Spirou und Fantasio Spezial, Band 34 (Carlsen)

Februar 24, 2022

Brüssel, im Sommer 1942. Spirou, als Deportierter auf dem Weg Richtung Polen, gelingt es aus dem Zug zu fliehen. Mit ihm die beiden jüdischen Kinder Klein Louis und Suzanne, die er auf dem Bauernhof von Anselm unterbringen kann. Wieder mit Fantasio vereint, führen die beiden vor Kindern weiter Stücke mit ihrem Puppentheater vor. Dazwischen unternehmen sie mit Rad und Karren immer wieder Schmuggelfahrten, u.a. um den Maler Felix und dessen Frau Felka zu versorgen, die sich als Juden inzwischen verstecken müssen. Bei einer riskanten Aktion – sie deponieren Werkzeuge in Eisenbahnwaggons, um Deportierten die Chance auf Flucht zu geben – werden sie beinahe von den Deutschen gefasst. Als versehentlich alliierte Bomben auf Brüssel fallen, wird Spirou schließlich schwer verletzt…

Dritter und vorletzter Teil mit Spirous Kriegserlebnissen, die im letzten Band (Spezial, Band 28) so düster endeten. Zum Glück nur vorläufig, denn schon nach wenigen Seiten gelingt Spirou gemeinsam mit den beiden Kindern die Flucht. Doch wird es immer gefährlicher auf den Straßen. Während auf dem Land bei Bauer Anselm das Vieh versteckt im Wald gehalten wird, wird die Versorgungslage in der Stadt immer schwieriger. Und unsicherer. Felix und Felka müssen aus ihrer Wohnung, niemanden kann man mehr trauen, die Gefahr einer Festnahme ist zu groß. Sie mit falschen Papieren auszustatten misslingt immer wieder. Personen aus dem direkten Umfeld der beiden Freunde werden verhaftet oder verschwinden. Dazu kommen seltsame Episoden und Begegnungen, auf die sich Spirou (noch) keinen Reim machen kann.

Später wird es wieder dramatisch. Zuerst werden Spirou, Fantasio und Pips durch einen Bombentreffer verschüttet, danach kommt es für unseren Helden noch dicker, wobei er ein Geheimnis aufdeckt, das der Leser schon lange ahnt und womit auch die vorherigen Ungereimtheiten erhellt und erklärt werden. Was gleichzeitig die Bühne für den abschließenden letzten Band bereitet. Während wir das schwierige Leben der Protagonisten verfolgen, die immer riskanteren Missionen, dazwischen erfrischend entwaffnende Kinder-Episoden – kommt regelmäßig die aktuelle Kriegslage zur Sprache, wodurch sich das Geschehen zeitlich einordnen lässt: von der Schlacht um Stalingrad bis zur Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 und damit verbunden die Hoffnung auf das baldige Kriegsende – der Band deckt damit etwa zwei Jahre ab.

Wieder erzählt Émile Bravo seine Geschichte in der bewährt episodischen Art und Weise, wobei er immer wieder erfolgreich zwischen beklemmend-tragischen Kriegsgeschehnissen und humorigen Passagen balanciert, ohne die Handlung aus den Augen zu verlieren. Und er hat sein inzwischen beachtliches Figurenensemble, in dem auch regelmäßig alte Nebenfiguren neue Auftritte haben, jederzeit im Griff. Die 112 Comicseiten – es wird der umfangreichste der vier Bände sein – bieten viel Lesestoff mit dem „erwachsenen“ Spirou, der Vorurteile auszublenden vermag, stets mit Bedacht agiert, Empathie und Mitgefühl zeigt und Vernunft walten lässt. Was man sich an einem Tag wie heute mehr denn je von allen und jedem wünscht. Der vierte und abschließende Teil ist für Mitte dieses Jahres geplant. (bw)

Spirou und Fantasio Spezial, Band 34: Spirou, oder: die Hoffnung, Teil 3
Text & Bilder: Émile Bravo
118 Seiten in Farbe, Softcover
Carlsen Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-551-77640-2

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