Sláine, Band 2 (Dantes Verlag)

Dezember 12, 2017

Weiter, weiter, immer weiter: nach diesem Motto eines sattsam bekannten Fußball-Titans schlägt sich der grimme Sláine Mac Roth nebst seinem Sidekick, dem Zwerg Ukko, in Richtung Heimat zum Stamme der Sessair. Nach allerlei Verwicklungen mit einem Privat-Knast und diversem Kroppzeug wie Zeitenmonstern ist der Wüterich dem verworfenen Lord Feg gerade so entkommen. Auf dem Weg trifft man zunächst auf einen Trupp Sklaven, die von einem Gestaltwandler drangsaliert werden. Dem macht Sláine auf gewohnt rabiate Art und Weise ein Ende, worauf sich die bunte Schar selbst als Lohn anbietet. Sláine will davon nichts wissen, aber Ukko ist wie immer auf der Suche nach einem lukrativen Geschäft – und muss alsbald erfahren, dass der Job als Sklavenhändler alles andere als spaßig ist, vor allem, wenn professionelle Spieler unter den Kollegen sind, die gerne mal um ihre Freiheit zocken und dabei auch noch gewinnen…

Nichts mehr zu lachen hat Sláine dann, als der Drune-Lord Throt ihn vor eine einfache Wahl stellt: entweder Sláine schließt sich dem finsteren Gesellen als Schlächter an, oder Throt brennt ein ganzes Dorf nieder und schickt Sláine und Ukko zu ihren Vorfahren. Widerwillig stimmt Sláine zu und steigt in ein Wolken-Curragh, auch genannt Himmelsschiff, eine Art fliegendes Boot, das durch die Magie eines verdrehten Steins angetrieben wird. Lange rückt Throt nicht damit heraus, vor wem ihn Sláine denn nun eigentlich schützen soll, und da hilft es auch nicht, dass gleich mehrere ebenso fliegende Nordmänner-Draken den Curragh angreifen. Mit feuriger Hilfe des Bergs Moralltach hält man sich die wütenden Wikinger vom Leib, stürzt aber ebenfalls ab – worauf Throt dem staunenden Sláine nun endgültig beichtet, dass er vor niemand anders als Feg Reißaus nimmt. Dem habe er nämliche die Pläne für ein zünftiges Ragnarök gestohlen, das Ende aller Tage, das das Reich Tir Na Nog mit Eis, Feuer und Flut vertilgen soll…

Umso mehr will Sláine nun möglichst zügig die Heimat im Norden erreichen, wobei es ihm gerade Recht kommt, dass die holde Nest auf einem Drachenzüchter-Hof dem gefährlichen Handwerk der Drachenernte nachgeht: der Aufzucht und Schlachtung fliegender Echsen, um ihren diamantenen Schädel zu gewinnen. Sláine will eigentlich nur mit einem fliegenden Reittier ausbüchsen, aber offenbar treibt neben dem gezähmten Knucker auch noch Mata, ein uralter Eisdrache, wieder sein Unwesen, und schnell sieht sich Sláine in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt…

Mike McMahons eigenwilliger Stil

Im zweiten Band der chronologisch sortierten Ausgabe der Abenteuer des missratenen Cousins von Conan dem Barbaren können wir erneut zahlreiche deutsche Erstveröffentlichungen erleben, in denen sich Sláine seinen Weg nach Norden bahnt und dabei mit seinen Feinden alles andere als galant umgeht. Seine Axt „pflügt“ bevorzugt „Gehirne durch“, sein Zwerg Ukko muss sich allerhand gefallen lassen, und überhaupt herrscht im Lande der ewigen Jugend (so benannt, weil dort niemand alt wird) noch nicht einmal Ehre unter Dieben. Autor und 2000 AD-Mitbegründer Pat Mills bedient sich wie den ersten Episoden auch hier wieder einer durchaus klar verorteten vorgeschichtlichen britannischen Welt, in der Sláine durch Vorformen des heutigen Wales wandert und die Druidin Nest sogar einige Verse aus dem „Canu Heledd“ zitiert, einem Heldenlied aus dem 9. Jahrhundert, das eine vernichtende Niederlage der Inselkelten gegen angelsächsische Invasoren besingt und eine der wenigen lyrischen Passagen der ruppigen Erzählung bietet.

Auch in Namen und Ortsbezeichnungen schwingt die britische Geschichte permanent mit und überhöht das Geschehen über die durchgedrehte Fantasy-Action, die sich in über jeweils wenige Seiten laufenden einzelnen Fortsetzungen mit zugehörigem Cliffhanger und „was bisher geschah“-Kästchen entfaltet – ganz nach Pulp/Flash Gordon/Serial-Vorbild, aber auch dem wöchentlichen Erscheinungsturnus von 2000 AD geschuldet, immerhin „the Galaxy’s greatest comic“. Die beiden Storylines „Der Gestaltwandler“ (im Original aus 2000 AD 348-351 von 1984) und „Himmelswagen“ (2000 AD 352-360 von 1984) stammen dabei aus der Zeichenfeder von Mike McMahon, dessen erste Arbeiten für die Serie aufgrund ihres allzu ziselierten Strichs von den Fans gar nicht goutiert wurden; für die titelgebende „Drachenbeute“ (2000 AD 361-367 von 1984) holte man dann wieder Massimo Belardinelli an Bord, der einen etwas ruhigeren, gediegeneren Duktus an den Tag legt. Ergänzt durch eine Covergalerie, schließt Dantes Verlag auch mit dieser zweiten Ausgabe im übergroßen Magazin-Format eine wichtige Publikationslücke in der Historie einer formativen Figur der britischen Comic-Szene, die noch nach Jahrzehnten bei bester Lebensfreude ist. Band 3 steht bereits in den Startlöchern! (hb)

Sláine, Band 2: Drachenbeute
Text: Pat Mills
Bilder: Massimo Belardinelli, Mike McMahon
128 Seiten in schwarz-weiß, Softcover
Dantes Verlag
18 Euro

ISBN: 978-3-946952-03-9

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