Nachdem Magnus der Schwarze von seiner Begleiterin, der jungen Julia, äußerst rabiat „verlassen“ wurde, steht dieser nun nach seiner Genesung gemeinsam mit der Schmiedin Kitta vor der gewaltigen Festungsstadt an der Küste hoch oben im Norden. Dort residiert Bischof Eichenfeste, ein gnadenloser, despotischer Geistlicher, der massiv vom rechten Weg abgekommen ist und sich nun einen Gegen-Vatikan nach eigenen Vorstellungen aufbaut. Eichenfeste ließ Kardinal Farina töten, der von Rom gesandt war, die Zustände im Norden zu prüfen und den Magnus auf der Schwarzen Straße begleitete. Um in die Festung zu gelangen, mischt sich Magnus unter die Sklaven, während sich Kitta als Wärter tarnt. Ihr Plan: Eichenfeste mit einer bestimmten, hochheiligen Christen-Reliquie zu töten und damit gleichzeitig seine Macht den „Untertanen“ gegenüber zu zerstören. Doch ehe es soweit kommen kann, durchkreuzt Julia, die bereits in der Stadt ist, einmal mehr Magnus‘ Pläne…
Die Story, die wie im ersten Band äußerst trocken und launig serviert wird (mit dem entsprechenden Sarkasmus) und mit zahlreichen Noir-Elementen (von lakonischen Ich-Kommentaren bis zur Femme Fatale) aufwartet, nimmt nicht ganz den typischen Verlauf. Denn das unvermeidliche Duell des Guten (Magnus) mit dem Bösewicht (Eichenfeste) kommt unerwartet früh, danach klingt die Geschichte des Abschlussbandes verhältnismäßig ruhig und bedächtig – wenn auch nicht weniger tragisch – aus. Denn das Ende führt uns noch einmal zurück auf die Titel gebende Schwarze Straße und widmet sich ganz Julia, der Adoptivtochter Farinas, und ihrer zerrissenen Persönlichkeit. Nachdem in Teil 1 der Weg auf der berüchtigten Schwarzen Straße im Mittelpunkt stand, an deren Ende sich nun die Festung des irren Eichenfeste befindet (wie einst Marlow, der den Fluss hinauffuhr, um Kurtz zu finden), spielt der Kern der Handlung nun in der Stadt, in der Magnus und Kitta ihre Rache für den Tod Farinas planen.
Dabei bleibt die Handlung nicht an diesem Motiv hängen, immer wieder führen Rückblenden in Magnus‘ Vergangenheit: Die Sehnsucht nach seiner ermordeten Frau, die Sympathien gegenüber dem Christentum – er erhofft sich ein Wiedersehen mit seiner Frau im Himmel, eine sanfte Vorstellung, die von Eichenfeste radikal zerstört wird – oder die nachhaltige Begegnung mit einem Geistlichen. Und am Ende gibt es nur noch Magnus und Julia, die ihr eigenes Schicksal bestimmt und die Magnus‘ Todessehnsucht nicht erfüllen mag. Garry Brown kleidet das Geschehen wieder in wüste, unbehauene Bilder, die so rau sind wie die Landschaft und die dort lebenden Menschen. Dunkle Farben mit harter Tusche dominieren die großen Panels, kraftvoll und eine bedrohliche Atmosphäre erzeugend. Gleichzeitig gibt Autor Brian Wood dem pervertierten Christentum noch eine Chance. Ausgerechnet in der Person des Heiden Magnus, der zum (unfreiwilligen) Mittler zwischen den Religionen werden kann, wenn er nur will. Der Band beinhaltet Heft 6-10 der Serie, die damit vorerst abgeschlossen ist. (bw)
Black Road – Die Schwarze Strasse, Band 2: Stirb wie ein Heide
Text: Brian Wood
Bilder: Garry Brown
132 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
25 Euro
ISBN: 978-3-7416-1236-7