Die Viper, Band 3 (Splitter)

August 27, 2021
Die Viper, Band 3: Erschütterung (Splitter Verlag)

Rache ist süß. Und bei Emily ist sie inzwischen zur Lebensaufgabe geworden. Denn die resolute junge Dame schickt sich an, sich an den fünf Männern zu rächen, die ihre Mutter auf dem Gewissen haben. Zwei davon wurden bereits von ihr abserviert, nun ist mit dem Ölbaron Drake der dritte im Visier. Dazu reist sie im Herbst des Jahres 1900 gemeinsam mit Claire nach Oil Town in Ohio, um dort eine freie Stelle als Lehrerin anzutreten. Unterwegs retten die beiden Susan, deren Mann als Schwarzer vom Ku Klux Klan gelyncht wurde. Hartnäckig verfolgt wird das Trio, das sich bei den Schülern von Oil Town schnell beliebt macht, von den beiden Pinkerton-Agenten. Drake herrscht zum Missfallen Emilys schon fast absolutistisch über Stadt und Leute, wobei die Arbeitsbedingungen miserabel sind und immer wieder Unfälle passieren. Aber das ist nicht das Schlimmste. Denn Drake weiß inzwischen, wer Emily ist und was sie im Schilde führt…

Laurent Astier, Autor und Zeichner in Personalunion, versteht es, seiner Rache-Story Abwechslung zu verleihen. Inzwischen ist Emily als die „Viper“ berühmt berüchtigt und wird steckbrieflich gesucht, weshalb Drake, einer der vermeintlichen Peiniger von Emilys Mutter, längst klar ist, wer sich hinter der Lehrerin-Fassade wirklich verbirgt. Das Überraschungsmoment ist also nicht mehr gegeben, wodurch zusätzliche Spannung in die Handlung fließt. Aber Astier bietet in seinem Spätwestern noch viel mehr. War es in Band 2 der Galveston Hurrikan, bringt er nun wieder diverse historische Ereignisse und Personen in die Geschichte ein: Arbeiter organisierten sich und fechten Gewerkschaftskämpfe aus, der Dreck in der passend benannten Stadt nimmt die Umweltverschmutzung durch die Ölindustrie vorweg und auch den Pinkerton-Agent und Autor Charlie Siringo gab es wirklich. Und zwei berühmte Western-Helden finden ebenfalls wieder Erwähnung.

Apropos: Astier vergisst auch seine Western-Motive nicht. In den Rückblenden, die diesmal 1890 spielen, überfallen Indianer ganz klassisch eine Postkutsche. Und zuvor beweist der Klan einmal mehr, wie vermeintlich ehrbare Bürger unter den weißen Kapuzen ihre Maske virtuell fallen lassen, die sie eigentlich aufhaben. So zieht sich das Thema Rassismus, mit sich Susan konfrontiert sieht, auch durch den Band. Bei all den historischen und auch aktuellen Bezügen wird in einer drastischen Szene wieder gewahr, welch brutale Agenda Emily hier verfolgt, wobei Astier am Ende mit diversen Überraschungen und kleinen Twists aufwartet, die die Vergangenheit Emilys betreffen und Personen in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Fazit: bisher der beste Teil der Reihe, der das ohnehin schon epische Katz-und Maus Spiel in die Breite zieht, das somit noch an Komplexität in der Story zunimmt. Wir sind gespannt, wie es mit Emily weiter geht. Zwei Bände folgen noch. (bw)

Die Viper, Band 3: Erschütterung
Text & Bilder: Laurent Astier
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
17 Euro

ISBN: 978-3-96219-565-6

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