Fight Girls (Cross Cult)

Oktober 5, 2022
Fight Girls (Cross Cult)

Königin gesucht. Und das spektakulär! Nachdem die Königsgattin sich als unfruchtbar erwies und dem zurückgezogen lebenden König des gilmoranischen Reiches keine Nachkommen schenken konnte, muss jetzt eine neue her. Und die wird nach uralter Tradition bei einem zeremoniellen Wettkampf ermittelt, der gleichzeitig als gewaltiges mediales Spektakel vermarktet wird, mit Drohnenkameras, die jeden Moment live einfangen. Der Wettkampf besteht aus vier Herausforderungen, die die zehn jungen wie sportlichen Damen meistern müssen, welche aus allen Ecken und Planeten des Reiches dafür auserkoren wurden. Die Siegerin, bzw. wer als letztes übrig bleibt, wird die neue Königin. Zuerst geht es in den Dschungel, danach in die Wüste, anschließend ins Meer. Und am Ende steht ein klassischer Zweikampf. Nach einem überraschenden Auftakt schält sich schon bald eine unerwartete Favoritin heraus…

Frank Cho, Autor und Zeichner in Personalunion, hat’s gerne mit Viechern. Bekannt wurde er durch die Strips „University Freaks“ (ebenfalls bei Cross Cult, inzwischen leider vergriffen) und „Liberty Meadows“ (mit dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet und bei Salleck erschienen), in denen (Haus)Tiere u.a. mit psychischen Problemen auftraten. Später, u.a. bei Marvel, widmete er sich weit größerer Fauna und ließ Dinosaurier gemeinsam mit leicht geschürzten Damen im Dschungel von der Leine („Shanna“, „Jungle Girl“). Auch in „Fight Girls“, seiner neuen Arbeit, greift er anfangs auf diese bewährte Formel zurück: in der Dschungelprüfung (der musste jetzt sein) hangeln sich die Wettkämpferinnen von Dino zu Dino, bis die ersten das Ziel erreichen und die Gruppe bereits dezimiert ist. Auch zu Sand und zu Wasser kämpfen die Damen weniger gegeneinander als gegen teilweise kurioses Kroppzeug wie Riesenkrabben, Steinschildkröten (auch riesig) und Megalodons (inkl. einer makaber-witzigen Szene) – diverse SF-Monsterheuler der Fünfziger lassen hier grüßen.

Doch ehe die Hatz trotz der Action-Kurzweil zu fad und repetitiv wird, streut Cho immer wieder Szenen einer parallelen Handlung ein, die im Fortgang der Story mehr an Gewicht bekommt: einerseits folgen wir zwei zwielichtigen Typen, die offenbar auf einer bestimmten Mission sind, andererseits dem Premierminister, dem eine der Teilnehmerinnen des Wettkampfs suspekt ist. Erwartungsgemäß führt das am Ende zu einem originellen Twist – Details geben wir natürlich nicht preis. Frank Chos fünfteilige Reihe erscheint hier komplett als Sammelband und wurde in den USA bei AWA veröffentlicht, einem Verlag, der von zwei ehemaligen Marvel Redakteuren gegründet wurde. Die Story lässt diverse Vorbilder erkennen, angefangen vom klassischen Pulp, dem gerade beliebten Battle Royale Motiv, über die Tribute von Panem Reihe bis zu Schwarzeneggers Running Man. Und auch der letzte Spirou Superpagen-Band widmete sich einem ähnlichen Wettkampf.

„Fight Girls“ geht ohne Umschweife in die Vollen, (erst) sportliche, dann auch blutige Action garantiert. Und unterhält damit bestens. Was natürlich auch an den Zeichnungen hängt, in denen Frank Cho garstige Monster und wehrhafte Damen gleichermaßen dynamisch in Szene zu setzen vermag, wobei er bei letzteren eine voyeuristische Fleischbeschau weitgehend vermeidet. Ausladend gestaltete Bilder und Doppelseitige Action-Szenen mit eingesetzten Panels beeindrucken in ihrer Intensität, auch dank der opulenten, bunten und dennoch stets passenden Farbgebung der französischen Koloristin Sabine Rich. Diverse US-Variant-Cover anderer Zeichner, Skizzen, Konzeptentwürfe und ein kurzes Statement von Frank Cho ergänzen und beschließen den Band. (bw)

Fight Girls
Text: Frank Cho
Bilder: Frank Cho, Sabine Rich (Farben)
144 Seiten in Farbe, Hardcover
Cross Cult
30 Euro

ISBN: 978-3-96658-346-6

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