentlich Kellnerin und Marks Love-Interest, von der man nie so genau weiß, auf welcher Seite sie steht. Und dann lernen wir endlich Isaac so richtig kennen, ein charismatischer Soziopath erster Güte in Moses-Gestalt, der in seiner neuen, sektenartigen Gemeinschaft (s)eine ganz eigene Art der Gerechtigkeit ausübt. Die Serie geht mit diesem vorletzten Band erfolgreich in die Crunchtime. Das große Finale kann kommen. (bw)
Postal, Band 5
Text & Story: Bryan Hill
Bilder: Isaac Goodhart, K. Michael Russell (Farben)
92 Seiten in Farbe, Hardcover
Skinless Crow
24,50 Euro
ISBN: 978-3-03963-023-3