Arrakis, zwei Jahre nach dem Sturz der Familie Atreides: der Wüstenplanet wird vom Harkonnen-Statthalter Rabban mit eiserner Faust regiert, das Spice fließt. Während der Baron seine eigenen Pläne schmiedet, raunt man sich immer wieder Geschichten über einen geheimnisvollen Anführer zu, der unter dem Namen Muad’dib die Fremen hinter sich gebracht haben soll. Harkonnens Mentat Thufir Hawat macht dem Baron klar, dass die Fremen die formidabelste Streitmacht im Universum sein können, wenn man versteht, das Wüstenvolk zu einen – was Harkonnen erreichen will, indem er den Terror verstärkt, Rabban dann ablöst und durch Feyd Rautha ersetzt.
Unterdessen avanciert Paul Atreides unter seinem selbst gewählten Fremen-Namen Muad’dib immer mehr zum militärischen und spirituellen Anführer. Mit der Fremen Chani an seiner Seite hat er einen kleinen Sohn namens Leto II, während seine Mutter Jessica, die die Harkonnens geschickt als Verräterin denunziert haben, ihre Tochter Alia zur Welt gebracht hat, die durch das Wasser des Lebens eines Sandwurms mit übernatürlichen Fähigkeiten geboren wurde. Den ultimativen Initiations-Ritus absolviert Paul ebenso unkonventionell wie erfolgreich: er reitet einen Sandwurm und wird damit endgültig zum Fremen, weigert sich allerdings standhaft, dem Brauche nach seinen Konkurrenten um die Macht Stilgar zu töten.
Als man in der tiefen Wüste auf einen Schmugglertrupp trifft, kommt es zu einem Wiedersehen mit einem totgeglaubten Weggefährten: der Atreides-Getreue Gurney Halleck schließt sich Paul an. Der schwingt sich immer mehr zum Propheten empor, erklärt sich zum Herzog von Arrakis und sammelt die Fremen zum ultimativen Schlag: wer das Spice kontrolliert, dem gehört das Universum, davon ist er überzeugt. Er trinkt ebenfalls das Wasser des Lebens, übersteht auch diese Zeremonie und steht endgültig als Lisan al Gaib, die Stimme aus der Außenwelt, und als Kwisatz Haderach, der mythische Messias, den die Bene Gesserit hervorbringen wollten, vor seinen Anhängern, die ihm bedingungslos folgen. Als eine gewaltige Raumflotte über Arrakis eintrifft und nicht nur der Baron Harkonnen, sondern auch der Imperator Shaddam himself in Arrakeen eintreffen, scheint die Zeit für die lang vorbereitete Rache gekommen…
Mit Teil 3 biegt Brian Herbert nun auf die Zielgerade seiner Adaption des epochemachenden Science Fiction-Romans seines Vaters Frank. Der Fokus verschiebt sich mehr und mehr in Richtung der religionskritischen Züge, die einen der vielschichtigen Themenkomplexe des Romans liefern: die Messias-Figur erscheint durchaus zweifelhaft, die Sekte der Bene Gesserit hat durch jahrelanges Kreuzen der Blutlinien diese Figur bewusst herbeigeführt, die dann allerdings gänzlich anders agiert als geplant. Paul erscheint dabei zunehmend als allmächtiger, teilweise selbstgefälliger Anführer, der zwar von Visionen des von ihm ausgelösten Jihads geplagt wird, seine Rachepläne aber keinesfalls aufgeben möchte (in den späteren Romanen wie etwa „Dune Messiah“ würde Herbert das Motiv des Messias‘, der sein Heilsversprechen letztlich nicht einlösen kann, noch stärker entwickeln).
Neben den üblichen Hofintrigen, die der Baron Harkonnen meisterhaft beherrscht, gesellt sich allerdings vor allem im Finale auch handfeste Action, als Paul mit den versteckten Atomwaffen seines Vaters zur großen Attacke auf die Hauptstadt ruft. Imaginatives und auch optisches Highlight jedoch sind natürlich die wilden Ritte auf den Sandwürmern, die die Fremen in eine gewaltige Streitmacht verwandeln – Shai Hulud bringt das Spice, das Wasser des Lebens und letztlich die ultimative Herrschaft über Dune. Die entsprechenden Sequenzen bringt Kevin J. Anderson plakativ-bombastisch in Szene, im wüstenartigen Pastell und großformatigen, teilweise doppelseitigen Panels, die genauso brillieren wie die Cover-Zeichnungen von Dune-Veteran Bill Sienkiewicz, der seinerzeit ja schon die David Lynch-Fassung adaptieren durfte.
Wie Schirmherr Alex Ross treffend ausführt: die Adaption bringt, nahe an der Vorlage gehalten, eine wunderbare Chance, den Jahrhundertroman nochmals zu erleben, was nahtlos zum zweiten Teil der Kinofassung von Denis Villeneuve passt, der im Februar diesen Jahres schon über die Leinwände flimmerte. Villeneuves Fassung blickt gegen Ende schon in den dritten Roman „Dune Messiah“ – man darf also auf weitere Großtaten hoffen. Wer gar nicht genug bekommt: in den einschlägigen Strömungskanälen gibt es ab November mit „Dune: Prophecy“ ein TV-Serien-Prequel, das 1000 Jahre vor den Ereignissen um Paul Atreides spielen soll.
In jedem Falle aber gilt – wir legen jetzt gleich nochmal die Piece of Mind-Platte (!) auf und lassen uns von der Iron Maiden Fassung der Story begeistern. Vielleicht spielen sie das 2025 endlich mal wieder live, die Tour soll ja diese Schaffensphase abdecken. Wäre wirklich Zeit. Wir üben schon mal: „He rules the sandworms and the Fremen in a land amongst the stars of an age tomorrow”… (hb)
Dune, Buch 3: Der Prophet
Text & Story: Brian Herbert, Kevin J. Anderson, nach Frank Herbert
Bilder: Raúl Allén, Patricia Martin, Bill Sienkiewicz
200 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
35 Euro
ISBN: 978-3-95839-461-2