Dani Futuro, Band 2 (All Verlag)

Januar 7, 2021
Dani Futuro, Band 2: Wenn das Monster angreift (All Verlag)

Immer Ärger im 23. Jahrhundert: die Galaktos treibt mit einem Motorschaden im All. Wohl oder übel muss man sich in einen Orbit um den Asteroiden NGS 83736 begeben, um eine stabile Laufbahn für die Reparatur zu haben. Damit das nicht allzu langweilig wird, erkunden Dani Futuro und Iris, die Nichte des Wissenschaftlers Doktor Dosian, per Shuttle die Oberfläche des Himmelskörpers. Eigentlich sollte der Felsbrocken unbewohnt sein, aber alsbald finden Dani und Iris Spuren einer primitiven, kleinwüchsigen Bevölkerung, die sich fürchterlich vor einem menschenfressenden Ungeheuer ängstigt. Tatsächlich wird Iris von einem offenbar mechanischen Ungetüm geschnappt, das die Besatzung der Galaktos nach denkbar knappem Entkommen als einen Kampfcyborg der Sigma Omicron-Föderation identifiziert. Dani entwickelt einen waghalsigen Plan, wie man die bedrohte Rasse auf NGS 83736 retten könnte, doch dafür muss man auf die Oberfläche zurückkehren…

Irgendwo im Weltall auf dem Planeten Olvido Equis liegt eine alte Erdkolonie, deren einzige noch bewohnte Stadt auf den klingenden Namen Nova Venetia hört. Die einstigen Siedler sind in eine Art Mystizismus verfallen, in dem sie der vermeintlichen Magie frönen und im Sektenwahn einen als „Großer Drache“ bekannten Herrscher anbeten. Somit ist kaum ein Durchkommen, als man dem Außenposten mitteilen muss, dass die unterirdischen Vulkane des Planeten aktiv geworden sind, der Meeresspiegel unweigerlich ansteigt und die Stadt dem buchstäblichen Untergang geweiht ist. Gemeinsam mit Doktor Damp machen sich Dosian, Iris und Dani auf den Weg, um die Sektenanhänger doch noch davon zu überzeugen, der Evakuierung zuzustimmen. Als Dank sollen die beiden Doktoren prompt den grimmen Meeresgöttern als Opfer dargebracht werden, während Dani und Iris fliehen können und ihren Mitreisenden zu Hilfe eilen…

Meteoritenschauer! Die Galaktos wird von Gesteinsbrocken komplett durchlöchert, die Mannschaft rettet sich in kleinen Shuttles irgendwohin ins All. Iris und Dani geraten dabei in die Umlaufbahn von Nevermor, der als „Planet der Vergangenheit“ berüchtigt ist. Dort hat Nostal, ehemals ein Mitglied des Rates der Weisen, Künstler und Führungskräfte, ein Refugium errichtet, in dem es keinerlei moderne Technologie oder Fortschritt über das Mittelalter hinaus gibt. Diese Weiterentwicklung nämlich, so Nostalgs Überzeugung, führen ohnehin nur zu Krieg und Zerstörung. Bald finden Dani und Iris heraus, dass die auf den ersten Blick wie ein Paradies wirkende Welt alles andere als ein beschaulicher Platz ist…

Schwere Zeiten kamen in den 70er Jahren auf unseren Helden zu, den Autor Victor Mora und Zeichner Carlos Giménez als fröhlich-unbekümmerte Hommage an Buck Rogers einfrieren und dann im 23. Jahrhundert wieder erwachen ließen. Die Gaceta Tintin Junior, in deren Seiten Dani Futuro das Licht der Zukunft erblickt hatte, schloss im April 1970 mit der Nummer 81 ihre Tore, einer Ausgabe, in der sich die hier enthaltene Episode „Die todgeweihte Stadt“ fand. Aber Dani gelang die Rettung auch aus dieser misslichen Lage: ebenfalls bereits ab April 1970 erschienen seine Abenteuer parallel in der seinerzeit meistgelesenen Tageszeitung Spaniens La Vanguardia, was sich unter anderem in einer neuen Panel-Aufteilung äußerte, da die großen Zeitungsseiten stets horizontal geteilt waren. Somit waren für den geneigten Leser mit der Story „Planet der Vergangenheit“ ab 20. Juni 1970 alle Dani-Erlebnisse ohne Unterbrechung zu verfolgen.

Der Duktus der Geschichten sprüht nach wie vor von Optimismus, Freude und Zuversicht, was in den anbrechenden antiutopischen 70ern durchaus ungewöhnlich, aber als ganz bewusster Kontrapunkt definitiv beabsichtigt war, wie Autor Victor Mora in einem Interview explizit feststellte: „Was Dani hauptsächlich zum Ausdruck bringt [ist] die Hoffnung, dass die Menschheit sich auf eine goldene Zukunft zubewegen kann (auch wenn dieses goldene Zeitalter Flecken hat), trotz der Existenz einer düsteren Gegenwart, die im Schatten riesiger Lagerhäuser atomarer, chemischer und bakteriologischer Waffen liegt. Einer Gegenwart, die durch den Missbrauch der Waffen bestimmt wird. Massenkommunikationsmittel, die dazu verwendet werden, ganze Völker zu konditionieren und sie zu einer ‚schweigenden Mehrheit‘ zu machen“.

Dieser Kontrapunkt gelingt in den drei hier versammelten Episoden erneut unterhaltsam und fulminant, sei es in der „Umerziehung“ eines beschädigten Kampfroboters, der als grimmes Monster beginnt und als friedlicher Gulliver im Reiche Liliput endet („Wenn das Monster angreift“), über die Rettung von durchaus uneinsichtigen Sektenanhängern („Die todgeweihte Stadt“) bis hin zur Parabel auf Fortschrittspessimismus und Technologieskepsis in der vermeintlich stillstehenden Welt von Nevermor (ein Verweis auf Poes Raben, der beständig versichert, das sei alles nimmermehr?). Auch dieser Band der Neuauflage von Danis Abenteuern ist reich mit Zusatzmaterial in Form von Covern, Hintergrundtexten und Interviews versehen und rückt diese Serie in das verdient gute Licht. Band 3, „Iris von Andromeda“, steht hoffentlich bald in den Startlöchern. (hb)

Dani Futuro, Band 2: Wenn das Monster angreift
Text: Victor Mora
Bilder: Carlos Giménez
56 Seiten in Farbe, Hardcover
All Verlag
15,80 Euro

ISBN: 978-3-96804-022-6

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