Zombies, Band 3 (Splitter)

März 21, 2014

Zombies, Band 3

Hoffnung ist eine Tugend der Sklaven, lautet das Motto des Bandes, ein Zitat des Philosophen Emil Cioran. Aber wie immer bei den Überlebenden einer Zombie-Apokalypse stirbt auch hier die Hoffnung zuletzt.

Die Lage: die ganze Welt wurde von Zombie-Horden überrannt, das wissen wir spätestens seit Band 0. Aber es gibt Überlebende. Wenige, wie immer in solchen Fällen, aber immerhin. Einige davon versuchen sich auf Vashon Island, gegenüber von Seattle im Puget Sound gelegen, unter Führung des ehemaligen Horrorfilm-Stars Serge Lapointe (ja, ebender aus Band 0) eine neue Existenz, eine neue Heimat aufzubauen. Doch es sieht nicht gut aus. Eine Zombielawine aus hunderttausenden Untoten wälzt sich in Richtung Westküste. Grund: unbekannt. In Portland von Zombie-Massen bereits eingeschlossen ist Sam, der den Z-Virus in sich trägt, diesem noch widerstehen kann und der einen letzten verzweifelten Fluchtversuch unternimmt, weil er seine Tochter wiedersehen will. Auf seiner Flucht durch die Abwasserkanäle der Stadt trifft er auf eine Gruppe Kinder, die ein Mittel gegen die Zombies gefunden zu haben scheint: Ultraschall soll die Biester angeblich fern halten, wie Knoblauch die Vampire. Szenenwechsel: im Osten der USA, in Boston, haben die Überlebenden auch die Wirkung des Ultraschalls erkannt. Was auch der Grund ist, dass scheinbar alle Zombies gen Osten ‚flüchteten‘ und sich dort nun gegenseitig auf die verfaulten Körperteile treten. Die Gruppe um Mastermind Clay bricht mit diversen Trucks und Bussen nach Seattle auf, um die dortigen Überlebenden, sprich Serge und seine Leute, zu retten. Das scheint auch zu gelingen, bis man auf dem gemeinsamen Rückweg an die Ostküste auf einen Supermarkt voll degenerierter Hinterwäldler in karierten Hemden und Latzhosen trifft, die so gar nicht gerettet werden wollen und die erst schießen und dann denken. Wenn überhaupt. Inzwischen gelingt es einer anderen Gruppe in Washington, Kontakt mit dem Ausland aufzunehmen. Mit Island! Der isländische Pilot berichtet die hoffnungslose weltweite Situation und enthüllt, dass der Zombie-Virus aus den USA stammt. Aber irgendwas scheint er zu verheimlichen.

Das könnte eine Brücke zum nächsten Zyklus sein. Denn so lange es dauerte, bis Band 3 endlich veröffentlicht wurde, so erfreulich ist die Ankündigung am Ende des Bandes, dass es nicht nur einen zweiten Zyklus geben wird, sondern auch eine Reihe von One-Shots, die sich mit Perus (Nosferatu, Lancelot, Der Krieg der Orks, alles auch bei Splitter) und Cholets Zombie-Welt befassen. Hier in Band 3 wird die Handlungsschere immer breiter, bis die Gruppen von beiden Seiten, sprich Küsten, der USA und damit die verschiedenen Handlungsstränge sich schließlich vereinigen oder auflösen. Der Abschluss der ersten Trilogie passt. Jetzt – natürlich – der Vergleich zu ‚The Walking Dead’, letzteres inzwischen ein globales, Medien übergreifendes Franchise: In den TWD Comics bleibt (natürlich aufgrund der monatlichen Erscheinungsform) mehr Zeit für die Charakterisierung der einzelnen Figuren. Die kann bei einem Album von 52 Seiten, an dem man ein Jahr oder länger arbeitete, nicht so intensiv sein. Was die ausgeklügelte, rasante Story von ‚Zombies’ wieder wettmacht. Bei den Zeichnungen ist es genau umgekehrt. TWD ist schwarz-weiß, bei ‚Zombies’ dominieren bräunlich dunkle, gediegene Farbtöne. Und die Panels sind ungleich aufwändiger gestaltet, ob des Albenformats zahlreicher und sehr detailliert.

Kluge Panel-Aufteilung: Sam, belagert von Zombies

Kluge Panel-Aufteilung: Sam, belagert von Zombies

Natürlich bedienen sich beide Serien bei den Gesetzmäßigkeiten und Mechaniken des Zombie-Horror Genres. Überlebende bleiben auf der Strecke, Einzelschicksale werden beispielhaft geschildert, die Ursache der Seuche bleibt unbekannt und hier als schöne Reminiszenz an George Romero und Co. findet der Höhepunkt der Story in einem Supermarkt/Einkaufszentrum statt. Nur sind die Bösen jetzt drin und werden nicht von Zombies belagert, sondern von anderen Menschen, die diese eigentlich retten wollten. Verkehrte Welt. ‚Zombies’ ist eine spannende, um viele Nuancen (wie die schiere Zahl der Untoten, die Ultraschall-‚Waffe’) erweiterte Ergänzung des Genres. Und damit gleichermaßen für Fans von Untoten als auch für Kenner franko-belgischer Comickunst empfehlenswert. Wenn da nur nicht die lange Wartezeit zwischen den Bänden wäre… aber vielleicht geben die Macher angesichts der ambitionierten Ankündigungen jetzt Gas. Hoffnung ist schließlich auch eine Tugend der Leser… (bw)

Zombies, Band 3: Handbuch der Verwesung
Text: Olivier Peru
Bilder: Sophian Cholet
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
13,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-313-3

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