Die Ausgestossenen von Orion, Band 2 (Splitter)

Juni 21, 2018

Schwierige Zeiten für die beiden geächteten Flüchtlinge der ex-Kolonie Orion XB-12557: Tryana wurde an Arnham Azzk verschachert, den Chef der Händler-Kaste, der seinen Kumpels und Kunden das altbewährte Prinzip Brot und Spiele bietet. Dabei demonstriert der abtrünnige Terraner Rodrick erst einmal sein überlegenes Waffenarsenal: der Agent von der Erde, dessen Strahlenkanonen für die mittelalterliche Gesellschaft auf Orion wie Magie anmuten, versengt zuerst diversem Kroppzeug in der Arena ordentlich den Hintern, um dann nochmal so richtig Reibach mit seinen Wunderapparaten zu machen. Als am nächsten Tag die gute Tryana mit einer ganzen Gruppe Opfersklaven ähnlichen Viechern vorgesetzt werden soll, greift ihr Freund Kolhen ein: tollkühn springt er in die Arena, kommt dabei aber derartig in die Bredouille, dass die im Publikum versteckte Rebecca – ebenfalls Agentin der geheimnisvollen Kompanie, die über die Ex-Kolonien herrscht – keinen anderen Ausweg sieht, als ihrerseits die Laserwaffe zu zücken und Kolhen so den Hals zu retten.

Gemeinsam gelingt die Flucht, und so sehen sich Tryana und Kolhen mit der Wahrheit konfrontiert: die beiden Fremden sind aus Himmelsschiffen entstiegen und verfügen über scheinbar gottgleiche Macht. Aber die Lage ist noch brenzliger, als Rebecca bislang vermutete: eine Analyse des Schiffscomputers ergibt, was auch Rodrick offenbar herausgefunden hat: Orion droht eine fürchterliche Katastrophe. Seine beiden Trabanten bewegen sich nämlich unaufhaltsam aufeinander zu und werden in absehbarer Zeit durch ihren Zusammenstoß den Planeten unweigerlich zerstören. Als Rebecca versucht, die Kastenführer zu warnen, tappt man in die Falle: niemand anders als Kolhens Bruder stellt sich als Fiesling heraus, der für Kolhens Ächtung verantwortlich ist und auch seinen Vater in den Kerker hat werfen lassen. Und während unsere Helden also im Gefängnis schmoren, läuft die Zeit für Orion XB-12557 unweigerlich ab…

Im zweiten und letzten Band seiner Adaption der Erzählung „La Croix des décastes“ von Julia Verlanger liefert Vielschreiber Éric Corbeyran (u.a. Assassin’s Creed, Badlands) wieder schöne Kontrapunkte in der Konfrontation zwischen vermeintlichen Göttern aus dem All, die wie bei Herrn von Däniken und wahlweise Trigan mit ihrer überlegenen Technik auftreten, und der feudalen Kastenwelt, in die die ehemalige Kolonie zurückgefallen ist. Dabei tritt ein wenig Verschwörungstheorie mit auf den Plan: als Rodrick die „Kompanie“ (besser wäre das wohl mit „Firma“ oder „Gesellschaft“ übersetzt) auf der Erde vor der bevorstehenden Katastrophe warnt, ist der dieses Schicksal ihres früheren Herrschaftsgebietes herzlich egal – weshalb Rodrick kurzerhand beschließt, mehr oder weniger aus Trotz gegen jede Vorschrift zu handeln und für sich den meisten Profit aus der Lage zu schlagen.

Auch durchaus heftige Sequenzen sind zu verkraften, allen voran die Szenen, in denen die Kastenherren die hilflose Rebecca hochnotpeinlich „befragen“, ob ihre Warnungen vor dem bevorstehenden Untergang denn wirklich der Wahrheit entsprechen. Etwas überraschend dann die letzten Endes versöhnliche Auflösung, die allerdings nicht ohne Ableben des einen oder anderen Protagonisten auskommt. Optisch wieder schön im Fantasy-Duktus von Jorge Miguel gestaltet, bietet auch dieser Band wieder feines Futter für alle Freunde leicht dystopischer, Fantasy-artig angehauchter Science Fiction. Und eine abgeschlossene Reihe ist immer eine gute Sache. (hb)

Die Ausgestossenen von Orion, Band 2
Text: Éric Corbeyran, nach Julia Verlanger
Bilder: Jorge Miguel
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-96219-018-7

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