
San Francisco, 1970: Noch immer halten die schwer bewaffneten, indianischen Aktivisten der Red Warriors die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz besetzt und zahlreiche Menschen als Geiseln, um ihre Forderungen nach Gerechtigkeit und Wiedergutmachung durchzusetzen. General Carrington steht mit seiner Elite-Einheit bereit, die Insel zu stürmen – ein riskantes Unterfangen, das die Bürgermeisterin von San Francisco unbedingt vermeiden will.
Auf Geheiß des Präsidenten betraut Carrington Captain McKaa, Jones’ Ausbilder, aufgrund seiner indianischen Abstammung als Vermittler. Und Unterleutnant Jones, die eigentlich noch in der Ausbildung zur Kampfpilotin ist, kommt als Carringtons Assistentin ebenfalls nach Alcatraz. Doch die Verhandlungen enden tragisch, als die Gewalt eskaliert. Carrington wird von den Red Warriors geschnappt, dem Rest gelingt knapp die Flucht. Nun liegt es an Jones und ihrer Kollegin Lakota, die Insel zu infiltrieren und den General, ihren Ziehvater, zu befreien…
Die Besetzung von Alcatraz beruht auf Tatsachen, verlief jedoch anders als hier geschildert: Tatsächlich übernahmen im November 1969 etwa 80 Indianer Alcatraz, was jedoch im Gegensatz zu unserer Story hier zwar medienwirksam, aber gewaltfrei geschah, wie auch die Räumung der Insel durch das FBI gut anderthalb Jahre später. In diesem Zusammenhang lässt sich auch der ironisch umspielte Auftritt einer „Sängerin und Poetin“ und Mitgeisel namens Joanis Joplaez sehen, die natürlich zweifel- und mühelos als notorisch nervende Alternativ-Version von Janis Joplin zu identifizieren ist.
Nicht minder brisant: Jones weiß noch immer nicht, dass Marcus, ihr Bruder, der aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, sich den Red Warriors auf Alcatraz angeschlossen hat. Das Wiedersehen hebt sich Autor Yann offenbar für den dritten und letzten Band der ersten XIII Trilogie auf. Yann schrieb auch bereits den Einzelband aus der „XIII Mystery“ Reihe, der sich Jones widmet – einem weiteren Spin-Off, der Nebencharaktere des Seriendauerbrenners in den Fokus rückt. Wie auch schon „Little Jones“ beginnt der zweite Teil hier mit einem Rückblick in Jones‘ bewegte Kindheit.
Und wie bei Band 1 bereits erkennbar, nimmt sich Yann angenehm Zeit für die Entwicklung seiner Story. Dazu kommt der obligatorische Absturz, den Carrington stoisch hinnimmt, wilde Schießereien, kampfbereite, stereotype Soldaten und Söldner auf beiden Seiten (der Krieg in Vietnam ist noch in vollem Gange), inklusive persönlicher Ressentiments und Antipathien, die in der Vergangenheit begründet sind. Das alles wird kredenzt mit den Zeichnungen von Olivier Taduc („Chinaman“ bei Salleck) wie auch der stimmigen Kolorierung von Bruno Tatti im traditionellen realistischen franko-belgischem Stil. Serientypischer Nachschub für alle XIII-Leser, möchte man sagen. Passt. (bw)
XIII Trilogy, Band 2: Jones – Alcatrazrot
Text & Story: Yann
Bilder: Olivier Taduc, Bruno Tatti (Farben)
48 Seiten in Farbe, Softcover
Carlsen Verlag
12 Euro
ISBN: 978-3-551-80583-6