Nach dem Deal mit Galactus im letzten Band führt der Silver Surfer die sechs Milliarden Bewohner Newhavens durch das All und sucht für sie, die allesamt Leidtragende von Galactus‘ Weltenverschlingerei sind, eine neue Heimat. Dawn, seine Begleiterin von der Erde, ist derweil noch sauer, weil der Surfer ihr seine unrühmliche Vergangenheit als Herold des Galactus verschwiegen hatte. Doch der gigantische Sternen-Trek, bestehend aus Milliarden von Raumschiffen, kommt nicht weiter, ist in einer Zeitschleife gefangen, aus der man nur durch einen Trick ausbrechen kann. Schließlich findet der Surfer tatsächlich einen Planeten, auf dem paradiesische Zustände herrschen. Mit einer Atmosphäre, die sich den (Wünschen der) neuen Bewohner(n) anpasst. Hier verleben Dawn und der Surfer eine ungewohnt sorgenfreie Zeit und kommen sich näher, ehe es die beiden wieder ins All zieht, um alte Freunde (und Feinde) sowie Weggefährten zu besuchen. Dann die böse Überraschung: die gesamte Realität wird vernichtet. Auf einen Schlag. Dem ungleichen Paar gelingt die Flucht durch einen Riss im Gefüge der Realität. Dort, in einer Nicht-Existenzebene (Reed Richards hätte seine pure Freude daran), treffen sie auf Glorian, Vollbringer der Wunder. Und bekommen von ihm die einmalige Chance, die Realität und damit das Universum neu zu schaffen…
Schon alleine wegen der ersten Story in diesem dritten und letzten Surfer Band der Slott/Allred-Serie lohnt sich der Kauf. Der Silver Surfer und sein Raumschiff-Konvoi gefangen in einer Zeitschleife. Visualisiert durch Dan Slott und Mike Allred, in dem man die Geschichte wie ein Unendlichkeitszeichen verfolgt – immer wieder muss man den Band dazu auf den Kopf drehen, um zu lesen. Dann kreuzt sich die Handlung und alles beginnt von vorne. Es sei denn, man greift wie der Surfer zu einem ungewöhnlichen Mittel und faltet eine Seite so, dass es mit der Geschichte weitergeht. Der Leser als Comic-Gott, der dem Surfer freie Fahrt ermöglicht… witzig, originell, großartig! Obendrein ist diese Episode eine schöne Hommage an Jean „Moebius“ Giraud (nicht nur wegen des Möbiusbandes…). Danach sehen wir erneut einen unkonventionellen Surfer. Einer, der sich entsilbert hat und in seiner menschlichen Form seinen Frieden gefunden zu haben scheint. Ein Surfer der lacht und der „Mensch“ sein kann, ohne das Gewicht des gesamten Weltalls auf seinen Schultern spüren zu müssen. Und ganz ohne bedeutungsschwangere Monologe. Denn er hat ja Dawn, die sich ihm wieder annähert und die immer wieder mit ihrer frischen, ungestümen, sorgenfreien und ehrlichen Art einen Gegenpol zum Surfer bildet und die Handlung mit ihrem Temperament bereichert.
So geschlossen und eigen die Serie – auch vom Design her, das im typischen Allred-Zeichenstil gehalten ist und immer wieder dem großen Jack Kirby seine Aufwartung macht – auch sein mag, auch sie muss der Marvel-Marschroute gehorchen und sich damit einem der allgegenwärtigen Groß-Events unterordnen. Und das heißt in diesem Fall das neue Secret Wars. Was die Autoren hier elegant lösen. Dr. Doom kontrolliert die einzig verbleibende Realität, weshalb sich der Surfer mit Dawn aufmacht, mit Hilfe Glorians eine neue Realität zu formen, was wunderbar abstrakt und Kollagen-artig bebildert ist. Und das machen sie gleich richtig: Dawn ist für die Erde „zuständig“ (wieder originell: Dawn erschafft die Erde neu, vieles aber nur zweidimensional, weil sie fremde Länder und Städte nur aus Postkarten kennt) und der Surfer gemeinsam mit Glorian für das „restliche“ Universum. Dabei will er seine Taten als Herold wieder gutmachen und schafft die von Galactus vernichteten Planeten neu, während er dem Weltenverschlinger selbst keine Wiedergeburt gönnt. Ein Universum ohne Galactus? Geht das? Wir werden sehen. Auch mit Secret Wars Beteiligung schaffen Slott und Allred hier ein würdiges Ende einer bemerkenswert mutigen Silver Surfer Reihe, um die es wirklich schade ist. Die Finalausgabe beinhaltet die US-Hefte 11-15. Eine neue Surfer-Reihe, die in große Fußstapfen treten muss, wurde von Marvel bisher noch nicht gestartet. (bw)
Silver Surfer, Band 3: Im Weltall ist die Hölle los
Text: Dan Slott
Bilder: Michael Allred, Laura Allred (Farben)
132 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16,99 Euro
ISBN: 978-3-95798-594-1